Keine reine Männersache (mehr)

Traktorfahren ist längst nicht mehr reine Männersache. Steht dem Bauer in der Hochsaison die Arbeit bis zum Hals, muss auch Frau ran. Traktor-Fahrkurse für Frauen sind deshalb gefragt.
Frau am Steuer, auch auf grossen Maschinen keine Seltenheit mehr. (Bild Gerard Rossier/Landwirtschaft.ch)
Frau am Steuer, auch auf grossen Maschinen keine Seltenheit mehr. (Bild Gerard Rossier/Landwirtschaft.ch)

Manchmal bleibt auf dem Bauernhof keine Zeit zum Fackeln. Dann sind alle anwesenden Hände gefragt, die zupacken und mithelfen können. Viele Bauernhöfe werden aber immer grösser und müssen mit weniger Personal auskommen. Grund, warum immer mehr Frauen in Spitzenzeiten auch Arbeiten ausführen, die früher die Männer auf dem Hof übernahmen. Wie Traktor fahren.

 

"Frauen sind topmotiviert"

Damit sich Frau auch sicher fühlt auf den grossen Gefährten, bieten Landwirtschaftlichen Schulen wie die Liebegg in Gränichen Traktorfahrkurse für Frauen an. Und das mit Erfolg. Im Frühjahrskurs sind die acht Plätze meist rasch vergeben. "Die Frauen kommen topmotiviert und am Kurs herrscht eine grosse Disziplin", sagt Hans-Jörg Furter, Fachlehrer Landtechnik und Unfallverhütung der Schule, "es macht den Frauen grossen Spass, die Traktoren zu manövrieren."

Die Teilnehmerinnen sind häufig Partnerinnen von Bauern oder Quereinsteigerinnen, hatten oftmals vorher nichts oder nicht viel mit der Landwirtschaft am Hut. Zudem werden die Maschinen auf den Bauernhöfen immer anspruchsvoller. In jedem Kurs hat es aber auch Frauen, die sich ganz einfach diesen ungewöhnlichen Mädchentraum erfüllen wollen: einmal auf so einem Ungetüm zu sitzen und selber fahren zu können.

Angst abbauen

"Wichtig in den Kursen ist in erster Linie, bei den Frauen die Angst vor dem Traktor abzubauen", sagt Kursleiter und Lehrer Fritz Oppliger vom Inforama Rütti in Zollikofen. "Die Gänge einlegen, Gas geben und bremsen können sie meist recht schnell". Dann aber geht es um weiteres Basiswissen. Denn nur schon das Anhängen der Maschinen am Traktor braucht Fachwissen, aber auch Kraft. Darum lauert hier auch ein recht grosses Unfallrisiko, das durch die Kurse vermindert werden kann.

"Die Teilnehmerinnen schätzen es sehr, einen Tag in aller Ruhe instruiert zu werden und Fragen stellen zu können. In der Hektik des Alltags bleibt dafür oft gar keine Zeit. Der Bauer sitzt auf den Traktor und braust davon, aber die Frauen wollen angeleitet werden", sagt Fritz Oppliger. Nach einem theoretischen ersten Teil im Kurs wird auch die Geschicklichkeit trainiert: das Vor- und Rückwärtsfahren mit dem Einachsanhänger, das Ankuppeln des Kreiselheuers, mit der Zange Siloballen ins Futtertenn verschieben und weitere Punkte stehen auf dem Programm. Als Höhepunkt des Geschicklichkeitstrainings am Inforama Rütti in Zollikofen müssen die Teilnehmerinnen auf eine Metallwippe fahren. Soweit, dass sie die Wippe genau in die horizontale Lage bringen. Damit beweist die Traktorfahrerin, dass sie mit dem grossen Gefährt ganz sachte manövrieren und mit der Kupplung umgehen kann. Eine anspruchsvolle Uebung, die meist nicht auf Anhieb gelingt.

Wertvolle Erfahrung

Janine Hirschi aus Rohrbachgraben besuchte letzten Sommer einen der Traktorfahrkurse auf der Rüti. Die junge Frau heiratete vor einem halben Jahr einen Bauern und sass bis dahin nur ein paar Mal als kleiner Knirps auf dem Traktor ihres damaligen Nachbarn. Aktuell arbeitet sie noch als kaufmännische Angestellte. In ein paar Jahren plant sie aber, gemeinsam mit ihrem Mann den Bauernhof der Schwiegereltern zu übernehmen und wollte schon einmal ein bisschen Traktorluft schnuppern.

Sie ist begeistert: "Ich fand's super und würde jeder Frau mit landwirtschaftlichem Interesse einen solchen Kurs weiterempfehlen." Am meisten Spass bereitete ihr das Herumführen und Neuplatzieren der Siloballen. "Die Paletten am Boden sind vom Traktor aus nur schlecht sichtbar gewesen und trotzdem gelang es mir, die Balle zu packen und auf dem anderen Palett exakt auszurichten". Auch ihr Mann findet es toll, dass sie draussen mit anpacken will, wenn auf dem Bauernhof Hochsaison herrscht. Janine Hirschi bestätigt, was Kursleiter Fritz Oppliger vom Inforama als eines der Kursziele setzt: Sie hat die Angst vor der grossen Maschine abbauen können. Die reine Frauentruppe empfand sie als Vorteil, da die Frauen so ohne Druck und ungehemmter Fragen stellen, als wenn die erfahrenen Profis, die Bauern, dabei sind.

Lis Eymann, lid

 

 

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