Viele Landmaschinen auf Schweizer Betrieben könnten mehr Stunden leisten, wenn sie überbetrieblich eingesetzt würden. Damit wird nicht nur ihre Auslastung erhöht, sondern es werden auch die fixen Kosten gesenkt. Die Frage ist nur, wer vermietet wo welche Maschine?
Maschinenringe oder Maschinengenossenschaften fördern den überbetrieblichen Einsatz. Allerdings muss der Landwirt auch hier eine Maschine reservieren. Der Aufwand ist gross und die Verfügbarkeit kennt man erst nach einer telefonischen Anfrage.
Teilen liegt im Trend
Die Firma Icontel AG aus Zürich hat sich für Internetlösungen zur gemeinsamen Nutzung von Fahrzeugen, Booten, Geräten usw. spezialisiert. In der heutigen Gesellschaft wird das Teilen gegenüber dem Eigenbesitz immer beliebter.
Das gilt auch für Landmaschinen, dachten sich Marcel Tschannen und Werner Mattes von Icontel und erweiterten das Angebot mit der Applikation namens wy.by («why buy when you can rent – warum kaufen, wenn man mieten kann?»).
Mehr Auslastung
Im Kanton Schaffhausen nutzen bereits einige Landis, welche einen Maschinenring verwalten, die «wy.by-online-Reservationslösung». Dies entlastet die Verwaltung, da die Reservationen nicht mehr telefonisch entgegengenommen und manuell erfasst werden müssen.
Bei «wy.by» ist jede Buchung einer Maschine für alle Nutzer online ersichtlich. «So lässt sich der Maschineneinsatz planen, ohne Doppelbuchungen zu riskieren. Das System zeigt auch, wo die Maschine vor und nach dem eigenen Auftrag gebraucht wird. So kann die Übernahme und Übergabeort mit den betroffenen Landwirten bilateral koordiniert werden. Allenfalls wird die Maschine sogar auf dem Feld weitergegeben», so Werner Mattes. Dadurch kann, zumindest theoretisch, eine Maschine straffer gebucht und noch intensiver ausgelastet werden.
Kein Büchlein
Jeder Auftrag beginnt mit der Buchung der Maschine und endet mit einer Rechnung, welche das System generieren kann. Wenn ein Auftrag abgeschlossen ist, ist die Maschine frei für den nächsten Kunden. Verfügt eine Maschine über einen Zähler, werden die Betriebsstunden oder Nutzdaten ebenfalls bei wy.by eingetragen. Die Maschinen benötigen also kein Maschinenbüchlein mehr. Nie mehr Ende Monat die Anzahl Fuder, Hektaren oder Stunden herausschreiben. Auch die Gefahr, das Büchlein zu verlieren, verschwindet mit dem App komplett.
Die Kosten für die Dienstleistung liegen bei drei Prozent der Mietkosten. Die Abrechnung mit wy.by erfolgt monatlich und hohe Umsätze profitieren von einem Rabattsystem.
Grosses Potenzial
Das System bietet ein grosses Potenzial, die Maschinenauslastung in der Schweiz zu erhöhen und die fixen Kosten zu senken. Über die Verwendung in Maschinengenossenschaften hinaus, bietet das System die Möglichkeit, dass jeder Landwirt seine Maschinen, die er Dritten anbieten möchte, ohne Maschinenring selber verwaltet. «Je mehr Maschinen angeboten werden, desto dichter ist das Netz der gewünschten Maschinen, welche in der Umgebung verfügbar sind», so Werner Mattes. Die Maschinen können mittels Suchbegriff oder einem Suchfilter aufgerufen werden.
Eigenbedarf muss auch gebucht werden
Buchungen lassen sich von überall mit einem Internetzugang tätigen. Mit einem Smartphone sogar direkt vom Feld. Allerdings müssen auch eigene Einsätze gebucht werden, damit die Maschine für den entsprechenden Zeitpunkt im System als gebucht erscheint.
Ohne Smartphone oder Computer kann die Dienstleistung nicht genutzt werden. Hier muss man weiterhin den Maschinenverantwortlichen anrufen, welcher dann im Mandat den Online-Eintrag vornimmt.
Das Online-Reservationssystem dient zur Einsatzplanung überbetrieblich eingesetzter Maschinen. Ob sich eine Maschine im Besitz einer Genossenschaft, in einem Maschinenring oder in Privatbesitz befindet, spielt keine Rolle.
Erfolgreich eingeführt
Die Maschinengenossenschaft Hildisrieden LU nutzt «wy.by» seit dem April 2018 erfolgreich. Geschäftsführer Markus Käppeli stellte zu Beginn bei den Mitgliedern zwar eine gewisse Skepsis fest, da sich das bisherige System auch bewährt hatte. Die Skepsis verflog jedoch rasch und die Online-Reservierung wird zu 95 Prozent erfolgreich angewendet.
Bisher musste jeder Landwirt beim Berufskollegen, bei welchem die gewünschte Maschine stationiert ist, anrufen um die Maschine zu reservieren. Mit dem neuen System sind viel weniger Anrufe notwendig. «Den grössten Nutzen bringt das System bei Stosszeiten wie dem Güllen im Frühling oder der Stoppelbearbeitung im Sommer. Dann werden die entsprechenden Maschinen intensiv gebucht und mit «wy.by» konnten die Einsätze gestrafft werden. Man sieht, wo die Maschine gerade gebucht ist und kann bei Bedarf auch etwas Druck machen, damit sie bald wieder verfügbar ist. Hier haben sich
die Landwirte gut mit der neuen Möglichkeit arrangiert», so Markus Käppeli. Damit wird auch vermieden, dass eine Maschine früher als geplant zurückgebracht wird und dann, trotz Hochsaison, einige Stunden ungenutzt bleibt.
Wer keinen Internetzugang hat, kann den Geschäftsführer oder seinen Stellvertreter anrufen, welcher dann als Administrator den Eintrag vornimmt.
Man müsse mit dem neuen System darauf achten, dass die Landwirte eine Maschine nicht zu lange reservieren. Gegenüber der telefonischen Reservierung, würde eher zuviel Reserve gebucht, so Markus Käppeli. Ab dem nächsten Jahr soll auch die automatische Abrechnung von wy.by eingesetzt werden. Bis dann werden die Einträge wie bisher im Maschinen-Rapportbuch eingetragen und durch den Maschinenverantwortlichen am PC ins Rapportsystem übertragen. Der Geschäftsführer erwartet hier eine grosse administrative Erleichterung.
Beat Schmid