Die Zahl der Knospe-Betriebe in der Schweiz hat weiter zugenommen: Mittlerweile arbeiten 5'884 Produzenten und 847 Verarbeiter nach den Richtlinien von Bio Suisse. Der Biomarkt erreichte im letzten Jahr mit einem Marktanteil von 6.9% zudem einen neuen Rekordwert. Der Markterfolg hat teilweise hohe Importraten zur Folge. Beim Biogetreide etwa kann die Nachfrage nicht aus Schweizer Herkunft gedeckt werden. Teilweise ist dies auch bei Futtermitteln der Fall. "Es ist für die Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz schwer verständlich, wenn die inländische Landwirtschaft nicht auf ihre Bedürfnisse eingeht.
Vor allem wenn es sich dabei um eine Produktionsart handelt, die eine gute Wertschöpfung verspricht und zugleich unsere Ressourcen geschickt und umweltschonend nutzt”, so Bio Suisse-Präsident Urs Brändli zur ungenügenden Inland Versorgungslage. Gleichzeitig merkt er an, dass Bio Suisse und die Partnerorganisationen in der EU dieser Situation jedoch nicht untätig zu sehen: "Der Biolandbau setzte im letzten Jahr in ganz Europa seinen Wachstumstrend eindrücklich fort. In der Schweiz geht der wachsende Absatz einher mit einem sehr erfreulichen Zuwachs von plus 5'000 Hektar biologisch bewirtschafteter Fläche. Vor allem im Talgebiet, in ackerfähigen Lagen, haben sich viele Betriebe zur Umstellung entschlossen.”
Wichtig fürs Berggebiet
In den Berggebieten spielt die Biolandwirtschaft seit Jahren eine wichtige Rolle. Im Kanton Graubünden sind rund die Hälfte der Landwirtschaftsbetriebe biozertifiziert. Der Kundschaft bietet sich damit ein attraktiver Mehrwert, der zunehmend auch in der Tourismusvermarktung Anklang findet. Verschiedene lokale und regionale Labelprogramme und Dienstleistungsplattformen wie Alpinavera oder "Das Beste der Region” fördern Berg- und Alpprodukte gezielt. Coop bietet im Rahmen ihres Berghilfeprogramms zudem Hilfeleistungen an wie z.B. Stall- und Käsereisanierungen. Bergprodukte aus diesen Projekten finden häufig Eingang in das Pro Montagna-Sortiment des Grossverteilers. Viele davon sind biozertifiziert.
Biopunkt: Zukunftsmodell für den Biofachhandel?
Diesen Frühling lancierte Bio Suisse das Qualitätsprogramm Biopunkt zusammen mit der Bio Partner Schweiz AG als Lieferant für Bio-Fachhandel und Reformhäuser. Ziel des Qualitätsprogramms ist es, mit einem gemeinsamen, gut wieder erkennbaren Auftritt im Bio-Fachhandel hochwertige Produkte in Knospe-, Demeter- und ProSpecieRara-Qualität noch besser zu vermarkten. Die Marktdurchdringung mit Bioprodukten ist in der Schweiz sehr weit entwickelt, längst über den klassischen Biofachhandel hinaus. In fast allen traditionellen Detailhandelsunternehmen, z.B. Manor, Loeb oder Globus (mittlerweile ein Migros-Unternehmen) haben Bioprodukte längst einen Stammplatz. Auch andere Akteure wie Spar, Aldi oder Lidl haben stark aufgeholt.
Neue Vermarktungsmöglichkeiten
Seit 2012 kooperiert Migros Zürich mit der deutschen Biofachhandels-Kette Alnatura, mittlerweile mit drei Alnatura-Bio-Supermärkten. In den nächsten Monaten werden rund 300 Alnatura-Produkte nun in der Deutschschweiz in rund 70 ausgewählten Migros-Filialen eingeführt und der Online-Supermarkt LeShop.ch bietet die Alnatura-Produkte für Kunden in der ganzen Schweiz an.
Im Juni eröffnete Migros Zürich im Hauptbahnhof Zürich den ersten Migros Bio-Take-Away der Schweiz, der ausschliesslich Produkte in Bio-Qualität anbietet, meist aus lokaler Herstellung. Rolf Fuchs von Migros Zürich: "Viele Produkte werden direkt vor Ort im Bio-Take-Away zubereitet oder gelangen via Nachtproduktion am Hauptsitz tagesfrisch in den weniger als 3 Kilometer entfernten HB.” Fuchs verweist auch auf die Zusammenarbeit mit lokalen Bio-Zulieferbetrieben hin. Von der Bio-Bäckerei "Vier Linden” bezieht die Migros für den Take-Away in Zürich u.a. Silser-Bretzel, Teegebäck und die beliebte Himbeer-Biskuitroulade, zudem hergestellt im Rahmen eines sozialen Projekt des Vereins "Zürcher Eingliederung”.
Peter Jossi,
Landwirtschaftlicher Informationsdienst