Solaranlagen sind nach wie vor eine finanzielle Investition und da freut man sich, wenn sie sich dank hoher Einspeisevergütung buchstäblich bezahlt machen. Der Verband unabhängiger Energieversorger (Vese, eine Fachgruppe des Vereins SSES), der die Interessen von Photovoltaikbetreibern vertritt, hat 30 unterschiedliche Tarife verglichen und kommt zum Schluss: Im Durchschnitt wird aktuell sieben Prozent mehr bezahlt, in absoluten Zahlen also 10,1 statt 9,4 Rappen pro Kilowattstunde eingespeisten Strom. Es sei das erste Mal seit Jahren, dass dieser Wert steigt. Das stimme nachdenklich, teilt der Vese mit.
Hoher Strompreis bring höhere Vergütung
Der Vergleich der Elektrizitätswerke zeigt, dass die vier grossen Netzbetreiber CKW, BKW, AEK und EW Nidwalden z. T. Erhöhungen weit über dem schweizweiten Durschnitt aufweisen, bis zu 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das liege daran, dass diese Werke ihre Tarife direkt an den Marktpreis für Strom koppeln.
Der Vese erklärt das System folgendermassen: Das geltende Energiegesetz schreibe vor, dass Netzbetreiber eingespiesenen Strom abnehmen und vergüten müssen. Dabei seien mindestens die vermiedenen Kosten zu vergüten. Ist der Strom auf dem Markt teuer, sind die theoretischen Einsparungen der Werke entsprechend grösser und sie müssen höhere Vergütungen an die Produzenten von Solarstrom auszahlen.
«Ein Spielball der Spotmärkte»
Dass die Netzbetreiber unterschiedlich hohe Beträge zahlen, hänge auch mit ihren unterschiedlichen Handelsstrategien am Strommarkt zusammen. CKW, BKW, AEK und EW Nidwalden hätten ihre Abnahmevergütung direkt an den Spotmarktpreis gekoppelt, was im Gesetz nicht vorgeschrieben sei. Auf einem Spotmarkt wird per Definition zum aktuellen Preis innerhalb maximal zwei Tagen gehandelt. «Durch diese Kopplung fielen gewisse Vergütungen während der ersten Coronawelle im Sommer. Aktuell schiessen sie als Folge der Ukrainekrise und der damit verbundenen Hausse am europäischen Strommarkt in bisher unbekannte Höhen.» Damit werde die Energie aus Solaranlagen zum «Spielball der europäischen Spotmärkte für Elektrizität», fasst der Vese zusammen.
Wer zahlt wie viel?
Der Vese hat eine interaktive Karte erstellt, auf der die Tarife der Elektrizitätswerke in der ganzen Schweiz sichtbar sind: https://www.vese.ch/pvtarif/
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Hinderlich für Investitionen
Da Solaranlagen zuverlässig und im Jahresverlauf planbar Strom liefern, ist es für den Verband unverständlich, dass die Vergütung den europäischen Marktpreisschwankungen ausgesetzt ist. Damit tagen die Investoren Risiken und Kosten alleine und würden sich eher zurückhalten, da die Strompreise unvorhersehbar seien. Mangels Investitionssicherheit sei es einzig Risikobereitschaft, die zum Bau einer Anlage motiviere. Stossend, angesichts der grossen Rolle der Sonne als sauberer Energiequelle für die Versorgungssicherheit und den Klimaschutz in der Schweiz, findet der Vese.
Neues Modell vorgeschlagen
Der Verband hat auch einen Vorschlag für ein alternatives Modell parat, das der Bedeutung der Solarenergie gerecht werden soll. Es sieht vor, dass die Vergütung den effektiven Kosten einer modernen, grösseren Anlage entsprechend zwischen 8 bis 10 Rp/kWh beträgt. Eine nationale Bilanzgruppe soll den Sonnenstrom übernehmen und anteilsmässig auf die Elektrizitätswerke verteilen. Den Endverbrauchern würde mit diesem System keine zusätzlichen Kosten entstehen, versichert der Vese. Hingegen würden die Preise stabilisiert und die Versorgungssicherheit erhöht.
Nun sei die Politik gefordert, dieses Modell zu analysieren, allenfalls zu verbessern und die Umsetzung in Angriff zu nehmen, dies im Rahmen der laufenden Beratungen zum Energiegesetz. Denn der Vese ist überzeugt, dass das bisherige System «auf Dauer nicht funktionieren kann».
Abrechnung überprüfen
Man habe sich in den vergangenen Monaten stark für höhere Vergütungen bei der BKW eingesetzt, schreibt der Berner Bauernverband (BEBV) in seinem Newsletter. Mitglieder werden gebeten, sich zu melden (info(at)bernerbauern.ch) , falls die Quartalsabrechnung nicht entsprechend höher ausfällt. Als Richtpreis gibt der BEBV 27 Rappen pro Kilowattstunde an.
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