Der bald 70-jährige Isidor Kunz gilt als Gründungsvater und Gesicht der «Napfmilch». Nun zieht er sich per sofort aus der «Neue Napfmilch AG» zurück. Sowohl als Verwaltungsrat wie auch an der Werbefront. Dies gab Kunz vergangene Woche bekannt. Die Hintergründe sind komplex und gehen auf das Jahr 2008 zurück. Damals ging die erste Napfmilch nach rund zehn Jahren Produktion Konkurs. Die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) und die Landwirtschaftliche Kreditkasse Luzern eilten den Napfmilchbauern zur Hilfe und gründeten die heutige Gesellschaft. Und diese wirtschaftet erfolgreich und schreibt schwarze Zahlen.
Die Aktien des Selbsthilfeprojekts sind zu je 45% im Besitz der ZMP Invest AG und der Luzerner Bäuerlichen Bürgschaftsstiftung. Je 5% gehören Geschäftsführer Daniel Erni und Isidor Kunz. Nun hat die Bäuerliche Bürgschaftsstiftung ihren Anteil an die ZMP Invest AG verkauft. Kunz stösst sich an diesem Handel. «Es wurden klare Versprechungen gemacht, welche schlicht nicht eingehalten werden», so Kunz. Demnach hätten mindestens 80 Prozent der Aktien nach der Startphase wieder in Produzentenhände gehört, zeigt sich Kunz enttäuscht. Der Wert der Aktien sei gestiegen, die beiden Hauptaktionäre machten einen saftigen Gewinn, so Kunz weiter. Dies wolle er als Verwaltungsrat nicht mittragen. Ein Gegenvorschlag von ihm, um die Lieferanten gebührend zu beteiligen, sei abgelehnt worden. Er habe für sich einen Schlussstrich gezogen und werde auch nicht an der Infoversammlung vom kommenden Montag teilnehmen, erklärt Kunz. «Ich will nicht mehr dreinreden, die Milchlieferaten sind jetzt gefordert.»
Die kritisierten Organisationen wollen sich erst mit den rund 50 Lieferanten treffen und äussern sich nicht weiter zu den Vorwürfen. Gemäss Pirmin Furrer, ZMP, können Milchlieferanten auch Aktien kaufen. Gegenüber dem «Willisauer Bote» liessen die Hauptaktionäre verlauten, dass direkt vor Ort informiert werde, wer zu welchem Preis und zu welchen Bedingungen Aktien kaufen könne. Isidor Kunz glaubt jedenfalls nicht, dass das Angebot auf Interesse stossen wird. «Viele haben beim Konkurs Geld verloren und werden jetzt nicht plötzlich teurere Aktien kaufen wollen», ist er übezeugt. Die Napfmilch AG beschäftigt in der Käserei/Molkerei «Opfersei» 15 Mitarbeitende und produziert gegen 70 verschiedene Produkte.
Armin Emmenegger