Angesagt war Hundewetter. Das aber blieb aus an diesem Donnerstagmorgen. Gut für die Bäuerin und die sechs Bauern, die sich auf dem Hof etwas ausserhalb von Oberdorf versammeln - in Gummistiefeln und Regenjacken. Heute gehen sie auf Mäusejagd.

Gespannt warten alle auf Kathrin Hirsbrunner. Sie, die professionelle Feldmauserin, die helfen kann, wenn es um Wühlmäuse und Maulwürfe geht, wie sie auf ihrer Internetseite schreibt. Sie, die das vom Nidwaldner Bauernverband organisierte Seminar mit dem Titel Mäusebekämpfung leitet.

Die 61-Jährige ist schon früh unterwegs. Angereist aus Merligen im Kanton Bern, läuft sie vor Kursbeginn das Feld des Geschehens ab. Sie will wissen, ob hier auch tatsächlich genügend Mäuse wühlen, um den Kurs durchzuführen.

Sie wirkt etwas ungeduldig. Denn da, wo sie mit den Kursteilnehmern hätte das Feld leer mausen wollen, ist das Gras bereits zu hoch gewachsen. Dies erschwere die Mäusejagd, sagt sie. Während sich ein Bauer auf die Suche nach einem geeigneten Stück Land macht, schleicht sich eine Katze an. Als würde sie etwas wittern.

Nachfolgerin des letzten Feldmausers

Hirsbrunner beginnt den Kurs und will wissen, wer weshalb hier ist. "Ä hüüfe Müüs" habe er auf seinen Feldern, sagt einer. Ein anderer spricht gar von einer Plage. Und nochmal einer sagt, er sei "gwundrig", und er habe schon immer gemaust.

Alles nichts Neues für die Feldmauserin. Seit sie 2006 professionell Wühlmäuse fängt, stehen ihre Kunden stets vor den gleichen Problemen: Die Mäuse sind da, wo sie Futter finden. Hirsbrunner hilft Landwirten, Obstbauern, Hobbygärtnern.

Der besondere Bezug zu den kleinen Tieren war Hirsbrunner nicht in die Wiege gelegt. Feldmauserin wurde sie durch Zufall. Sie wollte sich beruflich neu orientieren und suchte eine Arbeit mit viel Bewegung und viel frischer Luft. Als sie gehört hatte, dass der letzte Feldmauser im Land gestorben war, wusste sie: "Ich übernehme."

Ohne Gift und Köder

Hirsbrunner öffnet den Kofferraum ihres Autos, wo sich ihre gesamte Arbeitsausrüstung befindet. Gummistiefel, Handschuhe, Lochschneider Absteckfähnchen und, ganz wichtig: Ihre Superkatzen, die sogenannten Topcat-Fallen. Mit denen macht sie - ohne Gift und Köder - den Mäusen das Leben zur Hölle.

Hirsbrunner jagt vor allem Wühlmäuse. Sie sehe es dem Boden an, wo eine gegraben habe. Dort sucht sie dann den Laufgang, gräbt ein Loch, setzt die Falle und, früher oder später, laufe die Maus direkt hinein. Mäuse mögen keinen Durchzug, sagt sie, die auch den Rhythmus der Maus kennt: "Drei Stunden aktiv, drei Stunden passiv".

Je mehr Gras, desto mehr Sex

Der praktische Teil geht los. Die Kursteilnehmer werden mit Jagdutensilien ausgerüstet und suchen als Erstes nach den Laufgängen. Der Zeitpunkt ist günstig für die Mäusejagd, im Frühling, vor der Paarungszeit, sollten sie getötet werden. "Die sexuelle Aktivität der Mäuse wird mit dem Graswachstum gefördert", sagt Hirsbrunner.

Wer auf Mäusejagd gehe, soll die Fallen nicht am Morgen stellen und erst am Abend kontrollieren. Das sei unproduktiv. Besser alle zwanzig bis dreissig Minuten kontrollieren. Und sobald eine Maus gefasst sei, die Falle neu Stellen. "Und vergesst nie, die Mausefallen mit einem Fähnchen zu kennzeichnen", mahnt sie die Kursteilnehmer. Zu leicht gingen sie im Gras verloren.

Es dauert ein Weilchen - fast schon ist Mittag - bis eine erste Falle zuschnappt. Kurz darauf noch eine und noch eine. Um sicher zu sein, dass die Maus tot ist, muss sie noch ruckartig durchgestreckt werden. Hirsbrunner fragt, wer das machen wolle. Niemand. Sie macht es, ohne mit der Wimper zu zucken.

Nun ist Mittagessen angesagt für die Seminarteilnehmer. Am Nachmittag dann dürften die zwanzig Fallen gefüllt sein. Und am Abend, auf ihrer Heimfahrt nach Bern, wird Kathrin Hirsbrunner ihr Auto an einem Waldrand parkieren und die heutige Beute hungrigen Füchsen zum Znacht bereitlegen.

sda