Bisher galten die 
höhlengereiften Kaltbach-Käsespezialitäten von Emmi als Swissness pur. Auch auf der Emmi-Website wird noch immer betont, dass hier nur der beste Schweizer Käse aus Schweizer Milch veredelt wird. Das ist seit Mai dieses Jahres anders: Erstmals reift in der berühmten Sandsteinhöhle ein ausländischer Käse, konkret Ziegenkäse aus Holland.

Importiert wurde dieser Käse im Mai, reifte dann vier Monate und ist seit September auf dem Markt, als «Kaltbach Le Chèvre». Halbhart, aus pasteurisierter Milch, dank einzigartigem Höhlenklima ungewöhnlich ausgewogen, fruchtig-cremig und zartschmelzend, unwiderstehlich, wie es im Beschrieb heisst.  Nur im Kleingedruckten wird auf die Herkunft Niederlande hingewiesen.


«Besser geeignet»


Wieso denn zusätzlich ausländischer Ziegenkäse aus Kaltbach, wenn doch momentan kein Bedarf für zusätzliche Ziegenmilchlieferanten aus der Region Zentralschweiz besteht, wie Emmi noch kürzlich verlauten liess (BauernZeitung vom 22. Juli): Jeder Käse reagiere eben anders auf das spezielle Klima in der Kaltbach-Höhle. Nur wenige könnten überhaupt über mehrere Monate bei dieser Feuchtigkeit gelagert werden und dabei noch ein besonderes Aroma entwickeln, erklärt Emmi-Sprecherin Sibylle Umiker. Es seien verschiedene Ziegenkäse getestet worden. Der niederländische Käse habe sich während der Reifezeit am besten entwickelt.


Ist nicht auch eine bessere Wertschöpfung, sprich günstiger Importpreis des Käse, mit ein Grund für das neue Angebot? Umiker kann die Vermutung nachvollziehen, winkt aber ab: Zumal Emmi ja mit der Marke «Le Petit Chevrier» selber gereiften Ziegenkäse herstelle, wäre dies margentechnisch wesentlich interessanter als die Beschaffung eines Drittprodukts mit Transport in die Schweiz.


Herkunft nicht entscheidend


Sibylle Umiker relativiert im Übrigen die Mengen: Unter der Marke Kaltbach würden fast 3000 t Käse – meist aus Kuhmilch – verkauft. Zwei Drittel werden exportiert. «Für diese Käsefans ist die Schweizer Herkunft bei Kaltbach nicht das entscheidende Kriterium. Sie wollen einfach den besten Käse.»

Gerade einmal 25 t macht derzeit der neue «Kaltbach Le Chèvre» aus. Für die nächsten Jahre rechnet Emmi bei diesem Produkt aus 
holländischem Rohstoff mit einem jährlichen Absatz von 100 t, wobei wohl ein gewichtiger Teil exportiert werde.


Fokus auf Schweizer Käse


Es sei übrigens der erste ausländische Käse, der in Kaltbach veredelt werde. Weitere seien nicht geplant. «Der Fokus bei der Marke Kaltbach liegt auch in Zukunft klar auf Schweizer Käse», betont Umiker.

Und wie steht es um die Produktionsweise der Ziegenmilch in Holland? Importiert wird der Käse vom holländischen Partnerunternehmen AVH Dairy, an dem Emmi eine Beteiligung von 70 Prozent hält. Hergestellt werde er von der seit über 100 Jahren bestehenden Molkereigenossenschaft Rouveen, welche verschiedenste Label bezüglich Qualität und Lebensmittelsicherheit erfülle. Während «Rouveen» sogar eine «Weidegang-Garantie» für alle Kuhmilchprodukte abgebe, würden die Milchziegen konventionell gehalten, primär in grösseren Gruppen in Laufställen.


Nicht erfreut über die Konkurrenz aus Holland in den Kaltbach-Höhlen sind die Ziegenmilchproduzenten (mehr dazu in der BauernZeitung vom 28. Oktober).

Josef Scherer