«Einfacher gehts ja nicht», kommentiert Landwirt Bruno Lenzin aus Oberhof die Mäusebekämpfung mithilfe des Wiesels. An einem Kurs des Juraparks Aargau hat er sich mit den Kleinstrukturen bekannt gemacht, die das Vorkommen des Wiesels fördern sollen. Lenzin hat heuer zwar keine besonderen Mäuseschäden zu beklagen, aber es sei sinnvoll, rechtzeitig Massnahmen zu ergreifen. «Ob es sich gelohnt hat, kann ich in fünf, sechs Jahren sagen», fügt er an. Der Aufwand jedenfalls halte sich im Rahmen. Und von den Kleinstrukturen würden auch weitere Tiere profitieren.
900 Mäuse pro Jahr
Mäuseschäden sind ein Dauerthema in der Landwirtschaft. Das Fallenstellen ist zeitaufwendig und teuer; Giftköder und Vergasen sind aus Sicht von
Natur- und Umweltschutz problematisch. Dafür erinnert man sich heute wieder an Hermelin und Mauswiesel, volkstümlich unter dem Begriff Wiesel zusammengefasst. Eine erlegte Maus pro Tag lautet die Faustregel, ein weibliches Tier mit Jungen bringt es sogar auf rund 900 Mäuse pro Jahr.
Für Thomas Baumann, Bereichsleiter Naturschutz am Naturama und Landwirt, liegen die Vorteile auf der Hand: «Wiesel sind effiziente Mauser. Sie arbeiten gratis und es gibt sogar noch Direktzahlungen für Fördermassnahmen aus den Programmen Biodiversitätsförderflächen, Vernetzung und Landschaftsqualität.» Doch die Wiesel sind selten geworden. Und so werden derzeit verschiedene Förderprojekte umgesetzt (siehe Kasten). Sowohl der Jurapark Aargau wie das Naturama haben diesen Frühling Kurse für das Anlegen von Kleinstrukturen und Vernetzungsmassnahmen angeboten, weitere Kurse sind in Planung.
Schützende Strukturen
Zum Schutz vor ihren natürlichen Feinden wie Greifvögel und Katzen brauchen Wiesel Kleinstrukturen, die sie in einer stark genutzten Landschaft kaum finden. Dabei, so lautet eine Erkenntnis aus dem Förderprogramm Wieselnetz Schweiz, könnten Wieselbestände bei richtigem Vorgehen mit relativ einfachen Massnahmen nachhaltig gestärkt und die Mäusepopulation verringert werden.
Wiesel brauchen Unterschlüpfe als Wohnraum und für die Aufzucht, etwa Ast-, Stein- und Holzhaufen. Sie benötigen ausserdem temporäre Verstecke und Deckung innerhalb ihres Streifgebiets wie Säume, Altgrasstreifen, Buntbrachen, Hecken, Feld- und Ufergehölze mit Strukturen, ungemähte Restflächen und Gräben. Und natürlich mausreiche Wiesen als Jagdgebiete.
Ungehindert bewirtschaften
«Richtig gemacht, behindern Kleinstrukturen die rationelle Bewirtschaftung der Felder nicht», verspricht Thomas Baumann. Als Beispiel nennt er Steinhaufen, die in einem Acker neben einem Schacht angelegt werden und diesen zusätzlich für den Maschinisten als Hindernis erkennbar machen.
Das sei eine Win-win-Situation. Asthaufen an Ecken von Feldern ersparen unnötigen Aufwand beim Mähen und Einsammeln des Schnittguts und bei Ackerbauarbeiten. Auch im Unterhalt sind diese Elemente unkompliziert. Sie müssen lediglich vor Überwucherung freigehalten werden, und zusammengefallene Asthaufen sind nach einigen Jahren zu erneuern.
Bauern sind interessiert
Anja Trachsel vom Jurapark Aargau berichtet von einem guten Echo auf das Wieselförderprojekt vonseiten der Landwirtschaft. Am Workshop im Feld Anfang April seien rund die Hälfte der Teilnehmenden Bauern gewesen. Etliche von ihnen würden nun eine Folgeberatung beanspruchen. Doch andere halten sich zurück. Sie zweifeln am Nutzen der vierbeinigen Mäusejäger. Oder sie sind generell skeptisch gegenüber Wildtieren. Diese Bedenken entkräftet Tobias Beeler, Futterbaufachmann am LZ Liebegg (Artikel unten): Es spreche nichts gegen das Wiesel.
Wer sich bislang noch nicht mit Ast- und Steinhaufen, Altgrasstreifen, Säumen und ähnlichen Strukturen angefreundet hat, könnte sich also mit ihrem Mehrfachnutzen trösten: Das heutige Direktzahlungssystem belohnt solche Elemente, sie dienen der Biodiversität, pflegen das Image der Landwirtschaft bei Konsumenten und Umweltverbänden. Aber vor allem unterstützen sie den Vormarsch eines effizienten Mäusejägers.
Ruth Aerni