Am Anfang stand eine Allergie: Eine der Töchter von Landwirt Werner Thommen fragte «Papa, könntest du nicht einmal Urdinkel anbauen?», weil sie dieses alte Getreide gut vertrug. Gesagt, getan. Seit 2008 bauen Werner Thommen und seine Frau Brigitte auf ihrem Biobetrieb in Eptingen BL Urdinkel an.

Daraus ist eine Erfolgsgeschichte geworden. Im Webshop der Interessengemeinschaft (IG) Urdinkel werden heute Mehl, Schrot, Teigwaren, Griess und vieles mehr verkauft.

Alles auf dem Betrieb

Säen, ernten, röllen, mahlen mit der Steinmühle, abfüllen und verpacken - alles wird auf dem Hof gemacht. Das nach der Ernte übrig gebliebene Stroh wird als Einstreu im eigenen Stall verwendet, die beim Mahlen der Körner «abfallende» Kleie den Tieren verfüttert und die Spreu wird als Einstreu eingesetzt.
 Der Bio-Betrieb wird seit 2012 durch Anita und Christian Rudin-Thommen weiter bewirtschaftet.

Alleinstellungsmerkmale

Thommens haben sich mit ihren Urdinkelprodukten erfolgreich differenziert. Aber was heisst Differenzierung überhaupt genau? Mit einer Differenzierungsstrategie zielen Anbieter darauf ab, sich von der Konkurrenz abzuheben. Durch Alleinstellungsmerkmale soll die Zahlungsbereitschaft der Kunden erhöht werden. 

Herkunft und Produktionsverfahren seien einem grossen Teil der Konsumentinnen und Konsumenten heute wichtig, so der Tenor an der heutigen Jahresmedienkonferenz des Schweizer Bauernverbands (SBV). Das hohe Qualitätsniveau sorge für den guten Ruf von Schweizer Produkten, sagte SBV-Direktor Jacques Bourgeois. «Die Schweizer Landwirtschaft hat die Differenzierung längst als Erfolgschance erkannt», hielt er weiter fest.

Strengere Auflagen

«Das Vertrauen in die Schweizer Lebensmittel ist auch aufgrund der gesetzlichen Auflagen grösser», führte Martin Rufer aus, beim SBV Leiter Departement Produktion, Märkte und Ökologie. So habe etwa die USA heute noch kein nationales Tierschutzgesetz. In der Schweiz und in Europa seien zudem Hormone oder antimikrobielle Leistungsförderer in der Fütterung im Gegensatz zur USA verboten. Auch die Ansprüche der Verarbeiter an Rohstoffe aus der Schweiz «sind hoch».

Swissness-Vorlage zentral

Für Martin Rufer sind «griffige Deklarationsbestimmungen» zentral, um mehr Konsumenten für Schweizer Produkte zu gewinnen. Gegenwärtig gibt es dazu drei wichtige Vorlagen:

Swissness: Seit vier Tagen gilt für Lebensmittel neu der Grundsatz «Wo Schweiz drauf steht, ist Schweiz drin». «Die Swissness-Vorlage stärkt die Glaubwürdigkeit der Marke Schweiz», sagte SBV-Präsident Markus Ritter vor den Journalisten. Sie stärke die Position der Schweizer Landwirtschaft am Markt.

Lebensmittelrecht: Der Bundesrat hat im Rahmen der Umsetzung des neuen Lebensmittelgesetzes die Deklaration der Herkunft tierischer Rohstoffe in verarbeiteten Lebensmitteln etwas gestärkt.

Gentechnologie:Der SBV fordert, dass die GVO-freie Produktion «endlich auch in der Schweiz direkt auf den Lebensmitteln ausgelobt werden darf», erklärte Rufer.

Qualitätsstrategie

Für den obersten Bauern Markus Ritter ist auch die Qualitätsstrategie ein «Schlüssel zum Erfolg». Im November wurde in Bern der Verein zur Förderung der Qualitätsstrategie der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft gegründet. Dank diesem Verein und zusätzlichen Ressourcen sollen laut Ritter Herausforderungen angepackt werden. «Zentral ist die Vereinigung von Marktpartnern und das Bündeln der Kräfte des ganzen Ernährungssektors», so der SBV-Präsident.

Jeanne Woodtli