Wenn Patti Basler auf die Bühne kommt, wird es witzig und ernst, laut und chaotisch, schnell und direkt, manchmal komisch, manchmal frotzelnd und immer interessant. Patti Basler überzeugt mit Bühnenpräsenz. Was sie sagt, hat mehr Hintergrund, als man im ersten Moment erfassen kann. Die Sprache und alle ihre Ausdrucksarten und Stile sind der Rahmen ihres Schaffens; inhaltlich orientiert sie sich vor allem am Zeitgeschehen.

Wiederkehrende Themen sind ihre ländliche Herkunft und die Schule. Patti Basler ist Satirikerin, Kabarettistin, Slammerin, Bühnenpoetin, Autorin und neu Protokollantin der Sendung «Arena» des Schweizer Fernsehens; dabei fasst sie am Schluss der Sendung das Geschehen in zwei Minuten zusammen. Sie ist auch ausgebildete Lehrerin, Erziehungswissenschaftlerin und Bauerntochter. 

Reimen beim Kirschenpflücken

«Mein Sprachtalent wurde mir in die Wiege gelegt», sagt sie. Die Wiege stand im fricktalischen Zeihen, wo ihr Vater Kaspar, der sich selbst «Bauer, Philosoph und Dichter» nennt, zusammen mit seiner Frau Rösli einen Landwirtschaftsbetrieb führte. Heute wird der Hof von Patti Baslers Schwester Colette und ihrem Mann bewirtschaftet. Die Künstlerin ist auf dem Hof ein gerngesehener Gast. «Die Verbindung zur Scholle ist da. Ich fühle mich mit diesem Land immer noch sehr verbunden.» 

Wenn sie an ihre Kindheit zurückdenkt, erinnert sie sich auch an viel Arbeit; an lange Sommer, die sie hauptsächlich auf Obstbäumen verbrachte. Während die Hände Kirschen pflückten, habe der Kopf ohne Unterlass geschrieben. «Ich habe meistens auf hochdeutsch gedacht und immer gerne in Reimen.» Von einer Karriere als Künstlerin habe sie damals zwar geträumt, aber diese nie ernsthaft in Erwägung gezogen.

«Ich hatte keine Vorbilder. Ich kannte nur das ländliche Zeihen und niemanden, der studiert hatte. Mein Berufswunsch erschien mir unrealistisch.»

Von der Heu- auf die Showbühne

Nach der Matur liess sich Patti Basler zur Oberstufen-Lehrerin ausbilden; danach studierte sie 22 Semester Erziehungswissenschaften. Einerseits habe das so lange gedauert, weil sie daneben immer mindestens 50 Prozent als Lehrerin gearbeitet habe, andererseits habe sie diese Zeit gebraucht, um sich weiterzuentwickeln. «Dank dem Studium lernte ich, anders und intellektueller zu denken. Ich hinterfrage heute viel mehr und bin kritischer geworden.»

Der Sprung von der Uelberger Heubühne, auf der Patti Basler als Kind oft sass, auf die Showbühne kam eher zufällig als geplant. Die Lehrerin besuchte zusammen mit ihren Schülern eine Poetry-Slam-Veranstaltung und dachte sich: «Eigentlich kann ich das auch.» 

Seit ihrem ersten Auftritt als Slammerin sind rund zehn Jahre vergangen; vor drei Jahren machte sich Patti Basler selbstständig. «Ich war gerne und aus vollem Herzen Lehrerin, heute kann ich mir nicht mehr vorstellen, ins Schulzimmer zurückzukehren.» Auch eine Karriere als Wissenschaftlerin wäre ihr offen gestanden. «Ich wollte nicht im stillen Kämmerlein arbeiten. Ich hatte das Bedürfnis, meine Gedanken mit einem Publikum zu teilen.» 

Dieses hatte Patti Basler schnell gefunden. Nach ihrem Erstling «Kropfgezwitscher» (zusammen mit den Vögeli-Zwillingen) ist sie nun seit rund 100 Aufführungen mit dem abendfüllenden Programm «Frontalunterricht» unterwegs, zusammen mit ihrem Bühnenpartner Philippe Kuhn. Dazu kommen zahlreiche Radio- und Fernsehauftritte sowieGastauftritte bei Firmenanlässen und andern Veranstaltungen. «Ich bin momentan fast jeden Abend auf der Bühne.» Langfristig möchte sie die Auftritte eher reduzieren, um mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

Ein Meer fürs Fricktal

Wer sich so exponiert, muss mit Kritik rechnen. Patti Basler: «Ich brauche Kritik, um weiterzukommen. Wenn es allerdings nur darum geht, mich als Frau in Frage zu stellen, dann kann ich darauf getrost verzichten.» 

Manchmal, so Patti Basler, hätte sie sich als Kind gewünscht, dass sich die Weizenfelder rund um ihr bäuerliches Elternhaus in ein Meer verwandeln. «Mir hat im Oberen Fricktal immer das Wasser gefehlt.» Heute wohnt sie in der Region Baden, direkt an der Limmat und geniesst es, gleich von ihrem Garten aus schwimmen gehen zu können. 

Dort im idyllischen Garten entsteht auch ein Teil ihrer Texte; oft schreibe sie spät abends oder nachts. «Ich habe den Anspruch über Themen zu reden, die auch für andere Menschen relevant sind. Und ich versuche, immer weiter zu denken als nur bis zum ersten Einfall.» 

Reifer Start

Bei ihren Zuhörerinnen und Zuhörern möchte Patti Basler Bauch und Kopf ansprechen. Darum sei auch ihr Privatleben kein Thema für die Öffentlichkeit oder die Bühne. «Ich finde nicht, dass mein Alltagsleben die Menschheit in irgendeiner Form weiterbringt, und deshalb ist dies kein Auftritts-Material.»

Patti Basler ist 42 Jahre alt. «Ich bin eine Spätstarterin in dieser Branche, aber mein Beispiel zeigt: Man kann auch als Frau über 35 Karriere machen.» Frauenanliegen sind ihr denn auch wichtig. «Viele Frauen sind zu bescheiden und leben einen Teil ihrer Talente nicht. Ich möchte sie dazu animieren, mehr von sich zu zeigen und auf ihr Können zu
vertrauen.»

Weitere Informationen:

 www.pattibasler.ch