«Obwohl Früchte und Gemüse im Trend sind, wer
den sie noch zu wenig konsumiert in Anbetracht ihrer Funktion für eine hohe Ernährungsqualität», so Swisscofel-Präsident
Jacques Blondin an der Generalversammlung von heute Dienstag in Bern. Er rief die Mitglieder dazu auf, für die Wertschöpfung zu kämpfen. Der Vorstand arbeitet seinerseits an einem Strategiepapier zur zukünftigen Ausrichtung des Verbands.
Bilaterale Abkommen gewinnen an Bedeutung
Geschäftsführer Marc Wermelinger geht davon aus, dass es multilaterale Abkommen wie das WTO-Agreement in absehbarer Zukunft schwer haben werden, sich weiterzuentwickeln. Zum Beispiel wegen der stockenden Wirtschaft in den Industriestaaten oder internationalen Konfliktherden wie der Ukraine, zwischen China und Japan oder im Nahen Osten.
«Aus strategischen Gründen werden die führenden Wirtschafsnationen in absehbarer Zukunft wohl primär bilaterale Abkommen vorantreiben», so Wermelinger. Als kleines Land habe die Schweiz den Partnerländern nur Märkte mit einer begrenzten Aufnahmefähigkeit zu bieten: «Es wird für die Schweizer Diplomaten also eine zunehmende Herausforderung sein, bilaterale Abkommen abzuschliessen, ohne wesentliche Zugeständnisse beim Marktzutritt zu machen.»
Beim Abkommen mit China habe der Grenzschutz für frisches Obst und Gemüse nicht geopfert werden müssen. «Viel spricht dafür, dass das Abkommen zu einer Erfolgsstory wird.»
Problematische Mindestlohninitiative
Für Swisscofel ist klar, dass bei einem Ja zur Mindestlohninitiative diverse Schwierigkeiten auf die Branche zukommen würden. Fragen müsste man sich, «ob die bestehenden Zölle auf unseren Produkten tatsächlich noch einen wirksamen Grenzschutz darstellen, wenn die Lohnkostendifferenz zum Ausland in der Landwirtschaft 40% oder mehr beträgt», so Wermelinger.
Von Swissness erwartet er einen Mehrwert, auch wenn die Umsetzung im Früchte- und Gemüsebereich noch einige Diskussionen auslösen werde.
Umsetzung des neuen SwissGAP läuft gut
Positiv auf Kurs sei die Umsetzung des neu überarbeiteten Qualitätsstandards SwissGAP. Negativ hingegen, dass der
Bundesrat in seiner Verordnung zum neuen Artikel 11 im Landwirtschaftsgesetz die finanziel
le Förderung für Produzenten,
die SwissGAP umsetzen, nicht
mehr vorgesehen habe.
Für 2014 konnte mit dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) eine
Übergangslösung ausgehandelt werden. Ab 2015 ist Schluss mit der Förderung.
Unzufriedene Kartoffelhändler
Gar keine Freude haben die Kartoffelhändler an der «Buchstaben-fixierten» Auslegung der Kriterien für die Einfuhrberechtigung von Speisekartoffeln. «Das BLW hat festgestellt, dass die Praxis der Zuteilung der Kartoffelkontigente an die Importberechtigten nicht zu 100 Prozent dem Wortlaut der Verordnung enspreche», sagte Marc Wermelinger.
Importkontingente dürfen gemäss BLW künftig nur noch Firmen zugeteilt werden, die inländische Kartoffeln für den Verkauf im Detailhandel abpacken. Tatsache sei, dass rund 40% der Speisekartoffeln an Grossverteiler und in die Gastronomie geliefert würden, diese wurden bisher als «Inlandleistung» angemeldet.
Die neue restriktive Auslegung des BLW hätte laut Swisscofel zur Folge, dass Lieferanten von rund 40% des Gesamtmarktvolumens von der Importberechtigung ausgeschlossen würden. Die Branche will an der aktuellen Praxis festhalten und hat dafür einen entsprechenden Antrag zur Anpassung der Verordnung eingereicht.
Im Aus- und Weiterbildungsangebot des Verbandes wird es einige Anpassungen geben. Swisscofel will vermehrt Kurse in Branchenkunde anbieten. Allgemeinbildende Fächer anderer Ausbildungen sollen anerkannt werden. Die Ausbildung zum Handelspezialisten Früchte und Gemüse mit eidg. Fachausweis wird entsprechend angepasst.
Neuer Vizepräsident gewählt
Daniel Hofmann, 14 Jahre lang Vizepräsident, Walter Ingold und Thomas Schmid traten aus dem Vorstand zurück. Zum neuen Vizepräsidenten wurde Ueli Forster von der Gastro Star AG gewählt. Neu im Vorstand ist Erwin Büsser vom Migros-Genossenschaftsbund.
Jeanne Woodtli