Wer durch die Region Nenzlingen wandert, hat grosse Chancen Vroni Guggisberg bei der Arbeit anzutreffen. In kurzen Hosen und stets barfuss geht sie von Beet zu Beet und sorgt dafür, dass die Kräuter des Ricola-Schaugartens gesund und kräftig wachsen. Sie gärtnere immer barfuss, meint sie lachend. So fühle sie sich noch stärker mit der Natur verbunden. Das war der quirligen Basellandschäfterin schon immer wichtig.

Schon während ihrer Ausbildung zur bäuerlichen Haushaltangestellten interessierte sie sich für Kräuter. Als 1997 der Ricola-Schaugarten in Nenzlingen gebaut wurde, lernte Vroni Guggisberg Ursula Richterich kennen, die Leiterin des Gartens und Enkelin des Firmengründers, und vertiefte ihr Kräuterwissen durch den Austausch mit ihr.

Ursula Richterich suchte damals jemanden, der sich mit viel Liebe um den Garten kümmern würde. Vroni Guggisberg erschien ihr, obwohl keine ausgebildete Gärtnerin, schon bald als die perfekte Person für diese Funktion.

Die Schönheit der Kräuter

Bis heute zeigt und erklärt sie einzelnen Besuchern oder Gruppen, Schulklassen und internationalen Gästen der Firma Ricola alles Wissenswerte über den Kräutergarten. Sie teilt ihre Faszination für die Schönheit der Kräuter, die unterschiedlichen Düfte und Heilwirkungen gerne.

Anhand des Kräuterkreises, einem zentralen Element des Schaugartens, erklärt sie jeweils die «magische» 13-Kräuter-Mischung von Ricola. Im Minzenfeld mit seinen 44 verschiedenen Sorten – sie tragen teils abenteuerliche Namen wie Gurkenminze, Weinminze oder Pluto Minze – taucht sie mit den Besuchern in wahre Duftwelten ein.

Das Geheimnis der 13

Die genaue Rezeptur der Bonbons mit den 13 Kräutern ist geheim. Doch die darin verwendeten Kräuter sind bekannt: Andorn, Bibernelle, Ehrenpreis, Eibisch, Frauenmantel, Holunder, Malve, Pfefferminze, Salbei, Schafgarbe, Schlüsselblume, Spitzwegerich und Thymian. Diese Kräuter wirken vor allem auf die oberen Atemwege entzündungs- und reizlindernd, können auch bei Fieber helfen.

Der Erfinder der Mischung, Emil Richterich, Bäckermeister und Ricola-Gründer, beschäftigte sich intensiv mit der Heilkraft von Kräutern und eignete sich ein grosses Kräuterwissen an. Insbesondere Pfarrer Künzles berühmtes Werk «Chrut u Uchrut» spielte dabei eine zentrale Rolle. Bis heute ist die Mischung unverändert.

Die benötigten Kräuter produzierte Ricola lange Jahre selber, doch seit den 1980er-Jahren werden Verträge mit Landwirten aus dem Schweizer Berggebiet abgeschlossen. Mittlerweile sind es schon über 100 Betriebe. Sie bauen die Kräuter nach naturgemässen Methoden an. Das heisst, sie verwenden keine synthetischen Herbizide, Insektizide, Fungizide oder Kunstdünger.

1 400 Tonnen

Das im Jahr 2014 neu entstandene Ricola-Kräuterzentrum in Laufen verarbeitet jährlich  1 400 Tonnen Kräuter. Sie werden in der Regel in getrockneter Form angeliefert, weil so am wenigsten Aroma- und Wirkstoffe verloren gehen. Auch Vroni Guggisberg arbeitet dort, in der Abteilung Kräutermischerei, wenn die Kräuter gerade keine Saison haben.

Der Schaugarten ist im Sommerhalbjahr geöffnet. In dieser Zeit sind Vroni Guggisberg oder ihr Arbeitskollege John fast immer vor Ort. Da die Anlage direkt an einem Wanderweg liegt, kommen Besucher häufig spontan vorbei. Ein Flyer in einem Briefkasten versorgt sie bei Bedarf mit Informationen zum Garten und den Kräutern.

Das eigentliche Kräuterjahr beginnt offiziell im Sommer. Die jeweilige Kräuterart darf maximal drei Jahre am selben Ort wachsen, bevor ein Standortwechsel für die Erhaltung der Bodenqualität unumgänglich wird. Der Boden wird anschliessend umgehackt und Gründüngung durchgeführt, um die Erde mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen.

Viel Handarbeit

«Dank der Gründüngung kann vermieden werden, dass der Boden sehr lange brachliegen muss. Dies ist nicht optimal, wenn nur wenig Fläche vorhanden ist», sagt Vroni Guggisberg. Sie gärtnert – wie alle Kräuterbauern, die für Ricola anbauen – nach naturgemässen Richtlinien. Das meiste ist Handarbeit. Einzig für grössere Flächen werden Maschine eingesetzt, zum Beispiel beim Umstechen oder Setzlinge platzieren.

Während der Kräutersaison hat Vroni Guggisberg mit dem Schaugarten alle Hände voll zu tun. Doch hin und wieder kommt sie dazu, selber Produkte aus Kräutern herzustellen, wie Goldmelissen-, Zitronenmelissen- und Holunderbeerensirup. Und im Winter hat die Mutter von zwei erwachsenen Kindern jeweils etwas mehr Zeit, um sich um ihre Hobbys zu kümmern, wie dem Basteln von Glückwunschkarten.

 

Vronis Kräuter-Pflanztipps

  • Teekräuter unbedingt separat von den Gewürzkräutern anpflanzen.
  • Minze im Topf anpflanzen, da sie sich mit ihren Ausläufern sehr stark und schnell vermehrt.
  • Der Boden des Beets mit etwas Mulch abdecken. Das schützt vor Austrocknung, hemmt das Unkrautwachstum und verbessert die Bodenqualität.

 

Ricole Kräutergärten

Ricola unterhält sechs Schaugärten in der ganzen Schweiz:
in Nenzlingen, auf dem Trogberg, der Klewenalp, in Kandersteg, Zermatt sowie in Pontresina.
Die Gärten sind alle öffentlich zugänglich. Besucher erfahren von Frühling bis Herbst Wissenswertes über den Anbau und die Wirkung der 13 «magischen Kräuter».

Weitere Informationen: www.ricola.com