Im August wurden auf den öffentlichen Auktionen 277 Milchkühe zu 3275 Franken im Durchschnitt versteigert. Das deutet darauf hin, dass das Milchvieh knapp und teuer ist, denn die durchschnittlichen Preise sind 156 Franken höher als 2014 und rund 100 Franken höher als vor zwei Jahren.
Die Vianco verkaufte an ihrer letzten Milchviehauktion 44 Milchkühe zu 3228 Franken im Schnitt, zwei trächtige Rinder galten 3300 und 3400 Franken. Michael Rüegsegger, Auktionator der Vianco, erklärt den Milchviehmarkt so:
- Das Angebot an jungen Milchkühen und -rindern ist nur «mittelmässig».
- Der Grund liegt darin, dass in der letzten Zeit mindestens 40 Prozent der Milchkühe mit Mastrassen besamt wurden.
l- Junge, frisch gekalbte Kühe sind trotz Trockenheit gesucht.
Aber der Milchkuhbestand schrumpft weiter. Per Ende Juli gab es nur noch 564'000 Milchkühe, das sind 11'000 Tiere weniger als vor einem Jahr. Dafür bringen die Bauern fleissig Kühe in die Schlachthöfe. Im Juli wurden fast 12 Prozent mehr Kühe geschlachtet als vor einem Jahr. Logisch, dass es von weniger Kühen weniger Kälber gibt. «Weniger Tränker werden angeboten als vor
einem Jahr», sagt Michael Rüegsegger. Dass 2014 die Tränkerpreise ab 20. Juli sanken, heuer aber erst einen Monat später, bestätigt Rüegseggers Aussage.
Weil Milchvieh mangelt, ist auch der Viehexport fast vollständig zum Erliegen gekommen. Nur noch 81 Tiere wurden bis Mitte Jahr exportiert. Dabei subventionierte die Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Rinderzüchter (ASR) den Export mit 500 Franken je Kuh. Irene Niederhäuser von der ASR bestätigt, dass der Viehexport «eingeschlafen» sei, sie stelle zurzeit keine Exportpapiere aus.
Logisch, dass der Rückgang der Milchkühe auch die Milchlieferungen sinken lässt. Bis Mitte Jahr sank die Milchproduktion um zwei Prozent und im Juli gar um fünf Prozent. Milch soll gegenwärtig so sehr gesucht sein, dass in Einzelfällen auf dem Spotmarkt 65 bis 70 Rp. je kg Milch bezahlt wird.
Hans Rüssli