LID: Sie konnten den Absatz zwischen 2009 und 2013 um 115% auf 40'000 Tonnen steigern. Haben Sie einen solchen Erfolg bei der Gründung vor zehn Jahren für möglich gehalten?
Andreas Geisler: Nein, dies war nicht vorhersehbar. Es gab aber schlichtweg keine andere Alternative, als für das Nischenprodukt Heumilch (silofreie Milch) Aktivitäten am Absatzmarkt zu setzen. Ansonsten wäre diese Milchsorte wohl in der Industriemilch untergegangen und die Milchbauern hätten auch kein Interesse mehr an dieser Produktionsweise gehabt.
Wie erklären Sie sich die Beliebtheit von Heumilch-Produkten?
Heumilch trifft einfach den Zeitgeist, Natürlichkeit, Regionalität, Landleben, etc. Zudem greifen die gemeinsamen Aktivitäten mit dem Lebensmittelhandel.
Wie kam es zur Gründung der ARGE Heumilch?
Zur Gründung kam es, als sich Gleichgesinnte in der kleinstrukturierten Milchwirtschaft in Österreich Gedanken gemacht haben, wo die Reise in der europäischen Milchwirtschaft hin geht und wo unser Platz dabei ist.
Gemessen an der gesamten österreichischen Milchproduktion beträgt der Heumilch-Anteil mittlerweile 15%. Wie viel Luft nach oben besteht noch?
Wir haben insgesamt über 400 Mio. kg Heumilch pro Jahr. Aufgrund der topografischen Lage unserer Heubauern (95 % im Berggebiet) wird sich die Milchmenge zwar ein wenig entwickeln, im Vergleich zur Gesamtmilchmenge nach dem Auslaufen der Milchquote in der EU wird die Milchmenge relativ gesehen jedoch geringer werden.
Etwa die Hälfte der Heumilchprodukte geht in den Export. Welches sind die wichtigsten Märkte bzw. wie viel Potenzial sehen sie beim Export noch?
Der wichtigste Absatzmarkt ist für uns der Heimmarkt. Der Exportschwerpunkt liegt in Deutschland. Im Export gibt es noch genügend Potenzial.
Ihr Erfolg hat bereits Nachahmer auf den Plan gerufen. Seit 2013 gibt es in Österreich mit "Bio-Wiesenmilch" ein neues Label, das ähnlich positioniert ist wie Ihres. Die Bio-Wiesenmilch gibt es zwar erst regional zu kaufen, sie soll zukünftig aber national in die Läden kommen. Ist ihr Erfolgsmodell bedroht?
Es gibt in jedem Lebensmittelgeschäft schon bisher eine Vielzahl von Milchsorten, Milchprodukten und Marken. Letztendlich entscheidet der Konsument sich für das glaubwürdigste Konzept.
Was hat der Bauer vom Mehrpreis, den die Konsumenten bezahlen?
Der Heumilchbauer erhält einen Mehrpreis von rund 15%.
Deckt der Mehrpreis den Mehraufwand der Bauern ab?
Mittlerweile schon. Heumilchbauer zu sein ist aber nicht nur ein Thema vom Mehrerlös, sondern eine Lebenseinstellung.
Im nächsten Jahr schafft die EU die Milchquoten ab. Was bedeutet das für die Heumilch-Produktion?
Wir werden uns weiter in Nischenmärkten bewegen und die Differenzierungsstrategie fortsetzen.
Sie wollen bis 2020 ihre Vermarktungsoffensive fortführen. Was bedeutet das?
Dass die gemeinsame Strategie unserer rund 60 Käsereien und Molkereien bzw. der rund 8'000 Heumilchbauern fortgesetzt wird.
In der Schweiz gab bzw. gibt es ähnliche Projekte wie die Heumilch. "Grüne Milch" wurde hierzulande aber nie zu einem Verkaufsschlager wie in Österreich. Wie erklären Sie sich das?
Ich werde mich hüten, Schweizer Milchproduzenten und –verarbeitern Ratschläge zu erteilen. Die Ausgangslage mit den Sortenorganisationen ist in der Schweiz eine ganz andere.
lid
Das Interview wurde schriftlich geführt.