Eine so gute Qualität hätte wohl bei der diesjährigen Traubenernte diesen Herbst im Kanton Luzern kaum jemand erwartet. Schliesslich machten Frost, falscher Mehltau und im Sommer die Kirschessigfliege den Rebbauern auch im Kanton Luzern sehr zu schaffen.
Wenig Frostschäden
Die Frostnacht vom 28. April verschonte zwar die milden Seelagen und führte nur zu geringen Schäden an jungen Trieben. Der nasse und kalte Frühsommer machte aber allen Reblagen zu schaffen. Die Befruchtung verlief nicht optimal, die Vegetation geriet in Rückstand. Auch die Verrieselung führte punktuell zu starken Einbussen, wie Beat Felder von der Dienststelle Landwirtschaft und Wald, Bereich Spezialkulturen, im Bericht zum diesjährigen Weinjahr festhält. Vor allem wegen den häufigen Mehltauinfektionsbedingungen war der Pflanzenschutz sehr anspruchsvoll. Der sommerliche September mit viel Sonnenschein, wenig Regen und viel Wärme habe dann aber das schwierige Weinjahr gerettet. Und die kühlen Nächte hätten die Ausbildung der Aromen gefördert.
Wenig KEF-Schäden
Wider Erwarten blieben die gefürchteten Kirschessigfliegen den Trauben aber mehrheitlich fern. Dies trotz der hohen Luftfeuchtigkeit, grossen Fangzahlen und den starken Schäden bei den Kirschen. Viele Rebbauern versuchten dem erwarteten Befall der Fliegen vorzubeugen, mit Netzen oder der Behandlung mit
dem weissen Ton Kaolin. Wo Befall aufgetreten ist, seien die Ertragseinbussen aber weniger entscheidend als der zusätzliche Aufwand durch die Sönderung der Ernte gewesen. Felder erklärt sich den unerwartet geringeren Befall mit Kirschessigfliegen mit dem trockenen Klima in den Rebbergen und den wohl dickereen
Beerenhäuten.
Gute Qualität geerntet
Die Traubenernte sei sehr zufriedenstellend verlaufen, es musste wenig auf den Boden geschnitten werden. Der Wümmet 2016 wurde im Kanton Luzern erst am 3. November abgeschlossen. Beim Blauburgunder wurden im Schnitt 90,6 Grad Oechsle gemessen. Im ausserordentlichen Jahrgang 2015 waren es 99,5 Grad Oechsle. Der Riesling-Silvaner kam auf 75,5 Grad Ochsle, gegenüber dem Vorjahr mit 82 Grad. Die Sorte Solaris erreichte wie üblich die höchsten Werte, diesmal wurden 98,9 Grad gemessen. Bei über 90 Grad Oechsle lagen auch Pinot Gris und Diolinoir. Die Zuckergehalte im Kanton Luzern liegen im Schnitt der Mittellandkantone, zeigen aber über die Jahre steigende Tendenz auf.
Mehr Menge geerntet
Einen Rekord gab es dieses Jahr im Kanton Luzern, aufgrund der weiter steigenden Flächen, bei der Traubenmenge. Geerntet wurden 374 t, 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Pro m2 wurden 676 Gramm geerntet, was im Bereich des Optimums liege. Weisse Trauben dominieren immer noch deutlich, mit 211 t gegenüber 162 t bei den roten Trauben. Flächenmässig halten sich rote und weisse Sorten aber die Waage. Bereits sind übrigens 23 Prozent der Luzerner Rebenfläche mit pilzwiderstandsfähigen PIWi-Sorten belegt. Die Weinlesekontrolle umfasste 42 Sorten auf einer Fläche von 58 ha, vier ha mehr als im Vorjahr. Beat Felder rechnet damit,
dass das qualitative Potenzial der Luzerner Weine mit Jahrgang 2016 ziemlich genau zwischen den Jahrgängen 2014 und 2015 liegen werde.
BauZ