Während rund drei Wochen werden unsere Kühe im Freien gemolken, damit wir die obersten Weiden auch nutzen können. «Im Freien» ist wortwörtlich zu verstehen: Unser Melkstand besteht aus einer betonierten Bodenplatte, einem Eisenträger zum Anbinden der 40 Kühe und einem Blechhüttchen für Benzinmotor und Vakuumpumpe.

Schwebende Milchkannen

Die Milch fährt mit einer kleinen Transportseilbahn direkt vor die Käserei. Also laufen wir am Morgen zu Fuss zuerst etwa zehn Minuten den Berg hoch, sammeln die Kühe ein, binden sie an und ziehen per Seilbahn die Milchkannen und Melkkessel hoch. Die Milchkannen fahren auf der Raupenkarette mit, damit wir nicht weit gehen müssen, um die Kessel zu leeren.

Am Melkstand erleben wir die schönsten Momente. Wenn am Morgen die Sonne über dem Bergpanorama aufgeht, die Kühe entspannt nebeneinander stehen und die ganze Welt noch zu schlafen scheint, möchte ich mit niemandem tauschen. So erlebten wir es am ersten Morgen.
Als der Wecker klingelte, prasselte noch Regen aufs Dach und unsere Motivation verkroch sich unter der Bettdecke. Als Erstes gönnten wir uns einen warmen Kaffee, in der Hoffnung auf Wetterbesserung. Diese traf tatsächlich ein und wir blieben trocken.

Nass in die Alphütte zurück

Der zweite Morgen war jedoch genau umgekehrt. Pünktlich liefen wir los, banden die Kühe an und begannen zu melken. Und schon fing es an zu regnen. Irgendwann versagen sogar die besten Regenkleider und dann hilft nur durchhalten bis zur Rückkehr in die trockene, warme Alphütte oder Käserei.

 

Andrea Gysin auf der Alp

Bereits zum zweiten Mal ist die Musenalp in Isenthal im Kanton Uri ihr Sommer-Zuhause. Sie gehört ihrem Partner Josef Herger und wird mit 40 Kühen und rund 20 Ziegen und Gitzi bestossen. Aus der Kuhmilch stellen die beiden Alpkäse und Mutschli her. Da es keine Strasse gibt, ist die kleine Personen-Seilbahn die Lebensader der Alp auf rund 1500 m ü. M. Bei der Bergstation befindet sich zudem ein Restaurant, das von einer anderen Familie betrieben wird.