«Wir Schweinehalter müssen offensiver reagieren statt immer nur auf Skandale zu reagieren.» Diese Botschaft predigte der Suisseporc-Präsident Meinrad Pfister den rund 200 an die Aargauische Schweinefachtagung gepilgerten Schweinehaltern.
Schweinefleisch essen ist allmählich verpönt
Pfister rief den Zuhörern in Erinnerung, wie es bisher lief bei der Schweinehaltung und beim Schweinefleisch.
- Der Pro-Kopf-Konsum von Schweinefleisch sank seit den 1980er-Jahren von 33,5 kg auf heute noch 23,46 kg.
- Veganer machten mobil und predigten Fleischverzicht.
- Die Schweinehalter reagierten nur auf handfeste Skandale.
- Fleisch essen sei bald so verpönt wie das Rauchen.
«Lasst uns hinstehen, zeigen, wer wir sind und was wir tun», rief Pfister in den vollbesetzten Saal des Restaurants Ochsen in Lupfig AG. Der Konsument von heute wolle wissen, was in der Fleischproduktion vor sich gehe und was für ein Leben die Sau geführt habe, bevor sie auf dem Teller lande. Weil die Genossenschaft Qualiporc mit dem eigenen Gesundheitsprogramm Safty plus liebäugelte, habe die Dienstleistungsgesellschaft der Suisseporcs, die Suisag, beschlossen, das Gesundheitsprogramm Suis Sano zu lancieren.
Suis Sano startete unter der Voraussetzung, dass sich die Gesundheitsprogramme gegenseitig anerkennen, dass man gemeinsam gegenüber den Abnehmern auftrete, und schliesslich müsse die Zertifizierungsstelle in Produzentenhand bleiben.
Das Pilotprojekt von Suis Sano ist bereits gestartet
Tierärztin Christiane Schaller referierte vor den Schweinehaltern über die Umsetzung der Pilotphase, die gegenwärtig am Laufen ist und welche sie zusammen mit zwei anderen Tierärzten betreut. Schaller verriet, dass die Rahmenbedingungen so lauteten: Ein geringer Antibiotikaverbrauch müsse sich lohnen, und zwischen den betreuenden Tierärzten und dem Schweinehalter müsse lückenlose Transparenz herrschen.
Zu den Rahmenbedingungen von Suis Sano in der Pilotphase gehört, dass die verschiedenen Antibiotika erfasst und gewichtet werden. Zwischen den 36 teilnehmenden Betrieben wird ein indexierter Quervergleich gemacht. Die Voraussetzungen für den teilnehmenden Betrieb lauten: l Erfüllung der Anforderung des Status A des Schweinegesundheitsdienstes (SGD),
- kein routinemässiger Antibiotikaeinsatz auf dem Betrieb,
- ein ausgewiesen niedriger Antibiotikaeinsatz
- eine belegbare Rückverfolgbarkeit und
- eine Auswertung der Produktionsdaten und des Medikamentenbezugs.
Betrieb A erfüllt die Bedingungen für Suis Sano
Auf den 36 teilnehmenden Betrieben seien die ersten Besuche erfolgt, erklärte Christiane Schaller. Dabei hätten sich erst mal die Tierärzte des Pilotprojekts und die Schweinehalter kennengelernt. Bei einem Betriebsrundgang habe man kritische Punkte diskutiert und später festgelegt, ob der Betrieb den «Benchmark» für die Teilnahme erreiche. Schaller zeigte dies an zwei Pilotbetrieben, dem «Betrieb A» und «Betrieb B».
Der Betrieb A sei ein CNF-Zucht- und Mastbetrieb mit 107 Sauen und 28 Remonten, Fremdremontierung und mit Mast von 80 Prozent der Ferkel. Die Massnahmen bei den Saugferkeln (Eiseninjektionen, Entwurmung, Impfung) seien vom Landwirt festgehalten worden und auch dass die Ferkel ohne Antibiotika abgesetzt würden. Durchfall bei den Ferkeln einige Tage nach dem Absetzen hätten den Nachweis von schweinepathogenen E.coli F4 ergeben. Die Ferkel seien sofort behandelt worden, und mit dem Futtermittelberater sei die Fütterung beim Absetzen geändert worden. Die Mast der Ferkel erfolgte problemlos, und die Sauen seien in guter Kondition und hatten keine Fruchtbarkeitsprobleme. Betrieb A mit 10 Prozent Saugferkelverlusten und 13 lebend geborenen Ferkeln je Sau erfüllte die Bedingungen für Suis Sano.
Betrieb B mit 120 Sauen und Fremdremontierung führte ungefähr die gleichen Massnahmen bei den Saugferkeln wie «Betrieb A» durch und setzte seine Saugferkel auch ohne Antibiotika ab.
Betrieb B erfüllt Bedingungen für Suis Sano nicht
Beim Initialbesuch wurden auf dem Betrieb B vom Tierarzt stark abgemagerte Ferkel mit wässrigem Durchfall angetroffen. Die Verlustrate während der Säugezeit betrug auf Betrieb B 25 Prozent. Die Diagnose lautete, dass Betrieb B mit Rotaviren infiziert war. Er erfüllte die Bedingungen für Suis Sano nicht. Der Schweinebestand auf Betrieb B wurde behandelt, und bei einem späteren Besuch boten Sauen und Ferkel ein schöneres Bild als beim ersten Besuch.
«Wer soll das bezahlen?», fragte ein Schweinezüchter. Dass das Programm koste, sei klar, so Meinrad Pfoster. Aber das Ziel sei die Kosten durch einen Mehrwert für die Schweine abgelten zu lassen, zusätzlich gebe es Rückverfolgbarkeit und bessere Tiergesundheit.
Hans Rüssli