Seit Mitte März finden Kunden in grösseren Coop-Supermärkten in der Deutschschweiz und im Tessin ein besonderes Produkt: «Living Salad» oder auf gut Deutsch «Lebendiger Salat», der samt der Wurzelballen verkauft wird. Drei unterschiedliche Salatsorten – roter und grüner Lollo sowie roter Eichblattsalat – werden an der Wurzel zusammengefasst und als Trio zum Preis von Fr. 2,20 pro Stück verkauft. «Living Salad» sei deutlich länger haltbar und bleibe im Kühlschrank rund eine Woche lang frisch, preist Coop das Produkt in einer Medienmitteilung an.


Im Wasser gediehen


Doch nicht nur, dass die Wurzel noch dran ist, macht den Salat speziell. Gewachsen ist er nämlich nicht in der Erde, sondern im Wasserbad. «Hydrosalat» wird er auch genannt – hinter dem Produkt stecken die Brüder Markus und Fritz Meier aus Dällikon ZH. Sie sind in der Schweiz die ersten Gemüseproduzenten, die sich mit der neuartigen Produktionsmethode versuchen. In Belgien, den Niederlanden und Skandinavien wird schon länger so Salat produziert.


Und so funktionierts: Im Gewächshaus der Gebrüder Meier steht auf rund 3000 Quadratmetern ein Gerüst voller Rinnen, in welche die Setzlinge gepflanzt werden. Zweimal pro Stunde fliesst mit verschiedenen Düngerkomponenten angereichertes Wasser durch die Rinnen und versorgt die Salatpflänzchen mit allem, was sie brauchen. Die Nährlösung wird jede Woche einmal im Labor analysiert, nachdem sie durch das geschlossene System geflossen ist. Je nach Bedarf werden dann neue Nährstoffe hinzugefügt.

Die Rinnen lassen sich automatisch von hinten nach vorne schieben. Hinten werden die Setzlinge eingepflanzt, «wandern» dann langsam durch das Gewächshaus und kommen vorne nach zirka acht Wochen als ausgewachsene Salate an.

70 Prozent weniger Wasser


Für Gemüseproduzent Markus Meier liegen die Vorteile der Produktionsmethode auf der Hand. Im Wasserbad sollen sich nämlich doppelt so viele Salate pro Jahr als auf einem normalen Salatfeld produzieren lassen. Salat aus Hydrokultur sei zudem ökologischer, betont Meier. «Wir brauchen etwa 50 Prozent weniger Wasser als beim Anbau in der Erde», erklärt er.

Auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kann bei Meiers derzeit um rund 50 Prozent reduziert werden. Möglich seien laut Produzenten aus dem Ausland sogar bis 80 Prozent weniger. In Anbetracht des zunehmenden Klimawandels könnte die Anbaumethode durchaus Potenzial haben. Sie ist allerdings mit hohen Investitionen verbunden.

Aller Anfang ist schwer


Der Weg bis zum ersten eigenen Hydrosalat war kein Spaziergang. Vor fünf Jahren fassten sie den Entschluss, Salat in Hydrokultur produzieren zu wollen. Lange fanden sie aber keinen Abnehmer. Coop zu überzeugen war ein hartes Stück Arbeit.  


Auch bei der Produktion lief nicht von Anfang an alles rund. Bei den ersten Salsaten hatten sie mit Ausfällen von rund 50 Prozent zu kämpfen. «Am Anfang ist es ein Experimentieren», sagt Markus Meier. Es gilt, herauszufinden, wie die Zusammensetzung der Nährlösung richtig ist, welche Temperatur und Feuchtigkeit das beste Resultat bringt. Die Informationen, die sie hier von Produzenten aus dem Ausland erhalten haben, schienen nicht zu stimmen. Es wäre möglich, dass man ihnen mit Absicht nicht ganz richtige Angaben gemacht habe, meint Meier denn auch.

Ausbau der Produktion ist geplant


Die Gebrüder Meier könnten die Anlage jederzeit erweitern. Das haben sie auch vor: «Aber erst müssen wir sehen, wie das Produkt am Markt ankommt», sagt Markus Meier, der zusammen mit seinem Bruder 150 Angestellte beschäftigt. Auf 80 Hektaren Freiland und 9 Hek­taren unter Glas produzieren sie Gemüse. Platz für mehr Hydrosalat gibt es genug: 12'000 Quadratmeter bietet das Gewächshaus, das sie extra dafür gebaut haben. Meier ist zuversichtlich: «Die Zukunft der Salatproduktion liegt im gedeckten Anbau», sagt er.