Auf dem Hof von Marianne und Willi Zollinger stehen grössere Veränderungen an. Während der kommenden Monate wird das Wohnhaus umgebaut. Eine dicke und sehr alte Aussenmauer darf nicht abgebrochen werden, darum wird das Gebäude von oben ausgehöhlt. Neue Wohnungen entstehen, der Hofladen bekommt einen neuen Platz, und vielleicht ergibt sich auch sonst noch Neues.
Die «Alten» sind
für die Reben zuständig
Marianne Zollinger schmunzelt ihrer Tochter Sandra zu und meint: «Es ist noch nichts in Stein gemeisselt. Wir diskutieren mit Sandra und ihren beiden Brüdern Ideen, Wünsche und Vorstellungen. Mein Mann und ich freuen uns auf die neue Wohnung. Was den Betrieb betrifft, soll die nächste Generation die Entscheide treffen.»
In Watt ZH ist es, wie in anderen Rebbaudörfern auch, Aufgabe der älteren Generation, die Reben zu hegen und zu pflegen. Marianne Zollinger erzählt mit viel Fachwissen und Herzblut von der Arbeit im Rebberg. Viele Jahre waren ihre Schwiegereltern ihre Lehrmeister, liessen sie teilhaben an ihren Erfahrungen. «Heute bin ich meist allein in unseren Reben, manchmal helfen meine Eltern noch mit. Ja, früher habe ich unsere Kinder erzogen, heute erziehe ich die Reben», sagt sie lachend und erklärt, welche Arbeiten im Rebberg im Jahresverlauf zu erledigen sind. «Eine spezielle Zeit ist natürlich der Wümmet – zum Glück dürfen wir dann auf viele helfende Hände zählen.»
Eine bunte Palette
an Spezialitäten
Im Laden verkaufen Zollingers ein breites Sortiment an Spezialitäten. Vieles beziehen sie von verwandten oder bekannten Berufskollegen: die gedörrten Früchte von Willis Tante, Gemüse, Obst und geräuchte Würste aus der Region. Natürlich werden alle Watter Weine feilgeboten und ein paar Kartonschachteln mit Traubensaft. Im Angebot sind auch Mandel- und Nussgipfel und gefüllte Sablé, am Freitag und Samstag freuen sich die Kunden auf frisch gebackenes Brot und Zöpfe.
Aus dem Verarbeitungsraum kommen neben dem Gebackenen verschiedene Konfitüren, gerösteter und gesalzener Kernenmix für den Salat, Paniermehl und Croutons. «Manchmal stimmen beim Brot Angebot und Nachfrage nicht überein», meint Marianne Zollinger zu den letztgenannten Produkten. In der Verarbeitung und im Verkauf kann sie auf eine Teilzeitangestellte und die Unterstützung von Tochter Sandra und zählen.
«Ostereier haben wir auch noch», ergänzt diese. Sandra arbeitet je zur Hälfte bei Mutter und Vater. Ein paar hundert Eier werden es wohl sein. Weil noch nicht Ostern ist, dienen die letztjährigen Bilder als Beleg: «Wir binden Pflanzen und Kräuter, aber auch Papierhäschen oder Scherenschnitte mit Strümpfen auf die Eier, gekocht werden sie in Pflanzenfarben: in Zwiebelhäuten, Malven oder Nussschalen», erzählen die beiden begeistert. Man spürt die Vorfreude auf Ostern und auf viel Arbeit!
Marianne Zollinger hat Floristin gelernt, später hat sie in Wülflingen die Bäuerinnenschule gemacht. «Als ich auf den Betrieb kam, hat eigentlich immer die Grossmutter gekocht, meine Schwiegermutter war draussen an der Arbeit.» Der Betrieb war und ist arbeitsintensiv. Sukzessive wurde der Erdbeeranbau ausgebaut. «Vor Jahrzehnten belieferten wir Marktfahrer, dann nahm der Verkauf ab Hof zu, die Selbstpflückanlage kam dazu, und die Erntezeit wurde mit verschiedenen Sorten und Methoden verlängert, die Bewässerung optimiert, der Frostschutz perfektioniert.»
Die Bäuerin war in diesen fast zwei Monaten ständig am Organisieren und Herumrennen, Znünivorbereiten, Mittagessenkochen und nahm dazwischen Bestellungen an. Vor etwa sechs Jahren haben sie mit dem Erdbeerenanbau aufgehört, ein Kollege liefert nun superfeine, aromatische Früchte. «Das Personal war der entscheidende Faktor zur Umstrukturierung, die zuverlässige und kontinuierliche Arbeit von Willis Vater fehlte», ergänzt sie.
Lange Tage auf
dem Kartoffelvollernter
Neben der Mutterkuhhaltung werden auf dem Betrieb Kartoffeln angebaut. Für die Erntezeit können Zollingers auf tüchtige und zuverlässige Aushilfskräfte zurückgreifen. Den Vollernter teilen sie sich mit zwei anderen Bauern, welche daneben noch Milch produzieren. «Wir können auch abends von fünf bis acht unsere Runden drehen.» Die Kartoffeln kommen feldverlesen in Paloxen und laufen im Winter über die Sortiermaschine; meistens sind es dann Mutter und Tochter, welche diese Arbeit erledigen: «Wir sind ein gutes Frauenteam!»
Margreth Rinderknecht