Die lancierte «Trinkwasser-Initiative», welche diese Woche mit der Unterschriftensammlung startet, muss ernst genommen werden. Diese fordert unter anderem, dass in der Tierhaltung keine vorbeugenden Antibiotika mehr eingesetzt werden dürfen.
Ein sorgsamer Umgang ist entscheidend
Nur wenn in allen Bereichen sorgsam umgegangen wird, kann verhindert werden, dass über kurz oder lang Infektionen nicht mehr bekämpft werden können. Denn laut Studien sterben in der EU jährlich über 25 000 Menschen, weil die Antibiotika nicht mehr greifen.
Ein Vorrat an Penicillin oder Trockenstellern war früher gang und gäbe. Bemerkte man beim Melken bei der Kuh «Mädi» einen Euterviertel, ging der Handgriff schnell zum Kühlschrank. Möglichst schnell reagieren und «Mädi» mit einer Taube Penicillin behandeln, hiess die Devise.
Heute heisst es, zuerst den Tierarzt beiziehen und eruieren, um welches Bakterium es sich handelt. Ob die Kuh in der Zwischenzeit Schmerzen hat, wird nicht gefragt. Auch nicht, ob im schlimmsten Fall dabei ein Euterviertel kaputtgeht.
Trockensteller in der Milchwirtschaft geraten unter Druck
Möchte der Landwirt auf Vorrat Arzneimittel, muss er zuerst mit seinem Tierarzt eine Tierarzneimittel-Vereinbarung unterzeichnen. Diesen Grundsatz präzisiert die Tierarzneimittel-Verordnung.
Für die Landwirtschaft heisst das, dass zum Beispiel Trockensteller in der Milchwirtschaft unter Druck geraten und dass vorbeugende Antibiotikaabgaben für Nutztiere stark eingeschränkt oder sogar verboten werden könnten.
Nationale Antibiotika-Datenbank kommt in zwei Jahren
Ab 2019 ist eine nationale Antibiotika-Datenbank geplant. Mit dieser Datenbank will man den Antibiotikaverbrauch bei den Betrieben und den Tierärzten überwachen und nötigenfalls weiter senken.
Jedenfalls schaut die Landwirtschaft nicht tatenlos zu. So ist in den letzten Jahren der Antibiotikaverbrauch bei den Bauern massiv zurückgegangen. Alle Tierhalter, inklusive die Schweine-, Kälber- und Pouletmäster, sind bestrebt, alle Vorsichtsmassnahmen in Betracht zu ziehen, damit sich ein Einsatz erübrigt.
Aber das Image, welches an der Landwirtschaft haftet, dass die Tiere und ihr Fleisch vollgestopft mit Antibiotika sind, wird von den Konsumenten noch immer sehr stark wahrgenommen.
Wirksamkeit der Antibiotika wird zurückgehen
Es steht ausser Zweifel, dass die Menschheit auf eine Zeit zusteuert, in der Antibiotika nicht mehr jene Wirkung haben werden, wie man sie heute kennt. Aber nur bei der Landwirtschaft den Sündenbock zu suchen, ist völlig falsch. Dank der starken Lobby in der Humanmedizin wird sie bei diesem brisanten Thema mit Samthandschuhen angefasst.
Damit der Antibiotikaverbrauch weiter reduziert werden kann, sind vorsorglich auf jedem Betrieb wichtige Massnahmen gegen Krankheiten zu treffen. Dazu gehören ein sorgfältiges
Management, gute Haltungs- und Hygienebedingungen im Stall.
Denn: Je weniger Infektionen auftreten, desto weniger Antibiotika werden benötigt und die Bildung von Resistenzen kann verlangsamt werden.
Behandlungen erhöhen auch die Produktionskosten
Zudem bedeutet jede notwendige Behandlung eine Steigerung der Produktionskosten für den Landwirt. Erkrankt dennoch ein Tier, muss schnell gehandelt werden, damit sich eine ansteckende Krankheit nicht ausbreitet. So kann eine Behandlung mit Medikamenten notwendig sein und ist in diesem Fall auch gerechtfertigt.
Schwieriger wird es sicher bei den Kälbermästern. Die Kälber stammen aus verschiedenen Betrieben – alle mit unterschiedlichen Stallbakterien. Ihr Immunsystem ist beim Einstallen gefordert. Für den Mäster ist es eine grosse Herausforderung, dass sich die Kälber nicht gegenseitig anstecken und krank werden.
Es geht auch anders: mit Alternativmedizin
Aber es müssen nicht immer Antibiotika sein, denn es geht auch anders. So ist Alternativmedizin, wie Homöopathie, ein wichtiger Bestandteil bei Mensch und Tier geworden.
Ob sie die Antibiotika ganz verdrängen kann, ist eher unwahrscheinlich. Aber die Forschung arbeitet auch hier in alle Richtungen. Vor allem Biobetriebe setzen bei ihren Tieren schon lange erfolgreich homöopathische Mittel ein, und hier gibt es sicher noch ein grosses Potenzial.
Peter Fankhauser