Die BauernZeitung war vorletzte Woche unterwegs mit Daniel Etter, Winzer und langjähriger Sekretär von Vitival (siehe Kasten), in den Weinbergen zwischen Sierre und Raron. Am meisten fiel auf, wie unterschiedlich er die Lage in den Weinbergen kommentierte. «Hier, auf diesem flachen Stück, ist alles erfroren, weil die Kälte sich vom Hang nach unten bewegte und lange Zeit liegen blieb. Da wiederum kann mit einer kleinen Ernte gerechnet werden und dort sogar mit einem erfreulichen Ertrag, weil der Frost nicht voll zugeschlagen hat», beschreibt Etter die unterschiedlichen Lagen. Letztes Jahr wurden total 41 771 246 Liter eingekeltert (17 090 837 Liter Weisswein und 24 680 410 Liter Rotwein). Dieses Jahr sieht die Schätzung nach den Frostnächten im April vorläufig bei tausend Hektaren einen Ernteausfall bis zu 100 Prozent vor und bei tausend Hektaren bis zu 70 Prozent. Das bedeute, erklärt Daniel Etter, einen grossen Ernteverlust für das gesamte Wallis wie auch in der übrigen Schweiz. Definitive Zahlen liegen jedoch erst nach der Ernte vor.
Günstig gelegene Weinberge
Trauben seien üblicherweise nicht so stark frostgefährdet wie beispielsweise Aprikosen, die früher blühen, erklärt Daniel Etter. Zudem lägen die Walliser Weinberge an günstigeren Standorten, nämlich hauptsächlich auf der rechten, also sonnigeren Talseite und in Hanglage. Letztere seien sozusagen frostsicher. Stärker gefährdet seien die Reben, die sich im Tal befinden.
Einige Produzenten hätten bald nachdem ihr Weinberg sich «schwarz» präsentierte, also total erfroren war, alle Stöcke ausgerissen und neue gepflanzt, um nicht drei Jahre zu verlieren. Er selbst hatte auf einer Parzelle nur noch tote Stöcke und liess sie stehen. «Nach zwei Monaten trieben sie alle aus und heute tragen sie sogar ein paar Trauben!» Daniel Etter sagt es in einem Ton, als wenn er es jetzt, nach ein paar Wochen, immer noch nicht glauben könnte. Er fügt allerdings an, es habe sich um acht Jahre alte Pflanzen gehandelt. Denn gleich nebenan pflanzte er letztes Jahr neue Reben, die sind erfroren und tot. Er philosophiert: «Es kommt mir vor wie bei den Menschen: Die Alten sind charakterlich gefestigt und überwinden Probleme; die Jungen sind übermütig und voller Tatendrang und bringen keine Geduld auf.»
Jetzt auch noch Hagel
Eine Woche nach dem Besuch meldet Daniel Etter, am 1. August hätten Savièse und Conthey ein schlimmes «Feuerwerk» erlebt. Rund 50 Hektaren Reben seien so stark verhagelt worden, dass sie jetzt völlig nackt, also ohne Blätter, dastünden.
Benildis Bentolila