Fast bis auf den letzten Platz war der Saal im Schulhaus Ermensee letzten Montagabend gefüllt. Eingeladen hatten der Bäuerinnen- und Bauernverein (BBV) unteres Seetal und die IG Mittellandseen. Nachdem die Einführung des Phosphorprojekts Mittellandseen Phase 3 um ein Jahr herausgeschoben wurde (siehe Kasten), wollen sich nun die Betroffenen stärker einbringen.
Bauern offen für Lösungen
Man sei sich der Problematik der Seen absolut bewusst, sei aber der Meinung, dass zu wenig auf die Anliegen der Landwirtschaft eingegangen wurde, betonte Heinz Schmid, der Präsident des BBV unteres Seetal und Tagungsleiter, in seiner Begrüssung. Schmid führte kurz aus, warum das Vorgehen des Kantons problematisch sei. Unter anderem erwähnte er die späte Kommunikation, den Standortnachteil der Betriebe im Zuströmbereich und die Förderung des Hofdüngertourismus in die Nachbarkantone. Den betroffenen Landwirten wäre es zeitlich Ende Jahr gar nicht möglich gewesen, die laufenden Gülleverträge ordnungsgemäss zu kündigen und die neuen strengeren Anforderungen einzuhalten. Im neuen Projekt ist unter anderem vorgesehen, dass im Zuströmbereich des Baldeggersees die Phosphorbedarfsdeckung auf 80 Prozent eingeschränkt wird.
Eigentlich Erfolgsgeschichte
Christian Budmiger, Gemeindepräsident von Aesch, orientierte über den Zustand der Mittellandseen. Er betonte, dass die Seesanierung eigentlich eine Erfolgsgeschichte darstelle. So konnte die Phosphorkonzentration seit den 70er-Jahren massiv gesenkt werden. Leider sei aber der Baldeggersee früher eine Art Klärbecken des Hallwilersees gewesen, diese Tatsache erschwere die Gesundung des Sees noch heute. Markus Kretz aus Schongau sah die Landwirtschaft als Teil des Problems und folglich auch Teil der Lösung. Nicht richtig sei die etwas einseitige Betrachtungsweise, in welcher die Landwirtschaft als alleiniger Sündenbock herhalten müsse.
«Wir wollen uns nun aktiv in die Gestaltung der Verordnung einbringen.»
Heinz Schmid, Präsident BBV unteres Seetal
P-Unterschiede in Böden
Diskutiert wurden verschiedene Themenbereiche. So wurde über die mögliche Berücksichtigung der unterschiedlichen P-Versorgung der Böden bei der Nährstoffbilanzierung diskutiert, ebenfalls über die Möglichkeiten zur Berechnung der Nährstoffgehalte von Hofdüngern. Auch wurde rege über den Sinn oder Unsinn einer DGVE-Limitierung im Zuströmbereich der Mittellandseen debattiert, diese habe keinen Einfluss auf den Phosphoraustrag.
Die IG Mittellandseen wird jetzt zusammen mit der kantonalen Verwaltung mögliche Anpassungen diskutieren.
Bauern wollen mitreden
Zu diesem Zweck wurde eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aus allen drei Seeregionen gewählt. Die Region Sempachersee wird durch Dominik Thürig und Benedikt Habermacher, jene des Baldegersees durch Benno Ineichen und Konrad Jund und die Region Hallwilersee durch Thomas Oehen und Christian Budmiger vertreten. Ziel sei es, bis Mitte Jahr Klarheit zu haben über mögliche Anpassungen, so dass dann genügend Zeit für Kommunikation und Planung vorhanden sei. Es brauche für alle verträgliche Lösungen, meinte der Präsident abschliessend zur sehr sachlich geführten Versammlung.
Neue Projektphase ab 2021
Wie bereits gemeldet (siehe BauernZeitung vom 31. Januar), hat das Bundesamt für Landwirtschaft das Gesuch der Luzerner Dienststelle Landwirtschaft um Verschiebung des Phosphorprojekts Phase 3 Mitte Februar gutgeheissen. Somit werden die bisherigen Massnahmen verlängert. Das neue Projekt tritt am 1. Januar
2021 in Kraft, gleichzeitig mit einer Anpassung der kantonalen Phosphorverordnung. Die Verschiebung war vor allem bäuerlicherseits gefordert worden. Nicht zufrieden sind die Umweltverbände. Dieses Vorgehen sei ernüchternd. Leidtragend seien die «massiv überdüngten» Mittellandseen, lässt Pro Natura verlauten. Die Verbände würden die Verschiebung nicht akzeptieren und sie überlegen sich «weitere Massnahmen».