Der CEO der Fenaco, Martin Keller, hat 2014 rund 648'000 Franken verdient. Das schrieb die «Schweiz am Sonntag» am Ostersonntag. Der Journalist berief sich auf den Geschäftsbericht, der eigentlich erst am 20. Mai veröffentlicht werden soll. Und darin werden die Lohnbezüge der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrats offengelegt. Die Zahlen sorgen für Überrasschung, gerade auch der hohe Lohn von Martin Keller. Überraschend hoch ist auch das Gehalt vom Präsidenten der Verwaltung, von Lienhard Marschall. Für sein 50-Prozent-Pensum erhielt er 2014 rund 178'000 Franken Entschädigung. Die übrigen Verwaltungsmitglieder kommen auf etwa 33 000 Franken pro Jahr, wobei gut 12'000 Franken Sitzungsgelder sind und circa 20'000 Franken als Gehalt abgerechnet werden.

Druck steigt, mehr Transparenz gefordert

Dass die Fenaco nun die Löhne offenlegt, ist kein Zufall. Bereits vor fünf Jahren habe man begonnen, sich Gedanken zum Auftritt nach aussen zu machen. Alice Chalupny, die Kommunikationsverantwortliche der Fenaco, sagt es so: «Wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass dieser Schritt richtig ist, da die Anforderungen an die Transparenz gegenüber Unternehmen unserer Grösse laufend steigen.» Gemessen am Umsatz ist die Fenaco das vierzig-grösste Unternehmen der Schweiz. Dass man zusätzlich begann, an einem Nachhaltigkeitsbericht zu arbeiten, habe ebenfalls zum Umdenken geführt, heisst es in gut informierten Kreisen. «Alleine die Breite und Grösse des Unternehmens rechtfertigt die Offenlegung der Gehälter», sagt Chalupny. Und zu dieser Überzeugung sei der Verwaltungsrat bereits letzten Herbst gekommen.

Immer mehr Unternehmen legen Zahlen offen

Tatsächlich sind immer mehr Unternehmensdaten öffentlich zugänglich. Und es zeigt sich, dass auf den Führungsposten die Gehälter wenig mit dem Schweizer Durchschnittslohn von gut 6000 Franken pro Monat zu tun haben. So verdient beispielsweise Urs Riedener, Geschäftsführer der Emmi, gut doppelt so viel wie Martin Keller, nämlich 1,4 Millionen Franken pro Jahr. Das Emmi-Geschäft ist ungleich komplexer und international ausgerichtet, der Umsatz aber nur gut halb so gross wie bei der Fenaco. Auch Thomas Eisenring, CEO der Hochdorf Holding AG, verdient mehr als eine Million, nämlich 1,11 Millionen Franken, bei einem Umsatz von knapp einer halben Milliarde Franken.

Der Geschäftsführer der Migros, Herbert Bolliger, verdiente letztes Jahr 904'000 Franken und ist für eine Genossenschaft verantwortlich, die rund 28 Milliarden Franken jährlich umsetzt.

Dem gegenüber sieht das Gehalt von Bernard Lehmann, dem Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft, etwas klein aus. Er ist, wie es auf Anfrage der «BauernZeitung» heisst, in der Lohnklasse 37 des Bundes eingestuft und verdient 2015 damit rund 312'000 Franken. Sein Chef, Bundesrat Johann Schneider-Ammann, kommt auf einen Jahresverdienst von 445'000 Franken, Spesen nicht eingeschlossen.

Schweizer Bauernverband zieht nach

Dass die Fenaco nun die Gehälter der Chefetage offenlegt, hat eine gewisse Signalwirkung. Denn der Schweizer Bauernverband zieht nach Anfrage der «BauernZeitung» nach. «Unsere Löhne sind um einiges tiefer», sagt Vizedirektor Urs Schneider. Und da man nichts zu verbergen habe, legt das Direktorium des Schweizer Bauernverbands die Bezüge offen: Demnach verdiente der Direktor, FDP-Nationalrat Jacques Bourgeois, im letzten Jahr 241'000 Franken. Von seinem Nationalratsmandat gibt Bourgeois rund 60 000 Franken an den Bauernverband ab.

Den Lohn des Direktors miteinbezogen verdient die vierköpfige Führungsmannschaft (Urs Schneider, Francis Egger, Jacques Bourgeois und Martin Rufer) in diesem Jahr insgesamt 808'000 Franken. Die vier Mitglieder des Präsidiums erhalten eine Bruttoentschädigung von insgesamt 140'000 Franken, wobei der SBV-Präsident mit 104'000 Franken den grössten Anteil bezieht.

Hohe Löhne sind nicht ungewöhnlich

Mit der Anstellung von Martin Keller als Geschäftsführer der Fenaco habe man sich an der Lohnhöhe von Vorgänger Willy Gehriger orientiert, ist aus zuverlässiger Quelle zu erfahren. Damals, 2012, habe man ein Grundgehalt von ungefähr 500'000 Franken vereinbart, welches erst im letzten Jahr leicht angehoben wurde, heisst es. Dass Keller überhaupt so viel verdient, liegt aber am Umfeld. Denn wie Alice Chalupny sagt, habe man sich an vergleichbaren Unternehmen aus ähnlichen Branchen sowie an Bundesbetrieben orientiert. «Und da liegen unsere Vergütungen im Vergleich im unteren Bereich.»

Es bleibt die Frage, was die Transparenz überhaupt bringt. Die Fenaco ist davon überzeugt, dass Transparenz «zu den angemessenen und vertretbaren Salären Vertrauen schafft», schreibt Alice Chalupny von der Fenaco. Markus Ritter, der gemäss «Schweiz am Sonntag» gesagt haben soll, dass das Gehalt von Martin Keller kaum höher als das eines Bundesrats sei, wollte gegenüber der «BauernZeitung» keine Stellung zu den nun bekannt gewordenen Zahlen der Fenaco beziehen. Dass Martin Keller für die Fenaco arbeitet, sei für die Genossenschaft ein Glücksfall, schreibt Chalupny. Keller würde bei anderen Firmen wohl mehr verdienen. Gerade die grossen Firmen bewegen sich auf Märkten für Spitzenpersonal.

Hansjürg Jäger