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Johann Schneider-Ammann über sein Lieblingsprojekt.

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Das Interview mit Christophe Courtois, der mit seinem Projekt den Agropreis 2015 gewonnen hat.

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Judith und Franz Pfefferli  haben den Saal- und den Medienpreis für ihr Projekt «Lernort Bauernhof» gewonnen.

Im Berner Kursaal sind heute die Gewinner des heurigen Agropreises gekürt worden. Den Hauptpreis der Jury holte sich Familie Courtois aus Versoix GE. Man setze seit 20 Jahren auf die Linse, sie sei zwar keine einfache Kultur, bereite der Familie aber ungeachtet dessen viel Freude, «weil wir sie mögen», wie Christophe Courtois nach der Siegerehrung durch Agrarminister Schneider-Ammann strahlend zu Protokoll gab.

Spezialpreis für Forstfahrzeug

Der Nachmittag hatte mit der Übergabe des Spezialpreises des Schweizerischen Landmaschinenverbands an Kari Burkhard aus Hausen am Albis ZH begonnen. Er hat ein spezielles Forstfahrzeug konstruiert, das es ermöglicht, ohne Kabinenwechsel verschiedene Funktionen zu bedienen.

Nach der ersten Verleihung trat mit leichter Verspätung Bundesrat und Agrarminister Schneider-Ammann ans Mikrofon. Er erklärte, er kämpfe gegen das Vorurteil, dass Landwirte wenig innovativ seien. Als positive Gegenbeispiele erwähnte der Agrarminister einen Champignonzüchter im Wauwilermoos und einen Radiesliproduzenten im Seeland. Auch von den in Bern präsentierten Projekten zeigte er sich beeindruckt.

Kombiniert mit Bauernschläue ergebe sich für die Landwirtschaft viel unternehmerisches Potenzial, sagte er. Schneider-Ammann lud die Bauern ein, dieses künftig noch besser zu nutzen.

Die nominierten Projekte

Zur Auswahl standen beim Agropreis vier Projekte. Die Nominierten hatten Gelegenheit, diese im Einzelnen vorzustellen.

Den Auftakt machte die Fonduekutsche, «das besondere Reiseerlebnis» der Familie Scherrer aus Dietfurt SG. Neben einer Kuhherde hält die Familie 12 Pferde. Diese sind wichtiger Bestandteil der Innovation, ziehen sie doch die Kutsche, auf der das Fondue präsentiert wird. Die Geschäftsidee entstand, weil die seit langem angebotenen Kutschenfahrten im Winter schlecht ausgelastet waren. Familie Scherrer sieht das Kutschenfahren als ideale Methode, um die Entschleunigung des hektischen Alltags zu fördern.  

Die siegreiche Linsen-Offensive der Familie Courtois aus Versoix GE, die den Boom für Hülsenfrüchte zu nutzen versuchen, war als zweite an der Reihe. Der Anbau der Leguminose war nach dem zweiten Weltkrieg eingestellt und erst in den 90-er Jahren wieder augenommen worden. Familie Courtois ist 1995 eingestiegen, unter anderem weil die Getreidepreise damals stark zurück gingen. Heute produziert Familie Courtois 12 ha Linsen mit einem Ertrag von 15 Tonnen. Die Ernte wird im eigenen Hofladen, im Fachhandel und bei Manor verkauft.

Nun war es am Lernort Bauernhof, ein Projekt der Familie Pfefferli aus Wangen bei Olten, die eine Vielzahl von Kursen für Kinder anbietet. Neben den 70 Milchkühen betreuen Pfefferlis temporär auch rund 250 Schulkinder. Begonnen hat das Angebot mit einer Bauernhofspielgruppe, die im Nu ausgebucht war. Auch dank «Schule auf dem Bauernhof» konnte dieses stark ausgebaut werden. Initiatorin Judith Pfefferli sieht es als dringende Notwendigkeit, den Kindern aber auch ihren Lehrpersonen die Landwirtschaft näher zu bringen.

Zu guter Letzt war das Projekt Autonomia, die Geflügelproduktion der besonderen Art der Familie Godel in Domdidier FR an der Reihe. Die Biogeflügelmäster hatten es satt, nach jedem Umtrieb die Ställe auf eine neue Weide zu zügeln und bauten deshalb einen zentralen Stall bei dem nicht der Stall verschoben, sondern die Auslaufweide rotiert wird. Damit hat Laurent Godel sehr gute Erfahrungen gemacht, die Arbeitsersparnis ist markant und die Idee hat sich verbeitert. Schon sind 66 dieser Ställe in Betrieb.

Begeisterter Bauernverbandspräsident

Bauernverbandspräsident Ritter zeigte sich begeistert über die Vielfalt des Präsentierten. Hier zeige sich, dass die Schläue der Bauern nicht nur sprichwörtlich sondern eine Tatsache sei. Das Tolle an den Projekten sei, dass dabei auch Wertschöpfung entstehe. Im weiteren rühmte er das Vorgehen der Nominierten, die ihre Innovationen nicht patentieren lassen, sondern teilen wollten, damit die ganze «verschworene Gemeinschaft» der Schweizer Landwirtschaft davon profitieren könne.

Nun wurde es definitiv ernst. Die beiden Publikumspreise, derjenige der Medienpartner und derjenige des Saals gingen beide an das Projekt Lernort Bauernhof der Familie Pfefferli aus Wangen SO.

Nun folgte noch der Hauptpreis der Jury. Präsident Roland Stähli erläutert die Kriterien und liess die Spannung noch ein bisschen steigen. Und dann sagte er es, auf französisch: Der Agropreis 2015 geht an die Familie Courtois aus Versoix GE und ihr Linsenprojekt, auch weil es den Erfolg so nachhaltig unter Beweis gestellt hat, wie der Jurypräsident sagte.

Adrian Krebs