Ende der 90er Jahre – genauer gesagt am 24. August 1998 – kam es zu einem regelrechten Paukenschlag: Mit dem BrunaNet ging eine Weltneuheit online – das digitale Herdebuch. Und das, obwohl das Internet gerade erst richtig in Fahrt gekommen war. Man schätzte, dass es in dieser Zeit erst (oder schon) 700'000 PCs in der Schweiz gab.
Das erste BrunaNet bestand aus den folgenden Menüs: Leistungsblatt, Laktationsdaten, Ahnentafel, Stalltafel und den Betriebslisten Tierliste, Zuchtwerte, Lineare Beschreibung, Melkbarkeit, Fruchtbarkeit, Laktationen, Milch-Ergebnisse und der Lebensleistungsliste. Im Herbst 1999 kam bereits die nächste grosse Innovation des Braunviehzuchtverbandes: das BrunaNet wurde mit dem weltweit ersten Online-Paarungsplan erweitert.
Eine «markierende» Änderung
1998 startete das Bundesamt für Veterinärwesen das Projekt einer generellen Markierung der Nutztiere, welches die Rückverfolgbarkeit der Produkte garantieren soll. Der SBZV bewarb sich für den Auftrag, der aber an die Tierverkehrsdatenbank AG (TVD) in Bern vergeben wurde.
Im Oktober 1999 begann mit den neugeborenen Kälbern die generelle Markierung und Registrierung der Tiere in einer nationalen Tierdatenbank. Die Tierzüchter markierten ihre Tiere nun selbst, unabhängig davon, ob sie Mitglieder einer Zuchtorganisation waren oder nicht. Langsam verschwanden die Identitäten, anhand derer die Genossenschaft und der Züchter eines Tieres erkannt werden konnten. Ende 2001 wurden die BGM-Karten abgeschafft und der Verband bezog die Geburtsmeldungen direkt von der TVD.
Ära der Zuchtbuchführer geht zu Ende
Im Jahre 2002 endete die Ära der Zuchtbuchführer, die durch die Tierverkehrsdatenbank ihre Hauptaufgabe verloren hatten. Um die Nähe zu den Mitgliedern und Kunden zu bewahren, versuchte die Leitung des Verbands das Konzept Kundenbetreuer einzuführen, bei dem externe Mitarbeiter den SBZV in den Regionen vertreten. An der Delegiertenversammlung 2001 wurde dieses Projekt aber verworfen.
Schliesslich fand der SBZV mit der Einführung von Verbindungspersonen in den Genossenschaften eine Lösung. Zur Unterstützung ihrer wichtigen Aufgabe werden die Verbindungspersonen bis heute von Verkaufskoordinatoren des Verbandes betreut und erhalten regelmässig verschiedene Listen und Zusammenstellungen der Mitglieder und Herdebuchtiere ihrer Zuchtgenossenschaft oder ihres Zuchtvereins.
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Wechsel an der Spitze
An der 110-jährigen Delegiertenversammlung brachte es Peter Bieri – damaliger Präsident des Ständerats aus Zug – auf den Punkt: «In dieser doch beträchtlichen Zeit - und das halte ich für bemerkenswert – (ver-)brauchte ihr Verband gerade mal 5 Präsidenten. Peter Knüsel beispielsweise, der erste Präsident des SBZV, blieb 45 Jahre im Amt. Etwa halb so lange, aber doch über zwei Jahrzehnte, leitete Heinrich Meli mit grossem Engagement und Erfolg den Verband.»
Im Jahr 1999, an der 102. Delegiertenversammlung, übernahm Markus Zemp das Zepter. Er leitete mit Vizepräsident Markus Harder erfolgreich die grundlegende Modernisierung des Verbandes ein.
Schweizer Kuh mit internationalem Ruf
Folge 11/12. Dieses Jahr feiert Braunvieh Schweiz sein 125. Verbandsjubiläum. Eine gute Gelegenheit, in den Archiven zu stöbern und einen Blick in die Geschichtsbücher zu werfen. In den nächsten zwölf Monaten werden wir Beiträge jeder Dekade von der Gründung bis heute publizieren und einen Blick in die Zukunft werfen.
Neue Organisation
Es folgte ein Prozess der internen Analyse, die zu einer Optimierung der Leistungen und der Kosten führte. An der Delegiertenversammlung im Jahr 2000 wurden die zwei Direktoren Heinz Herzog und Martin Zogg für ihr langjähriges Engagement mit der Ehrenmitgliedschaft honoriert. Heinz Herzog und Martin Zogg traten am 31. März 2001 in den Ruhestand.
Nach ihrer Pensionierung erfuhr die Geschäftsstelle in Zug eine grundlegende Reorganisation. Lucas Casanova übernahm die Direktion und operative Leitung. Jürg Moll trat den Posten des Vizedirektors an.
Die frühere Trennung zwischen Geschäft- und Herdebuchstelle wurde aufgehoben und die Aktivitäten des Verbandes in die fünf Fachbereiche Zentrale Dienste, EDV, Tiermanagement, Marketing/Verkauf und Zucht unterteilt. Auf der Basis gesunder Finanzen – dank der sparsamen Führung der Vorjahre – mutierte der Braunviehzuchtverband zu einem schlanken, effizienten Unternehmen, das den Nutzen für die angegliederten Braunviehzüchter stets im Auge hat. Immer seltener sprach man von Mitgliedern und immer häufiger von Kunden.
Die Dienstleistungen wurden laufend angepasst und verbessert, wobei auch immer wieder neue Dienstleistungen entstanden. So kamen neben dem BrunaNet anschliessend im Jahre 2001 die Einführung des Gesamtzuchtwerts als modernes Hilfsmittel für die Selektion, 2004 der Aceton-Test sowie 2006 die Zuchtberatung hinzu.
Die Züchter profitieren
Der Erfolg blieb nicht aus. Trotz dem immer stärkeren Konkurrenzdruck und der rasanten Strukturanpassung in der Landwirtschaft baute der Schweizer Braunviehzuchtverband seine Position aus und wies positive Erfolgsrechnungen auf. Dies zu Gunsten der Braunviehzüchter, welche in diesen Jahren von Preisreduktionen profitierten.
So gingen auch anfangs der 2000er-Jahre im Zuge der guten Jahresergebnisse die innovativen Entwicklungen im Bereich Zuchtwertschätzung, Zucht, Labor und Dienstleistungen weiter. Es gab diverse neue Zuchtwerte oder Labor-Dienstleistungen wie Kappa-Kasein aus Tankmilch, FERTALYS, MID etc. Dies alles in enger Zusammenarbeit mit den Partnern Qualitas, Suisselab und swissherdbook.
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Nationale und internationale Schauerfolge
Die BRUNA 2002 und 2006 sowie die Schweizer Braunviehschau 2004 und 2010 sind vier grosse nationale Braunviehausstellungen, die der Schweizer Genetik einen neuen und markanten Aufschwung brachten. Zusammen mit den bestechenden Erfolgen an den internationalen Ausstellungen in Verona und Paris zwangen sie die Braunviehzüchter auf der ganzen Welt (und nicht nur die Braunviehzüchter), die Augen wieder auf die Schweiz zu richten.
Liberalisierung und Zusammenarbeit mit Partnern
Im Jahr 1999 wurde die Tierzucht in der Schweiz weitgehend liberalisiert. Dies führte dazu, dass die Genetikbeschaffung (frühere «Gezielte Paarungen» und «Ankauf Jungstiere») nicht mehr die Aufgabe der Zuchtverbände war, sondern an die KB-Organisationen übertragen wurde. In der Folge wurde die Zusammenarbeit zwischen dem Braunviehzuchtverband und der Tochterorganisation Swissgenetics vertraglich geregelt. Weitere Verträge kamen später auch mit anderen privaten KB-Organisationen (v.a. Select Star) hinzu, welche bis heute laufen.
Die Verbandsgeschichte war immer geprägt von Veränderungen, Freude, Kämpfen sowie von Erfolgen als auch von Niederlagen oder Verlusten. Und die Geschichte ging weiter. Die Führung von Braunvieh Schweiz hat dies während den Verhandlungen für eine Fusion der Zuchtorganisationen ebenfalls gespürt, welche an der DV 2005 abgelehnt wurde.
Strukturwandel beeinflusst Verbandswesen
So sah man diese Entwicklung auch in Themen wie der neuen Tierzuchtverordnung, die den Samenhandel liberalisiert hat, beim liberalisierten Milchmarkt in der Schweiz mit Aufhebung der Milchkontingentierung und anschliessend jahrelang dauernden Milchmarktkrise; aber auch bei den anstehenden Veränderungen aufgrund der genombasierten Selektion, deren Einführung immer näher rückte.
Der Strukturwandel der Landwirtschaft im Allgemeinen und in der Rindviehzucht im Besonderen hatte seine Licht- und Schattenseiten. Er zwang zur engeren Zusammenarbeit und forderte damit gerade auch die Rindviehzuchtverbände enorm, gemeinsam betriebswirtschaftlich und kostensparend zu denken und zu handeln.
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Dem Braunvieh wurde auch ein Lied gewidmet. Erstaufführung war an der Deutschen Braunviehschau 2002.
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