Ein veganes Leben bedeutet bewusster, selbstauferlegter Verzicht: auf Fleisch, auf Milch und Eier, auf Lederschuhe – auf tierische Produkte aller Art. Im Detailhandel sowie in der Gastronomie schiessen immer mehr Produktalternativen, die mit dieser rein pflanzlichen Ernährungsweise kompatibel sind, wie vegan-verträgliche Eiweisslieferanten  – sprich Pilze – aus dem Boden. Veganes Leben liegt im Trend, obwohl die Zahl an Veganern mit vielleicht einem Prozent an der heimischen Gesamtbevölkerung noch relativ klein ausfällt. Präzise Erhebungen hierzu liegen jedoch nicht vor.    

Doch worin liegt für immer mehr Menschen der Reiz, vegan zu essen, zu leben – eventuell sogar zu glauben –, sich rein pflanzlich wohlzufühlen? Das naheliegendste Argument treibt den Veganismus wohl am stärksten an: das tierische Leiden. «Die vegane Lebensweise vermeidet Tierleid so konsequent wie irgend möglich», heisst es auf der Website www.vegan.ch. Konsumiert der Mensch, geht dies oftmals zulasten von Tieren. Deren Fleisch, Produkte, Fell und Pelz müssen menschliche Bedürfnisse – zum Beispiel nach Nahrung und Kleidung – stillen. 

Diesbezüglich scheint die grundsätzliche Frage nach Sinn und Recht weder fehl am Platz noch ganz abwegig zu sein: Woher nimmt sich die menschliche Gattung das Recht, Tiere für ihre eigenen Ansprüche nutzbar zu machen? Weil es seit jeher schon so ist? Weil der Homo sapiens stärker ist? Die unermessliche menschliche Intelligenz kann wohl kaum als Grund angeführt werden. Denn die humane Tendenz zur Selbst- und Umweltzerstörung lässt doch eher darauf schliessen, dass unsere Art weit weniger Hirnmasse in Intelligenz umzusetzen vermag, als oft angenommen wird. 

Nicht ganz unverständlich ist daher, dass sich Veganer und Veganerinnen dem Tier zuliebe bewusst selbst einschränken und auf pflanzliche Alternativen wie Tofuburger oder Pilzrisotto – notabene ohne den klassischen, würzigen Kuhmilch-Parmesan – setzen.  

Je nach Argumentation macht eine vegane Lebensweise auch ökologisch durchaus Sinn. Tierische Produkte, allen voran Fleischerzeugnisse, können kaum mit ihrer Ökobilanz punkten. Verschiedene ökologische Faktoren wie zum Beispiel Emissionswerte, Energieverbrauch während der Produktion und der Verbrauch natürlicher Ressourcen in einem einzigen Wert vereint, stellen vor allem dem Rindfleisch ein bescheidenes Zeugnis im direkten Vergleich mit Tofu, Kartoffeln oder Teigwaren aus. Auch ist das virtuelle Wasser, welches in ein Kilogramm Rindfleisch geflossen ist, mit rund 15 00 Litern um einen zigfachen Wert grösser als etwa beim Weizen mit 1300 Litern pro Kilogramm.

Richtigerweise ist eine wenig differenzierte Argumentation – zum Beispiel ist Rindfleischproduktion nicht gleich Rindfleischproduktion; extensiv ungleich intensiv; grasland- steht sojabasiert gegenüber usw. – niemals abschliessend. Auch leistet die Nutztierhaltung äusserst wichtige ökologische und landschaftsbezogene Beiträge. Erwähnt seien hier beispielhaft die bedeutsame Nährstoffanreicherung der Böden, touristische Aspekte mit Blick auf standortbedingte Landschaftspflege oder etwa Sicherheitsfragen mit Blick auf die weisse winterliche Pracht.

Ein Plädoyer für Veganismus sollen diese Ausführungen nicht sein. Vielmehr sind sie als leichter Denkanstoss zu verstehen; dahingehend, dass eine vegane Lebensweise durchaus ihre Rechtfertigung hat und insbesondere heutzutage mehr verdient als bloss ein süffisantes Belächeln. Denn eines ist klar: Grundsätzlich wünschen sich Bäuerin und Bauer Konsumenten, die bewusst einkaufen und genaustens den Wert ihres Einkaufskörbchens hinterfragen. Und die dem Veganismus verschriebene Klientel tut dies. Dumm nur für alle Nicht-Gemüsebauern, dass sie auf tierische Produkte verzichtet.

cap