Die europäischen Milchbauern haben sich einen aussergewöhnlichen Schutzpatron gesucht, um Solidarität in ihrer schwierigen Situation zu erfahren. 140 Mitglieder des European Milk Board haben am Mittwoch im Vatikan einer Audienz des Papstes beigewohnt und seinen Beistand erbeten.

«Der Papst spricht uns Milchbauern aus dem Herzen», sagt EMB-Präsident Romuald Schaber laut Communiqué. «Bescheidenheit, Nachhaltigkeit und Respekt vor dem, was die Natur dem Menschen gibt, sind Tugenden, die wir leben. Der Segen von Papst Franziskus bedeutet uns sehr viel und hat uns in unserer Aufgabe bestärkt.» 

Papst kritisiert Wirtschaftssystem

Der Papst habe das bestehende Wirtschaftssystem immer wieder als ungerecht bezeichnet und den Neoliberalismus scharf kritisiert, schreibt die EMB. Und: «Aktuell zerstört die EU-Politik mit ihrer Überproduktion und Exportorientierung bäuerliche Milchbetriebe in Europa und in Entwicklungsländern.» Europäische Konzerne seien dabei, sich Zutritt zu den lokalen Milchmärkten der Entwicklungsländer zu verschaffen und verdrängten über kurz oder lang die lokale Milchproduktion. Das führe zu Armut – ein Thema, das bekanntlich auch dem Papst am Herzen liegt.

Die Milchpreise liegen in vielen Ländern nur noch um die 25 Cent pro Liter Milch. Dem stehen laut EMB Produktionskosten von über 40 Cent gegenüber. «Der Handel und die Molkereikonzerne fahren hingegen satte Gewinne ein», kritisiert die EMB.

Auch Schweizer dabei

Auch acht Schweizer Milchbauern sind nach Rom gereist, darunter BIG-M-Geschäftsführer Werner Locher (wir berichteten). «Wir wollen dem Papst zeigen, wie dramatisch die Situation für uns Milchbauern ist», sagte er am Dienstag im «Blick».

Bei der Generalaudienz überreichten die Milchproduzenten dem Papst Milch, Käse und Jog­hurt von Bauern, die einen fairen Preis für ihre Milch erhalten haben.

jw