Sie tönen «rüüdig» gut, die Titel der beiden Ernährungs-Initiativen. Vor allem die Fair-Food-Initiative lockt mit gut gemeinten neuen Regelungen, welche Bauernherzen höherschlagen lassen. Sie will regionale und saisonale Lebensmittel fördern. Der Bund soll das Angebot von umweltfreundlich und fair hergestellten Lebensmitteln stärken. Und auch importierte Erzeugnisse haben diesen Anforderungen zu genügen.
Endlich, mögen viele sagen, endlich schaut der Staat hin, auf die unsäglichen Produktionsbedingungen im Ausland, die Umweltverschmutzung und Tierschändung in den ausländischen Massentierhaltungen. Setzt ein Zeichen gegen den freien aber unfairen Welthandel.
Aber wie fast immer bei Volksinitiativen gilt: Im Grundsatz gut gemeint, es gilt aber nicht nur der schöne Titel, sondern jeder neue Artikel in der Verfassung. Machen Sie sich Gedanken zum Vollzug, und bedenken Sie die Konsequenzen.
Fakt ist: Es gibt neue Produktionsvorschriften, eine geringere Auswahl, höhere Kosten und mehr Kontrollaufwand. Im Inland, und vor allem bei Importen. Soll mir aber mal einer sagen, wie bei Lebensmitteleinfuhren aus Osteuropa oder Südamerika die Auflagen der Schweizer Nährstoffbilanz dort kontrolliert werden sollen.
Die staatliche Bevormundung werden sich viele Konsumenten nicht bieten lassen. So wird der Einkaufstourismus zunehmen, die gut gemeinten Ziele werden zum Eigengoal für die Bauern: Sie können sich weniger abgrenzen mit ihren Produkten, müssen aber weiterhin im teuren Kostenumfeld Schweiz produzieren.
Noch radikaler ist die Initiative für «Ernährungssouveränität»: Die Zahl der in der Landwirtschaft tätigen Personen soll erhöht werden. Der Staat soll gerechte Preise festlegen, er kann Importe verbieten. Das passt nicht zu einer marktorientierten und unternehmerischen Landwirtschaft. Den Konsumenten staatlich vorzuschreiben, was sie kaufen sollen, ist der falsche Weg. Wir müssen die Gesellschaft über unsere Leistungen informieren und überzeugen, dass sie Schweizer Produkte bevorzugen.
Josef Scherer
Den gesamten Artikel lesen Sie in der BauernZeitung vom 31. August 2018.