Wenn sich in der Hauptstadt die Anzahl Sennenhemmli pro Quadratmeter verdoppelt, weiss man: Es ist wieder BEA. Alle haben darüber berichtet: Nach zwei Jahren Zwangspause dreht das BEA-Riesenrad wieder. Und tatsächlich schleusen sich auf der einen Seite Familien aus der Stadt, junge Paare vom Land, Unternehmer, Landwirte, Teenager und alles andere durch die Tore der BEA. Einmal fragt eine pflichtbewusste Konsumentin, ob Labelfleisch zu konsumieren den überhaupt Sinn mache, eine Viertelstunde später lehnt sich ein Mitte 70-er Alt-Bauer an den Stand der BauernZeitung, schaut gedankenversunken in die vorbeiziehenden Menschenmassen, während er von der schwierigen Hofübergabe, der Kuh, die nicht kalben will und von der kaputten Feldspritze erzählt.
Obwohl das Ziel des BEA-Besuchs bei den Besuchern und Besucherinnen unterschiedlich sein mag, dürfte die Erwartung bei allen ähnlich klingen: Hingehen. Leute sehen (und vielleicht auch gesehen werden). Dabei sein.
Ein einfach zu erklärendes Phänomen
Das Bedürfnis, über den Betrieb oder über die Familie zu berichten, scheint gross. So verwandelte sich der Stand der Schweizer Agrarmedien von einem Zeitungsdepot in eine Drehscheibe von Geschichten. Besucher und Besucherinnen kamen, erzählten, klemmten eine Zeitung unter den Arm und zogen weiter. Angesichts der letzten Kontakt-reduzierten Jahre ein einfach zu erklärendes Phänomen.
Schuldzuweisungen in der Kommentarspalte
Doch die BEA ermöglicht nicht nur diesen langersehnten Austausch. Sie bringt auch das Land der Stadt näher – und umgekehrt. In Zeiten, in denen sich Schuldzuweisungen, Beleidigungen und Beschimpfungen per Mausklick in der Kommentarspalte stapeln können, ist diese Aufgabe aktuell wichtiger denn je. Dabei kommen vielleicht nicht alle Kinder in Kontakt mit einem süssen «Färli», einer echten, schönen Kuh oder mit einem borstigen Esel, dafür schleifen alle Kinder (und auch einige Erwachsene) die aufblasbaren Swissmilk-Zottelkühe hinter sich her – immerhin.