Mathias Herzog sägt Trämel zurecht und spitzt diese zu Hagpfosten zu, während Koni Schön die Pfähle entrindet. Das Team ist eingespielt, spürbar kollegial. Zivildienstleistender (Zivi) Mathias ist sich als gelernter Forstwart den Umgang mit der Motorsäge gewohnt. Und auch die Arbeitsstelle und den Arbeitgeber kennt er als Niederrickenbacher von Kindsbeinen an. Zwar kein Bauernsohn, aber erfahren bei der Mithilfe auf Bauernhöfen und Alpen, sei es für ihn klar gewesen, den Zivildienst auf einer nahen Alp zu leisten, und er lobt diesen Einsatz als sehr positiv.

In der RS "abgelöscht"
Eigentlich wollte Mathias Militärdienst leisten, wäre am Liebsten als Sappeur ausgehoben worden, diese Funktion war aber schon besetzt. So startete er im Herbst 2009 in Herisau die RS als Füsilier. Nach fünf Wochen habe es ihm aber "abgelöscht", stellte ein Gesuch für Zivildienst. Das wurde innert einer Woche problemlos bewilligt. So brach er die RS ab. "Das dürfte heute wohl schwieriger sein, in Anbetracht der rasant gestiegenen Zahlen an Zivildienstler in den letzten Jahren", blickt Herzog zurück. Im Sommer 2010 leistete er seinen ersten Monat Zivildienst auf einem Bauernhof in Oberrickenbach, in den Folgejahren folgten weitere Monatsdienste in der Landwirtschaft, 2014 erstmals auf der Alp Sinsgäu. Dann entschloss sich Herzog für einen Langzeiteinsatz. Zwar nicht wie üblich sechs Monate während eines Jahres, sondern zweimal drei Monate in zwei Jahren, dafür auf dem gleichen Betrieb.

Nun ist er bereits das dritte Mal auf Sinsgäu, startete mitte Mai, bleibt noch bis mitte August. Wenn immer möglich wolle er auch die noch verbleibende Dienstpflicht, zweimal zwei Monate, bei Koni Schön leisten. 2018 hätte er so seine Diensttage erfüllt, eineinhalb mal so viele wie beim Militärdienst. Er sei sehr zufrieden,  "die Arbeit stimmt für mich, ich liebe die Natur und Bergwelt und bin gewohnt, bei jedem Wetter draussen und körperlich hart zu arbeiten", begründet der 27-jährige Herzog seine Motivation. Den Sommer über führt er sonst mit seinem Bruder einen Bagger- und Transportbetrieb, im Winter arbeitet er auf seinem  erlernten Beruf bei einem Forstbetrieb in Grafenort.

Zu tun gibt es viel auf der grossen Alp Sinsgäu: wochenlang 33 km Hagen im Frühjahr, Brenn- und Hagholz rüsten in den umfassenden Waldungen der Alp, Viehbetreuung, Pflege der vielen Alpweiden, "Alphiet". Koni Schön und seine Partnerin Evelien Pater, eine gebürtige Holländerin, seit über 30 Jahren in der Schweiz und hier zur Bäuerin mit Meisterprüfung ausgebildet, sind auf zusätzliche Mithilfe angewiesen. Neben dem Zivi sind das weitere Helfer, so zum Hagen und Heuen, oder auch zur Führung des Alpbeizlis. Den sechsten Sommer verbringen Koni und Evelien auf Sinsgäu, fast ein halbes Jahr.

Hochwildjäger
Beide sind auch passionierte Jäger, erwarten schon jetzt sehnlichst den Start der Hochwildjagd am 9. September. Den Winter über arbeitet Koni im Seilbahnbau und gibt Skischule. "Wir sind sehr zufrieden mit Mathias, besser könnten wir es nicht haben", lobt Koni die Arbeit des Zivis. Etwas mühsam sei zwar vor Jahren das Anmeldeverfahren gewesen, um vom Bund als Betrieb für Zivildienstleistende anerkannt zu werden. Für den Langzeiteinsatz zahlt er dem Bund für den Zivi-Einsatz monatlich rund 400 Franken, neben Kost und Logis. Für Monatseinsätze entfällt unter gewissen Voraussetzungen diese Gebühr. Die Zivildienstleistenden
selber sind über die EO entschädigt. Er werde auch nach der Dienstpflicht von Mathias versuchen, wieder einen Zivildienstleistenden zu bekommen, denn die Arbeit werde nicht weniger und er nicht jünger. "Nur schade, gibt es nicht mehr an Alpeinsätzen interessierte Zivis." Dafür dürfte nach seiner Meinung schon noch etwas mehr geworben werden, denn der Bedarf an Helfern sei in der Land- und Alpwirtschaft sicher vorhanden. Offensichtlich sei aber halt der Dienst im Sozial- und Gesundheitsbereich doch wesentlich attraktiver. "Viele wären für die Arbeit auf Alpen aber auch gar nicht geeignet", ist sich Koni Schön bewusst.

js