BauernZeitung: Walter Blum, Sie haben über drei Jahrzehnte am Strickhof gearbeitet. 28 Jahre waren Sie zudem verantwortlich für die Spritzentests im Kanton Zürich. Welches waren Ihrer Meinung nach die wichtigsten Veränderungen in der Landtechnik?
Walter Blum: Die Veränderungen in der Landtechnik waren enorm. Aus einfachen Hilfsmitteln wie beispielsweise der Melkmaschine mit Standeimern wurden Hightech-Maschinen wie der Melkroboter. Auch beim Traktor haben sich die Leistung, das Gewicht und der Preis mehrfach gesteigert. Der Landwirt muss diese Entwicklung jedoch bei vielen Maschinen oft ohne grossen Nutzen teuer bezahlen, denn meist wird über die Hälfte aller Hightech-Möglichkeiten bei Maschinen nie genutzt. Elektronik heisst auch, dass der Landwirt immer auf eine geschulte Fachkraft für sein Produkt angewiesen ist. Manch ein Landwirt wünscht sich die alte Mechanik zurück, die mit Schlüssel und Schraubenzieher statt mit dem Laptop repariert werden kann.
Wie haben diese Veränderungen in der Landtechnik die Landwirtschaft beeinflusst?
Die landwirtschaftlichen Betriebe wurden stark rationalisiert. Handarbeitskräfte wurden durch Maschinen ersetzt. Arbeitskräfte mit einer festen Anstellung findet man heute fast nur noch auf Grossbetrieben. Vor 30 bis 40 Jahren war ein Landwirt, der Zuckerrüben anbaut, von der Saat bis zur Ernte fast einen Monat mit seinen Rüben beschäftigt. Heute ist die gleiche Arbeit in zwei, drei Tagen oder sogar mit wenigen Telefonan
rufen erledigt. Früher verfügten die meisten Betriebe über eine teure Eigenmechanisierung. Heute werden Maschinen überbetrieblich eingesetzt oder der Lohnunternehmer erledigt die Arbeiten. Die leistungsfähigen und meistens schweren Erntemaschinen hinterlassen aber bei einigen Landwirten einen rauen Nachgeschmack.
Wie haben sich Ihrer Meinung nach die Schüler über diese Jahre verändert?
Die Schüler veränderten sich wie unsere Gesellschaft. Es gab früher und es gibt auch heute noch sehr angenehme und disziplinierte Schüler. Meiner Meinung nach führen die neuen Unterrichtsmethoden nicht zu mehr Disziplin. Eine Respektsperson wie der Lehrer passt nicht mehr in unsere moderne Gesellschaft. Das ist aber nicht nur in der Schule so, sondern beginnt schon in der Familie. Viele Lernende können sich schlecht oder gar nicht mehr auf ein Thema konzentrieren, weil sie durch die neuen Medien ständig abgelenkt sind.
Wie sind Sie zu Ihrem Beruf
gekommen? Was haben Sie an Ihrem Beruf geschätzt? Was gestaltete sich schwieriger?
Maschinen faszinieren mich immer wieder. Ich bin mit der ganzen Entwicklung aufgewachsen, arbeite mit den Maschinen und repariere sie. Dies werde ich auch in Zukunft tun. Zur Schule kam ich eher durch Zufall. Der Umgang mit dem Nachwuchs hat mir immer gefallen. Wenn das nicht so wäre, hätte ich meinen Job schon lange wechseln müssen. Die Entwicklung vom «Stift» bis zum Lehrmeister über all die Jahre zu verfolgen war immer sehr interessant. Der richtige Weg in Schule und Beratung wurde mir dadurch öfters bestätigt. Am schwierigsten waren die vielen fixen Termine in der Schule. Sie waren zwar ein Jahr vorher bekannt, konnten aber in den letzten zehn Jahren nicht mehr verschoben werden.
Interview Ursina Berger-Landolt