Wo vor Kurzem noch ein Kuhstall stand, wird in wenigen Monaten eine Shrimps-Farm eröffnet. Auf einer Fläche von etwas mehr als 250 Quadratmetern will Simon Mayer in zwei Aufzucht- und vier Mastbecken die kleinen Meerestiere mit Swiss Quality produzieren. «Für die Abnahme sind bereits Interessenten aus dem Grosshandel vorhanden», sagt Simon Mayer, der seit über vier Jahren an diesem Projekt arbeitet.

Auch regionale Gastronomen zeigen sich an der Produktion der Schweizer Garnelen interessiert. Doch seine Grundidee ist es nicht, in grossen Mengen Shrimps zu produzieren. «Ich will mit meinem Projekt einen ersten Schritt in die richtige Richtung für die starke Nachfrage auf dem Markt der Aquakultur setzen», sagt Mayer.


8000 Tonnen Shrimps werden jährlich importiert


In Zuben entsteht derzeit sein erstes Pilotprojekt. «Meine Grundidee ist es, das Konzept in der ganzen Schweiz vermehren zu können», sagt Mayer. Für ihn hat diese Art von Shrimps-Anlage ideales Potenzial für einen zusätzlichen Betriebszweig in der Landwirtschaft. Bis anhin gab es Shrimps nur vom Ausland. Die Schweiz importiert über 8000 Tonnen dieser Meerestiere. Mayer weiss, dass die Nachfrage riesig ist. «Doch wir sind ein Land mit hohen Ansprüchen an die Qualität.»

Die Importware konnte bis anhin dem ökologischen und qualitativen Gedanken kaum gerecht werden. Shrimps, die in herkömmlichen Zuchtanlagen gezüchtet werden, benötigen oft zu viele chemische Hilfsmittel. Dabei komme, um zu überleben, oft Antibiotika zur Anwendung. «Die Delikatesse aus dem Meer ist nur begrenzt verfügbar und die Ressourcen sind irgendwann aufgebraucht», sagt Mayer.

Hirngespinst nimmt Formen an


Seine Idee entstand vor rund vier Jahren bei einem Besuch in Brasilien. Ein Kollege führt dort eine Outdoor-Anlage. «Ich nahm eine Kostprobe mit nach Hause, und alle waren von der Qualität begeistert», sagt Mayer. Dabei habe er gedacht, sowas müsste in der Schweiz auch möglich sein. «Wir sind ein qualitätsbewusstes Land, aber sowas gibt es bei uns auf dem Markt nicht.» Am Anfang habe er selber an seiner neuen Idee gezweifelt und dachte, es sei nur ein Hirngespinst.

Doch das Hirngespinst, wie er es nennt, entwickelte sich durch viele Abklärungen, Nachforschungen und Gesprächen zu einer realen Idee. Er reiste vor zwei Jahren erneut nach Brasilien und bildete sich vor Ort in Sachen Shrimps-Zucht intensiv weiter. «Dabei konnte ich viel Know-how mitnehmen», sagt der 30-Jährige. Danach begann Mayer mit der Planung und stellte ein Businessplan zusammen. Bei seinen Nachforschungen stiess er auf das Ingenieurbüro Polyplan aus Deutschland. Diese Firma habe bereits einige erfolgreiche Erfahrungen im Bau von Shrimps-Anlagen.

Ohne schädliche Chemikalien Shrimps züchten

Bis die definitiven Baupläne standen und von allen Instanzen bewilligt wurden, brauchte es zwei Anläufe. Er schätzte die offene Zusammenarbeit und die Unterstützung von Gemeinde und Kanton sehr. «Es haben sich alle auf Neuland bewegt», sagt Mayer. Jetzt ist es fix, und der Rohbau steht. Für die Anlage benötigt er 150 Kubik Salzwasser mit 30 Grad Temperatur und eine Filteranlage. Mit Letzterem ist gewährleistet, dass das Wasser frisch bleibt und sich die Tierchen ohne schädlichen Chemikalien gesund entwickeln können. Die Temperatur wird durch eine Wärmepumpe produziert. Um die Spitzen beim Heizen zu brechen, kommt Gas zum Einsatz. «Der Energieverbrauch ist mit einem Einfamilienhaus zu vergleichen, und die Anlage besitzt eine hervorragende Isolation», sagt Mayer.


Ein Versuch, der ihn reizt


Das Abwasser führt er vorgereinigt in die Kanalisation, und die Feststoffe werden von einem Filter aufgefangen. «Die grösste Herausforderung wird sein, eine regelmässige Ernte für die grosse Nachfrage produzieren zu können», sagt Mayer. Ob er schlussendlich davon leben kann, weiss er noch nicht. «Es ist ein Versuch, der mich reizt, und ich bin zuversichtlich», sagt der innovative Unternehmer, der in Zuben vor über sieben Jahren von seinem Vater den Mastbetrieb für Poulets übernommen hat.


Momentan seien alle Berechnungen Annahme. Daher will er noch keine Zahlen nennen. Nur so viel verrät er, für 100 Gramm muss der Konsument zwischen neun bis zwölf Franken rechnen. «Das ist nicht mehr, als Herr und Frau Schweizer für gutes Fleisch ausgeben.» Damit seine Anlage aber selbsttragend wird, erstellt er über dem Zuchtbetrieb zwei moderne Mietwohnungen. Diese sind ab diesem Sommer bezugsbereit.

Zeitgleich erwartet Mayer auch die ersten Shrimps-Larven für die Aufzucht. Diese lässt er von Florida importieren. Sechs Monate später kann er die erste «Mayer Shrimps», wie er sie nennen wird, als echte Schweizer Delikatesse an seine wartenden Kunden ausliefern. Doch die allererste Portion wird er mit Bestimmtheit und Wonne selber geniessen.

Daniela Ebinger