Im Juli haben Paul und ich unseren Mut zusammengenommen und sind ohne jegliches Zecken-Repellent durch die Natur gestreift. Verwunderlich: Pauli hatte den ganzen Monat lang nur zwei Zecken. Neben der Frage nach dem Warum gibt es in diesem Beitrag noch einige interessante Informationen zum Thema Zecken und deren korrekter Entfernung und Entsorgung.

Zunächst ein kurzer Vergleich von Pauls Zeckenbefall in den bisherigen Test-Monaten:

  • April (Kokosöl): Keine Zecken
  • Mai (Bernsteinkette): Keine Zecken
  • Juni (Schwarzkümmelöl): Vier Zecken
  • Juli (kein Repellent): Zwei Zecken

Da ich im Juli auf jeden Fall mit einem stärkeren Parasitenbefall aufgrund fehlender Repellents gerechnet habe, machte mich dieses Ergebnis nachdenklich. Mir drängte sich zum Beispiel die Frage auf: Wie beeinflusst die Wetterlage das Vorkommen von Zecken? Vielleicht ist das wechselhafte, feuchte Wetter diesen Sommer sehr ungünstig für die Verbreitung von Zecken und die dezimierte Zahl bedeutet demnach für Pauli weniger ungebetene, blutsaugende Gäste. Das würde auch die generell geringe Anzahl der Zecken erklären, die er sich in diesem Jahr eingefangen hat, ob nun mit Repellent oder ohne.

Welche Wetterlage begünstigt das Vorkommen von Zecken?

Generell kann man sagen: Der Klimawandel ist der Zecke bester Freund. Nach aktuellem Stand hat sich die Zeckenzeit im Frühling in den letzten Jahren um etwa zwei Wochen nach vorn, und im Herbst um etwa zwei Wochen nach hinten verschoben. Die Zeitspanne, in der Zecken aktiv sind wird also immer länger. Bei strenger Kälte oder starker Hitze nimmt die Aktivität der Parasiten ab.

Das diesjährige Sommerwetter ist ideal für Zecken

Obwohl ihnen tatsächlich nur Negativtemperaturen ab minus zwölf Grad, offenes Feuer, kochendes Wasser oder 70-prozentiger Alkohol tatsächlich an den Kragen geht. Evolutionsbiologisch ein Erfolgsmodell der Widerstandsfähigkeit. Klimatisch bevorzugen sie moderate Wärme kombiniert mit Feuchtigkeit oder anders gesagt: den Sommer 2021. Meine These, dass Pauls limitierter Zeckenbefall durch das Wetter bedingt ist, wird durch diese Tatsache also definitiv nicht gestützt.  

Ist das Entwicklungsstadium ausschlaggebend?

Die nächste Frage, die des Rätsels Lösung sein könnte: Hat das Entwicklungsstadium der Zecke eventuell etwas mit ihrem Stechverhalten zu tun? Stechen Zecken beispielsweise erst in ihrem adulten Stadium und Paul hat auf unseren Spaziergängen nur wenige adulte Zecken getroffen? Die Antwort findet sich schnell – Zecken können bereits in kleinster Grösse gefährlich werden.

Gefährliche Nymphen

In ihrem jugendlichen Stadium, welches der Entwicklungszeit zwischen der Larve und der erwachsenen Zecke entspricht, wird sie als Nymphe bezeichnet. Nymphen sind sehr klein – etwa einen Millimeter Körpergrösse messen sie nur. Allerdings sollten sie auch in ihrer Jugendhaftigkeit keines Falles unterschätzt werden, denn das grösste Infektionsrisiko geht gerade von den Nymphen aus. Der Zürcher Facharzt Norbert Satz sagt gegenüber der online-Zeitschrift Migros-Impuls, dass der Stich einer Nymphe etwa zehnmal gefährlicher sei, als der von ausgewachsenen Zecken. Denn mit der Metamorphose zum erwachsenen Tier, verliert die Nymphe 90 Prozent ihrer Erreger.

Hunde erkranken seltener an FSME als Menschen

Interessanterweise spielt die für Menschen gefährliche Hirnhautentzündung (Frühsommer-Meningoenzephalitis = FSME) für Hunde nach einem Zeckenstich eher eine untergeordnete Rolle, da sie nur sehr selten daran erkranken. Viel verbreiteter ist die bakteriell übertragene Borreliose, für die es, im Gegensatz zum Menschen, eine Schutzimpfung gibt.

Schutzimpfung gegen Borreliose 

Die Zeckenschutzimpfung wirkt nicht nur im Körper des Hundes, indem spezifische Antikörper gebildet werden, sondern ebenfalls im Körper der angesogenen Zecke. Saugt sich eine infizierte Zecke an einem geimpften Hund fest, gelangen die Antikörper mit dem Blut des Hundes in den Darm der Zecke, wo sie die Borreliose-Bakterien bewegungsunfähig machen. So werden die Bakterien daran gehindert in den Körper des Hundes einzuströmen.

Jährliche Auffrischung notwendig

Die Zeckenschutzimpfung für Hunde wird ab einem Alter von 12 Wochen verabreicht, und muss jährlich aufgefrischt werden. Meine Hunde sind nicht gegen Borreliose geimpft. Bis dato wusste ich auch nicht, dass es eine solche Impfung gibt. Da viele Zecken allerdings mit Borreliose infiziert sind, die Krankheit zunächst schwer zu erkennen ist und auch noch Jahre später zu körperlichen Schädigungen führen kann, ist die Impfung beim Hund für mich eventuell eine Überlegung wert. 

Zügige Zeckenentfernung ist wichtig 

Ob nun mit oder ohne Impfung, zugebissen haben die kleinen Krabbler bei Paul im Juli wie gesagt zwei Mal. Fakt ist also: Sie mussten zügig entfernt werden, denn je länger die Zecke aktiv am Hund saugt, desto höher steigt die Gefahr einer Infektion. In meiner Familie ist das Entfernen von Zecken eine Aufgabe, die von meiner Grossmutter an mich übertragen wurde. Meine Mutter hat das kompetente Zecken-Handling definitiv übersprungen und reagiert auf die blutsaugenden Parasiten überproportional panisch. Randnotiz: Mit etwa neun Jahren fuhr sie mich aufgrund einer Zecke in die Notaufnahme des örtlichen Spitals. Peinlich, als der Mann mit der Unterarmfraktur mich fragte, warum ich hier bin.

Drehen, Ziehen, Öl, Mehl oder Kleber – die richtige Entfernung von Zecken

Ist die Zecke drin, muss sie möglichst schnell heraus. Und die Methoden bei der Zeckenentfernung sind breit gefächert. Um das korrekte Entfernen von Zecken ranken sich viele irreführenden Informationen. Zunächst vorweg: Es braucht kein zusätzliches Hausmittel wie beispielsweise Öl, Zahnpasta, Mehl, Kleber, Nagellack. Mit der Applikation von solchen Mitteln wird das Infektionsrisiko nur unnötig erhöht.

Pinzetten können helfen

Zum Entfernen von Zecken, ob nun beim Hund oder beim Menschen, kann eine Pinzette, eine Zeckenkarte oder eine Zeckenzange zur Hilfe genommen werden. Speziell wenn die Zecke noch sehr klein ist, kann die Zuhilfenahme einer Pinzette sinnvoll sein. Hat sich die Zecke aber schon zu einer Grösse vollgesogen, die man gut mit den Fingern greifen kann, geht es auch ganz ohne Hilfsmittel.

Hautnah greifen und langsam herausziehen

Auch der Mythos, die Zecke herausdrehen zu müssen hält sich noch stark. Ist aber auch Quatsch, denn die Zecke hat an ihren Stechwerkzeugen ja kein Gewinde und bohrt sich nicht im Kreis ein. Beim Entfernen der Zecke ist also wichtig, sie möglichst hautnah zu greifen und langsam, mit kontinuierlichem Zug heraus zu ziehen. Ist die Zecke korrekt entfernt, sind folgende Punkte zu beachten:

  • Die Einstichstelle desinfizieren,
  • die Zecke entsorgen,
  • gründlich die Hände waschen und
  • die Einstichstelle über mehrere Tage auf Rötungen hin beobachten.

Zecken nicht im Klo herunterspülen

Aber Moment, wie entsorgt man Zecken eigentlich richtig? Wie bereits oben erwähnt, sind Zecken sehr widerstandsfähig und im Zuge meiner Recherche für diesen Artikel habe ich lernen müssen: Ich hab das immer falsch gemacht. Ich habe die Zecken nämlich einfach in der Toilette heruntergespült. Zecken können allerdings bis zu drei Wochen im Wasser überleben, da sie keine Lungen haben.

Zerquetschen– aber richtig

Beim Entsorgen der Zecke hat man sozusagen die Lizenz zum Töten um eine weitere Übertragung von Krankheiten zu minimieren. Dabei sollte man möglichst nicht mit den Körperflüssigkeiten der Zecke in Kontakt kommen. Eine gute Methode ist es, die Zecke in ein Papier einzuklappen und mit einem Wasserglas zu zerquetschen. Wichtig ist, die Zecke nicht mit den Fingern zu zerquetschen!

 

Auf Nummer sicher gehen: Die entfernte Zecke checken lassen

Will man wirklich sicher sein und eine Infektion mit Borrelien ausschliessen, kann man die entfernte Zecke beim Arzt abgeben und auf Borrelien untersuchen lassen. So weiss man genau, ob von der Zecke für Mensch oder Tier eine Gefahr ausging oder nicht. Da Symptome einer Borreliose auch erst Monate oder Jahre später auftreten können, und ein Zeckenstich schnell in Vergessenheit gerät, kann der erbrachte Nachweis eine gute Hilfe sein. 

 

Im August gehen Paul und ich für unseren letzten Beitrag noch einmal in die Vollen und kombinieren unsere bisher getesteten natürlichen Mittel. Paul wird also seine Bernsteinkette tragen, bekommt einen Löffel Schwarzkümmelöl über sein Futter und wird mit Kokosöl eingeschmiert. Ich prophezeie also einen Zecken-freien August.