Endlich Frühling? Für viele Pollenallergiker ist die Vorfreude getrübt, sie wissen, was auf sie zu kommt. Dann gibt es noch all jene, die nie Heuschnupfen hatten und «im Alter» von typischen Symptomen wie laufender Nase, Niesattacken oder tränenden Augen überrascht werden.

«Allergien können injedem Alter auftauchen, selbst mit 80 Jahren», erklärt Karin Stalder, stellvertretende LeiterinFachdienstleistungen beim Allergiezen­trum Schweiz. «Es kann auch sein, dass Allergien nur temporär auftreten, kommen und gehen.»

Doch wie erkennt man den Unterschied zwischen einer Erkältung und einer Allergie? Beiden gemein ist die verstopfte und laufende Nase sowie dass man sich unter Umständen müde und schlapp fühlt. «Ein Blick auf das Nasensekret beim Schneuzen hilft weiter», so Karin Stalder. «Ist es wässrig und klar, ist dies ein Hinweis auf Heuschnupfen. Ist es gelb-grünlich und kommt vielleicht noch Halsweh oder Husten dazu, deutet das eher auf eine Erkältung hin.» 

Symptombekämpfung hilft

Nicht mit jeder Allergie müssen Sie gleich zum Arzt. Bleiben die Symptome moderat oder lassen sie sich mit rezeptfreien Mitteln bekämpfen, reicht das in den meisten Fällen. Wird der Leidensdruck zu gross, werden die Symptome stärker oder lassen sie sich nicht in den Griff kriegen, wird eine ärztliche Abklärung empfohlen.

«Symptombekämpfung ist wichtig», betont Karin Stalder.«Die Allergie kann sich verschlimmern, wenn man nichts gegen die Symptome unternimmt. Bleibt ein Heuschnupfen unbehandelt, so besteht zudem die Gefahr, dass sich ein Asthma oder weitere Allergien entwickeln.»

Denn sogenannte Kreuzreaktionen haben stark zugenommen: Rund die Hälfte aller Pollenallergiker reagieren auch auf bestimmte Nahrungsmittel. Denn die allergieaus­lösenden Eiweissstoffe in den verschiedenen Pflanzen, ähneln sich und können vonunserem Immunsystem nicht unterschieden werden. Karin Stalder: «Wir schätzen, dass siebzig Prozent der Baumpollenallergiker Kreuzreaktionen mit Nahrungsmitteln aufweisen. Bei Beifuss- und Gräserpollenallergiensind Kreuzreaktionen weniger häufig.»

Kochen, schälen, raffeln

Die Reaktionen können von einem Tag auf den anderen auftreten: Zum Beispiel ein Kribbeln auf den Lippen, wenn man in einen Apfel beisst oder Juckreiz am Körper beim Genuss von Nüssen. Bei den einen zeigen sich die Reaktionen nur bei einem einzigen Nahrungsmittel, bei anderen werden es immer mehr. Manchmal hilft es, wenn das entsprechende Nahrungsmittel erhitzt, geschält oder geraffelt wird. 

Lässt sich das Risiko einer Kreuzreaktion vermeiden? «Eine gut behandelte Pollenallergie ist sicher einegute Voraussetzung, aber wirklich vermeiden lässt sich eine Kreuzreaktion nicht», sagt Karin Stalder. 

Wie bei anderen Nahrungsmittelallergien muss das auslösende Lebensmittel weggelassen werden. Denn eine Nahrungsmittelallergie lässt sich nicht ursächlich behandeln. Bei einerPollenallergie hingegen kann eine Desensibilisierung Linderung verschaffen. 

Diese Therapie ist sinnvoll bei starken Beschwerden, bei Erwachsenen, wenn die Heuschnupfen-Medikamente nicht wirken oder wenn jemand nicht dauernd Medikamente nehmen möchte. Bei Kindern ist eine Desensibilisierung generell sinnvoll, damit das Asthma-Risiko gesenkt wird und sich keine zusätzlichen Allergien entwickeln.

Allerdings geht das nicht von heute auf morgen: Die ganze Behandlung dauert rund drei bis fünf Jahre. Nach Beendigung der Therapie hält die Wirkung etwa sieben bis zehn Jahre an.

 

 

Häufige Kreuzreaktionen

Januar bis April: Birken, Erlen, Hasel

Birke-, Erle- und Hasel-Allergiker reagieren häufig auf Kern- und Steinobst (wie Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Aprikosen oder Kirschen) sowie auf Haselnuss, Baumnuss, Mandeln, Tomaten, Rüebli, Sellerie, Mango, Avocado, Fenchel, Kiwi und Litchi.

Mai bis Juli: Gräser

Gras-Allergiker reagieren häufig auf rohe Kartoffeln, Soja, Kiwi, Tomaten, Melone, Getreide, Pfefferminze.

Juli bis August: Beifuss
Beifuss-Allergiker reagieren häufig auf Sellerie, Karotten, Fenchel, Artischocken, Kamille, Pfeffer, Senf, Dill, Petersilie, Koriander, Kümmel, Anis, Sonnenblumenkerne.

 

 

Allergie oder Intoleranz?

Nahrungsmittelallergien sind weniger häufig als oft angenommen: Zwei bis acht Prozent aller Schweizerinnen und Schweizer leiden darunter. Deutlich mehr Menschen sind von einer Nahrungsmittelintoleranz betroffen. Die Symptome sind teils ähnlich, der Krankheitsmechanismus ist völlig unterschiedlich. 

Bei der Nahrungsmittelallergie wehrt sich unser Immunsystem gegen eigentlich harmlose Eiweisse in Lebensmitteln. Die Symptome können ein Jucken im Mund sein, gerötete Haut oder Schwellungen im Gesicht.
Es kann aber auch Atemnot und ein lebensbedrohlicher anaphylaktischer Schock auftreten. Die Betroffenen müssen die auslösenden Lebensmittel unbedingt meiden!

Bei einer Nahrungsmittelintoleranz kann der Körper einen bestimmten Stoff nicht verdauen und rebelliert – meist mit Magen-Darm-Beschwerden. Am häufigsten sind Intoleranzen auf Laktose (Milchzucker), Gluten und Histamin. Kleine Mengen der unverdaulichen Lebensmittel werden meistens vertragen – ausser bei Zöliakie, der Gluten-Intoleranz.

Weitere Informationen:

Allergiezentrum Schweiz

wwww.aha.ch