Die gentechfreie Produktion gehört zu den Eckpfeilern von Schweizer Lebensmitteln. Die Forschung ist aber zugelassen und Agroscope ist hier unter anderem mit Kartoffeln aktiv. 2016 liefen am Standort Reckenholz erstmals im grösseren Rahmen Freilandversuche mit sogenannt cisgenen Kartoffeln, wie der zuständige Michael Winzeler anlässlich der VSKP-Mitgliederversammlung erläuterte.
Das cisgene Kartoffel-Pflanzgut für die Versuche stammt von der holländischen Agraruniversität Wageningen. Cisgen ist es, weil nicht artfremde Gene sondern solche aus Wildkartoffeln ins Erbgut eingeschleust wurden. Beim stark umstrittenen BT-Mais und der ebenso heftig kritisierten Roundup-resistenten Soja hingegen hat man mit transgenen Methoden Bakteriengene in die Pflanze übertragen.
Cisgenetik ist deutlich schneller
Der Vorteil der Gentechnologie ist gemäss Winzeler der Zeitgewinn. Während es mit klassicher Züchtung knapp 50 Jahre daure, um ein Resistenz-Gen aus einer Wildpflanze einzubringen, geht das mit cisgenetischen Methoden deutlich schneller. Noch langwieriger sei es, wenn man mehrere Resistenzen einkreuzen wolle.
Die Resultate der letztjährigen Versuche bezeichnete Winzeler als ermutigend. Insgesamt wurden acht GVO-Linien gesetzt. Dabei handelt es sich um cisgen erweiterte Kartoffeln der Sorten Atlantic und Desirée mit Phytophthora-Resistenzgenen aus fünf Wildkartoffel-Sorten, wobei bis zu drei Resistenzgene gleichzeitig eingebaut wurden.
Fünf der acht untersuchten Kartoffel-Linien waren vollständig resistent, während die Resistenz bei einer davon durchbrochen wurde. Für abschliessende Erkenntnisse sei es aber gemäss Michael Winzeler noch zu früh. Die Agroscope-Versuche sollen 2017 fortgesetzt werden.
Adrian Krebs