Wie die «Ostschweiz am Sonntag» und 20 Minuten berichteten, verfingen sich 27 Rehe, sechs Füchse, vier Gämse, drei Dachse, ein Rothirsch, ein Steinwild und eine Rabenkrähe 2016 in Zäunen. So steht es in der Jagdstatistik des Kantons St. Gallen. «Doch längst nicht alle Tiere sind gefunden worden», sagt Peter Weigelt, ehemaliger Nationalrat und Präsident des Jägervereins Hubertus gegenüber der . Die Dunkelziffer betrage ein Mehrfaches. Für ihn ist klar: «Wir wollen als Jäger nicht tatenlos zusehen und uns darauf beschränken, Tiere aus den Netzen zu befreien oder qualvoll verendete Tiere einzusammeln.» Denn trotz der vielen gesetzlichen Bestimmungen werde das Thema von Behörden und Landwirtschaft weitestgehend ignoriert. «Niemand fühlt sich zuständig, wenn es um die Einhaltung der Bestimmungen geht.»
Kantonales Verbot von Stacheldraht gefordert
Weigelt und seine Kollegen haben im vergangenen Jahr die Augen offen gehalten und Fotos gesammelt. Darauf sind Tiere im Todeskampf oder Zaunreste zu sehen, die nicht weggeräumt wurden. Oft komme für die Tiere jede Hilfe zu spät. Beispielsweise haben sich einst zwei Hirsche am Grabserberg mit ihren Geweihen in Drahtzaun verwickelt. Die beiden Tiere zerrten sich über zwei Kilometer den Berg hinunter und landeten schliesslich erschöpft in einem Bachbett. Die von Anwohnern alarmierten Jäger mussten den Hirschen den Gnadenschuss geben (siehe Bildstrecke).
Die Jäger fordern deshalb ein kantonales Verbot von Stacheldraht. Und elektrische Zäune und Weidenetze sollen nur benutzt werden, wenn auch tatsächlich Tiere weiden. Andernfalls sollen diese Zäune und Netze innerhalb von drei Tagen abgebaut werden. Die Montage von Zäunen an Bäumen wollen sie ebenfalls verbieten lassen. Weigelt betont: «Im Dunkeln oder im Nebel kann ein Reh den Zaun kaum erkennen.» Sei es auf der Flucht, könne es im Stress auch bei Tag in einen Zaun geraten. «Wenn Sie die Schmerzensschreie eines verletzten Rehs hören, vergessen Sie das nie mehr, das geht durch Mark und Bein.»
6000 Unterschriften für Gesetzesinitiative
Wenn die Forderungen der Jäger nicht umgesetzt werden, wollen sie eine Gesetzesinitiative lancieren. Dafür brauche es 6'000 Unterschriften. «Diese zu bekommen ist kein Problem», sagt Weigelt. «Hier in der Region braucht es keinen Stacheldraht, das gibt nur unnötiges Leid. Das wird auch die Bevölkerung so sehen.»
Für Andreas Widmer, Geschäftsführer des St. Galler Bauernverbands, gehen die Forderungen der Jäger sehr weit. «Wir sind auch ganz klar dafür, die alten und nicht mehr notwendigen Stacheldrahtzäune an Waldrändern oder Weiden zu entfernen», sagt er gegenüber der «Ostschweiz am Sonntag». Man hätte den Jägern angeboten, gemeinsam die alten Zäune zurückzubauen. Die Jäger würden nun aber über das Ziel hinausschiessen. «Weidenetze innert drei Tagen abzubauen, ergibt keinen Sinn, denn die Weiden werden immer wieder genutzt», so Widmer.
Ostschweiz am Sonntag / 20 Minuten