Wie erklären Sie sich, dass der Ziegenkäse immer besseren Absatz findet?
Dies hängt mit der Verschiebung der Essensgewohnheiten der Gesellschaft zusammen. Stets mehr Leute wollen gerne Spezialprodukte konsumieren. Zudem nimmt der Anteil der Bevölkerung zu, die bei Konsum von Kuhmilchprodukten mit Allergien und oder Laktoseintoleranz reagieren.
Gibt es Potenzial, den Markt weiter auszubauen?
Ja, dieses ist sicher vorhanden. Wir importieren nach wie vor einen beachtlichen Anteil an Ziegenkäse aus dem Ausland, vor allem aus Frankreich. Es ist aber schwierig, abzuschätzen, wo quantitativ die Grenze liegt. Zu wenig und zu viel liegen oft nahe beieinander. Ich befürworte deshalb eher, dass man auf einem Betrieb kleiner anfängt, um dann ev. die Produktion auszubauen, anstatt plötzlich auf 200 Stück Ziegen umzustellen, denn die Abhängigkeit vom Abnehmer ist gross.
Das Herdenbuch verzeichnet über 26'000 Tiere, die Zahl ist gestiegen. Welches sind die beliebtesten Rassen und gibt es Rassen, die in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen haben?
Die Gämsfarbige Gebirgsziege hat in den letzten Jahren stark zugenommen und die Saanenziegen anzahlmässig auf Platz 2 verdrängt. Ich freue mich aber auch über die Zunahme von gefährdeten Rassen, wie zum Beispiel der Bündner Strahlen- oder der Pfauenziege.
Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen für die Ziegenhalter in den nächsten Jahren?
Die Ziegenhaltung erfordert recht viel Arbeit. Die Automatisation, wie zum Beispiel Melkroboter für Ziegen, lohnt sich für die Verkaufsfirmen wegen des relativ kleinen Marktes nicht. Die Maschine kann hier also nur bedingt die menschliche Arbeitskraft ersetzen. Weiter ruft der "Markt" nach grösseren Ziegenbetrieben. Hier ist die Haltung, insbesondere von gehörnten Ziegen, eine grosse Herausforderung wegen den gegenseitigen Tierverletzungen.
Die wirtschaftliche Vermarktung vor allem nach Ostern von Gitzi, die bei der Milchproduktion eben auch da sind, ist schwierig. Der SZZV will unter allen Umständen verhindern, dass eine Praxis der Keulung von neugeborenen männlichen Jungtieren in der Schweiz Einzug hält. Diese wird verschiedentlich im Ausland praktiziert, um dann günstigeren Ziegenkäse in die Schweiz auszuführen. Die Erhaltung gefährdeter Rassen ist uns ein grosses Anliegen. Es ist aber schwierig bei jährlich abnehmender Anzahl von Bauernbetrieben alle gefährdeten Rassen zahlenmässig weiter aufzubauen. Der SZZV fördert die gefährdeten Rassen Appenzeller Ziege, Walliser Schwarzhalsziege, Nera Verzasca, Pfauenziege und die Bündner Strahlenziege.
Interview Jonas Ingold, lid