«Abwahl von Präsident Ruedi Schnyder, Hans Keller, Jörg Schön, Beat Schwager und Fritz Steffen». Dieser Antrag soll an der ordentlichen Delegiertenversammlung der Genossenschaft Thurgauer Milchproduzenten (TMP) vom kommenden 29. März behandelt werden. Damit er auf die Traktandenliste kommt, braucht es die Unterschriften von 10 Prozent der TMP-Mitglieder.
Lanciert wurde die Unterschriftensammlung am Freitagabend an einer Versammlung in Müllheim. Eingeladen hatten Godi Siegfried, Präsident der PMO Züger/Forster und Roland Werner, Präsident der Thur Milch Ring AG. Die beiden begründeten ihren Antrag damit, die abzuwählenden Vorstandsmitglieder seien bereits während der Kontingentierung in ihr Amt gewählt worden, würden eine Klüngelwirtschaft betreiben und hätten in einem liberalisierten Milchmarkt die Zeichen der Zeit nicht verstanden.
«TMP ist vorgeprescht»
Damit hat der Streit um die rund 140 säumigen Zahler der Lactofama-Beiträge in der TMP eine neue Dimension erhalten. Es sei nicht verständlich und unverzeihlich, dass die kleine Genossenschaft TMP in dieser Frage vorgeprescht sei und angekündigt habe, die Betreibung gegen die säumigen Zahler einzuleiten. Es bleibe der Eindruck, die TMP sei «von Bern» dazu angestiftet worden, sagten Siegfried und Werner.
Godi Siegfried und Roland Werner sind grundsätzliche Gegner der Lactofama. Sie verneinen deren Wirksamkeit und votieren für Jahresmengenverträge zwischen Produzenten und Verarbeitern. Da sei das Risiko von überschüssiger Milch in den Milchpreis eingearbeitet. Die Verarbeiter seien besser in der Lage, überschüssige Milch im Ausland abzusetzen als bäuerliche Handelsorganisationen, argumentieren die beiden.
An sich sei nichts dagegen auszusetzen, wenn Händler sich zusammenschliessen und die Lactofama gründen, um das saisonale Üeberrschuss-Problem zu lösen. Es gehe aber nicht an, dass die Delegiertenversammlung der SMP per Beschluss die Beitragszahlung auch für Nicht-Aktionäre verbindlich erkläre. Zudem sei der Kostenverteiler unlogisch: Die Milchproduzenten bezahlen 0,35 Rappen pro Kilo, die Handelsfirmen 0,1 Rappen. Eigentlich müsste es genau umgekehrt sein.
Gespräche haben stattgefunden
Die Genossenschaft TMP vertritt den Standpunkt, es sei gegenüber den 800 bis 850 zahlenden Mitglieder nicht statthaft, dass eine Minderheit die Lactofama-Beiträge nicht entrichte. Ausserdem seien die Lactofama-Beiträge statutenkonform beschlossen und von einer grossen Mehrheit der SMP-Delegierten angenommen worden.
Am Freitagmorgen hatte ein Gespräch zwischen TMP-Präsident Ruedi Schnyder, Geschäftsführer Jürg Fatzer sowie Godi Siegfried und Roland Werner stattgefunden. Dieses ist laut Siegfried konstruktiv verlaufen. Man stehe gegenwärtig in einer Verhandlungsphase «Gewehr bei Fuss».Wenn sich bei den Lactofama-Zahlungen eine akzeptable Lösung für die Zukunft abzeichne, dann sei die Gegenwart lösbar. In den nächsten Wochen seien keine Betreibungen zu erwarten.
Christian Weber