Die Zuckerrübenkampagne ist noch voll im Gange und schon wird eruiert, wie gross die Rübenmenge nächstes Jahr sein wird. Ende August erhielten rund 6000 Schweizer Zuckerrübenproduzenten ihre Anbauverträge für das Jahr 2016. Einige Wochen früher als sonst, denn die Zuckerfabriken befürchten, dass viele Bauern die Rübenproduktion wegen der düsteren Aussichten aufgeben werden.  Deshalb benötigen die  Fabriken mehr Zeit, um die Quoten umzuverteilen.


Der Rübenpreis wird nach unten angepasst


Wegen des hohen Importdrucks von günstigem Zucker aus der EU wird der Rübenpreis für nächstes Jahr nach unten korrigiert. Dies dürfte viele Zuckerrübenbauern dazu veranlassen, die Produktion auf ihren Betrieben aufzugeben. Auch Peter Imhof, Leiter Rübenmanagement bei Schweizer Zucker AG, ist sich dieses Problems bewusst: «Es stimmt, vor allem in der Ostschweiz beobachten wir einen Anbaurückgang. Hingegen spüren wir in der Westschweiz bis jetzt keinen Trend.»

Der «BauernZeitung» sind unter anderem auch im Berner Seeland, direkt vor der Haustür der Zuckerfabrik Aarberg BE, Betriebe bekannt, welche die Zuckerrübenproduktion aufgeben werden.

Fragt man die Bauern aus welchen Gründen, sind es klar die sinkenden Produzentenpreise. Anstelle von Zuckerrüben wollen sie in Zukunft auf den frei werdenden Flächen vermehrt Getreide anpflanzen. Die Interprofession Zucker ist bestrebt, die Anbaufläche von schweizweit zirka 20'000 Hektaren zu erhalten.

«Wir sind jetzt dabei, die Quoten umzuverteilen», sagt Peter Imhof. Denn es gebe immer noch Bauern, die ihre Zuckerrübenflächen ausdehnen möchten. Die Branchenvereinbarung wird von der Interprofession Zucker jährlich angepasst und ist Bestandteil des Anbauvertrags. In der Interprofession einigen sich der Schweizerische Verband der Zuckerrübenpflanzer und die Zuckerindustrie jährlich auf eine Lösung.


Ist der Zug abgefahren?


Steigen die Rübenpflanzer einmal aus der Produktion aus, könnte für Sie der Zug abgefahren sein. «Wird der Anbau­vertrag nicht mehr erneuert, wird die jeweilige Zuckerquote auf andere Betriebe umverteilt. Für diese Bauern könnte es schwierig werden, in Zukunft wieder in die Zuckerproduk­tion einzusteigen», warnt Peter Imhof.

Noch bis Mitte Dezember soll die diesjährige Rübenkampagne dauern. Das heisst, man sei zirka 14 Tage früher fertig als in anderen Jahren. «Wir dürfen uns dieses Jahr auf rekordverdächtige Zuckergehalte freuen», sagt Peter Imhof. Hingegen sei wegen der Trockenheit die Rübenmenge weniger gross als in anderen Jahren.

Bis zum 1. November wurden in der Zuckerfabrik Aarberg bisher 390'501 Tonnen Rüben geliefert. Der Zuckergehalt beträgt 18,4% und der Gesamtabzug 4,3%. In der Zuckerfabrik Frauenfeld TG sind es bisher 272'342 Tonnen Rüben mit einem Zuckergehalt von 19 Prozent und einem Gesamtabzug von 5,5 Prozent.


Peter Fankhauser