Die Schweiz ist bekannt für ihre exzellente Schokolade. Und so haben wir das Gefühl, wir seien weltweit führend in der Schokoladeherstellung. Doch nur ein Prozent der gesamten Kakaoproduktion wird in der Schweiz veredelt. Diese Tatsache und weitere spannende Fakten zum Kakaoanbau und der Verarbeitung von Kakao zu Schokolade erfuhren die Teilnehmer des ersten Agrarzyklus am Montagabend in Weinfelden.

Ein Teufelskreis

Kakao wird grösstenteils auf der südlichen Halbkugel produziert und auf der nördlichen verarbeitet. Dies erklärte Christine ­Müller, Geschäftsführerin der Schweizer Plattform für Nachhaltigen Kakao. Der Verein, bestehend aus 41 Akteuren aus der Schweizer Kakaobranche, engagiert sich dafür, dass die Nachhaltigkeit der Produktions- und Wertschöpfungskette verbessert wird.

Die Probleme diesbezüglich sind vielfältig, wie Müllers Ausführungen zeigten. «Abholzung der Regenwälder, der Einsatz von Dünger und Chemikalien, Kinderarbeit, ein tiefer Kakaopreis, kein Geld für die Schule – all dies hat zur Folge, dass der Kakaoanbau heute kaum nachhaltig ist», berichtete Müller. Eine Möglichkeit, um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, sind Mischkulturen wie z.B. Kakaopflanzen zwischen Maniok- und Bananenbäumen. Das erhöht die Biodiversität bei den Pflanzen und beim Einkommen – und die Bauernfamilie ist nicht mehr alleine vom Kakao abhängig.

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Ungewöhnliche Trends

Monica Müller ist CEO der Chocolat Stella Bernrain AG. «Wir sind mit einem Marktanteil von zwei Prozent ein vergleichsweise kleines Unternehmen auf dem Schweizer Schokoladenmarkt», sagt sie an der Veranstaltung Agrarzyklus. Daher habe man sich auf exklusive Schokoladen spezialisiert. Die Produkte werden für private Labels sowie die Marken Bernrain und Stella hergestellt. «Die Auswahl bei der Schokolade ist extrem gewachsen, heute gibt es fast alles», stellt Müller fest. Als Beispiel nannte sie vegane Schokolade, die Kokosnuss-, Mandel- oder Haselnussmilch enthält. Doch nicht alle Entwicklungen der Chocolat Bernrain kommen gut an. So habe einmal ein Kunde Schokolade gefüllt mit Lebertran in Auftrag gegeben. Die Kinder hätten die Medizin deswegen nicht lieber zu sich genommen – so blieb es bei einem einmaligen Auftrag.

Stefanie Giger