Rinder sind genauso individuell wie Menschen. Einige marschieren zügig an die Tränke und stecken ihr Maul in die rund 40 Grad warme Molke aus der Alpkäserei. Andere trinken etwas gemächlicher. Schliesslich gibt es auch solche, die der Molke nichts abgewinnen können. Molke ist ein Nebenprodukt der Käseherstellung. Pro Jahr fallen hierzulande etwa 1 80 00 Tonnen an. Die Verwertung ist nicht immer einfach oder besonders umweltfreundlich. Die Molke wird zur Schweinemast benutzt, kompostiert oder Biogas daraus produziert.
Zweijähriges Forschungsprojekt
Während zweier Jahre hat die Eidgenössische Forschungsanstalt Agroscope auf zwei Alpen in der Romandie das Potenzial von Molke- bzw. Schottenfütterung bei Fleischrindern erforscht. Am Dienstag wurde das Projekt «Lactobeef» und erste provisorische Ergebnisse auf der waadtländischen Alp «Alpage de Corjon» vorgestellt.
Untersucht wurden unter anderem die Nahrungsaufnahme und die Verwertung, welche Rassen sich besonders eignen, die Fleischqualität, der Methanaustoss, aber auch das wirtschaftliche Potenzial.
Massiv weniger Methan
ausgestossen
Verglichen wurden drei Rindergruppen: Eine, die nur weidete, eine, die zusätzlich Gerste bekam und eine, die zusätzlich zur Weide mit Molke gefüttert wurde.
Die Forscher fanden heraus, dass die Gesundheit oder die Fleischqualität nicht beeinflusst zu werden scheint. Erstaunt waren sie darüber, dass die mit Molke gefütterten Tiere 37 Prozent weniger Methan ausstiessen. Dafür rechnete sich die Molkefütterung auf der Kostenseite noch nicht. Auch der organisatorische Aufwand war nicht zu unterschätzen. So mussten zuerst eine Herde an geeigneten Tieren gefunden werden. Diese wurden bereits vor dem Start der Alpsaison daran gewöhnt, Molke zu trinken.
In den nächsten Jahren stehe noch viel Forschungsarbeit an, wurde mehrmals betont.
jw