Wenn Lohnuternehmer feiern, dann steht meistens die eine oder andere Maschine vor dem Festlokal. Bei Fernand Andrey, dem Vizepräsidenten des Verbands Lohnunternehmen Schweiz war es eine ganze Landmaschinenausstellung. Die Gäste wurden in Arconciel von rund 30 Traktoren in Reih und Glied empfangen, das Eingangsportal wurde von zwei Häckslern geformt und am Horizont grüsste eine Kipperparade.
Als die Funktionäre am Velofahren waren
Nach dem Apéro begrüssten die beiden Vizepräsidenten – Daniel Haffa und Fernand Andrey – die Gäste. Der Verband hat seit dem Rücktritt von Christian Kuhn keinen Präsidenten. Für dessen Auswahl will man sich offenbar etwas Zeit lassen. Andrey erinnerte sich leicht wehmütig an die Corona-Zeit: «Unsere Dienste waren geschätzt, die Grünen waren still und die Funktionäre im Home Office bzw. am Velofahren».
Mit dieser Ruhe sei es aber längst vorbei. Andrey beschwerte sich über die zunehmenden Beschränkungen für die produzierende Landwirtschaft durch die öffentliche Verwaltung. Der einzige Weg zur Verbesserung sei, im Oktober diejenigen Kandidaten zu wählen, welche die inländische Produktion stärken wollten.
«Enormes Ausmass der Bürokratie»
Überraschend nahm auch Bundesrat Albert Rösti am Anlass teil. Er hielt eine kurze Rede, in der er die Verdienste der produzierenden Landwirtschaft und insbesondere der Lohnunternehmer hervorhob. Er erinnere sich gut an seine erste Stelle nach dem Studium zum ETH-Agronomen. Damals habe er versucht, die Bauern im Berner Oberland zum gemeinsamen Kauf eines Mistzetter zu bewegen, damit sei er aber seinerzeit wenig erfolgreich gewesen.
Dass dies heute anders sei, daran seien auch die Jubilare beteiligt. Rösti rühmte die Lohnunternehmer und dankte ihnen im Namen des Bundesrats für das, was sie auch im Sinne der Kostensenkung und höherer Effizienz für die Landwirtschaft leisten. Er räumte gleichzeitig ein, dass die Bürokratie ein «enormes Ausmass» angenommen habe. «Ich kann kein Versprechen abgeben, um wieviel wir es reduzieren können. Aber ich kann Ihnen versichern, dass ich mich dafür einsetzen werde», so der Bundesrat.
Rösti thematisiert das Bafu
Er kam auch auf das Bundesamt für Umwelt (Bafu) zu sprechen, welches in der letzten Zeit oft kritisiert wurde für seinen landwirtschaftskritischen Ökologisierungskurs. Dieses befinde sich in seinem Departement, so Rösti, und es sei klar, dass es einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Interessen brauche. Denn die Bevölkerung müsse weiterhin bereit sein, die Direktzahlungen zu finanzieren. «Auf der anderen Seite dürfen wir auch nicht überborden», so Rösti.
Glücklicherweise stehe die Mehrheit der Bevölkerung hinter der produzierenden Landwirtschaft, fuhr der Magistrat fort. Dies hätten die vergangenen Abstimmungen, etwa zur Trinkwasser- oder zur Massentierhaltungs-Initiative gezeigt. Diese wurden jeweils mit über 60 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt.
«Selbstversorgung trägt zu Unabhängigkeit bei»
Zur Festgemeinde sprach auch die Freiburger Ständerätin Johanna Gapany. «Sie und wir haben grosse Herausforderungen vor uns, um die Nahrungsmittelversorgung des Landes zu sichern», sagte Gapany, die für die FDP politisiert. Die Selbstversorgung trage zu Unabhängigkeit und Sicherheit bei. Sie habe das grosse Glück gehabt, auf einem Bauernhof aufzuwachsen. Sie empfahl als Zukunftsrezept: «Innovativ sein, statt verbieten, mit einem Staat, der an seinem Platz bleibt und sich auf die Setzung des Rahmens beschränkt». Zweitens brauche es umfassend verstandene Nachhaltigkeit. Drittens sei eine Modernisierung der Infrastruktur nötig.
«Zu Beginn diskutierte man nur Mähdreschertarife»
Ehrenpräsident Fritz Hirter gab seinerseits einen Tour d’Horizon zur Geschichte des Verbands. In den Gründerjahren habe man jeweils stundenlang über Mähdreschertarife diskutiert, sagte er. Gestartet wurde bei der ersten Versammlung bei Motorex in Burgdorf mit 50 Mitgliedern, heute verfügt der Verband über einen Bestand von 370 Unternehmen. Das zeigt, wie sowohl die Bedeutung der Lohnunternehmen, aber auch des Verbands gestiegen ist.
Das regelmässig erscheinende Verbands-Magazin «Agroluchs» informiert über wichtige Neuerungen und bietet eine Insertionsplattform. Der Verbandssitz befindet sich neu in Zollikofen und die Geschäftsführung obliegt der ehemaligen Agrarjournalistin Kirsten Müller.