Ruedi Fischer, der Präsident aller Kartoffelpflanzer, freut sich zwar über die Traumernte von einer halben Million Tonnen qualitativ guter Kartoffeln. Was ihn tüchtig ärgert, ist der bis 10 Franken je 100 kg tiefere Preis für Speisekartoffeln und den «Preiskampf, den der Detailhandel völlig unnötig vom Zaun riss. Das spüren die Packbetriebe, und die reichen den Margendruck an uns Kartoffelnbauern weiter», so Fischer.

Dass die Preise zuunterst ans Preisband gehen, gibt Ärger

Ruedi Fischer und andere Kartoffelpflanzer empören sich, dass die wichtige Gruppe der festkochenden Speisesorten um Fr. 8.30 je 100 kg sinkt und die Bintje gar um 10 Franken je 100 kg sinken. Wegen der auf 503 000 Tonnen geschätzten Grossernte wurden die Kartoffelpreise am untersten Ende des Richtpreisbandes angesetzt. Fischer hat jedoch den Eindruck, dass der Preiskampf seit dem Start der Kartoffelernte, die um 140 000 Tonnen heftiger ausfällt als letztes Jahr, sich sogar noch zuspitzt.

Die statistischen Angaben in der Vergangenheit – bis Juli des laufenden Jahres – stützen Fischers Verdacht bisher nicht. Der Landesindex der Konsumentenpreise bei den Kartoffeln und der Kartoffel-Produzentenpreisindex verliefen bis Juli 2014 meistens synchron.
In einem Leserbrief an diese Zeitung schrieb der Grossrat und  Kartoffelproduzent Markus Aebi aus Hellsau BE zum Start der Kartoffelernte: «Die Preissenkung löst keines der Probleme, die mit einer überdurchschnittlichen Ernte im Zusammenhang stehen.»Es werde einzig auf spezialisierten und kapitalintensiven Kartoffelbaubetrieben massiv Wertschöpfung vernichtet.
 
Migros strebt bei Kartoffeln keinen Preiskampf an

Der Grossverteiler Migros schreibt zu Ruedi Fischers Vorwurf: «Die Migros strebt keinen Preiskampf bei den Kartoffeln an. Selbstverständlich hat das Angebot auf dem Markt aber einen Einfluss auf den Preis.» In diesem Jahr hätte die Migros früher Kartoffeln aus der neuen Ernte verkaufen können, was sich auf die Mengen und damit auch auf die Preise ausgewirkt habe. Weiter schreibt die Migros: «Die Preise sind im Vergleich zum Vorjahr früher gefallen.» Migros geht davon aus, dass sich die Preise im Verlaufe der Saison erholen, zum Teil sei dies bereits passiert.
Die Vorwürfe an die Adresse von Coop seien unberechtigt, so Coop-Mediensprecher Urs Meier. Coop gebe günstigere Preise in der Beschaffung generell an die Konsumenten weiter. So seien die Preise für Kartoffeln bei Coop im gleichen Rahmen gesunken, wie in der Produktion.

Hans Rüssli