Damit ist vermutlich schon ein erstes Ziel erreicht: Emotionen, eine der wertvollsten Währungen im heutigen Kampf um die rare Aufmerksamkeit der Konsumierenden, sei es bei Lebensmitteln oder in Propagandafilmen.
Die Emotionen wogten natürlich in unterschiedliche Richtungen. Die einen fanden das alles zu kitschig, zu Drohnenflug-lastig und die Stimme der Sprecherin nicht zum Aushalten. Andere, wie ich, hielten dagegen. Ehrlich gesagt hat mich der Hauptfilm ziemlich berührt. Dazu hat möglicherweise auch eine leichte Schwäche für Kitsch beigetragen, aber vielmehr waren es die Ehrlichkeit der Porträtierten, die Realitätsnähe und nicht zuletzt die Schönheit der Landschaften, die mich hineingezogen haben.
Klar, es ist ein Werbefilm, und deshalb zeigt er nicht den Quälhof oder den mit der übelsten Sauordnung ums Haus. Vielmehr kommen vorbildliche Betriebe zu Ehren, Betriebsleiter, die etwas zu sagen haben und auch ein paar Bäuerinnen, wenn auch zugegebenermassen nicht allzu viele. Wobei hier wahrscheinlich ebenfalls ein Stück Realität abgebildet ist: Unsere Bäuerinnen und Landwirtinnen sind mehrheitlich einfach noch viel zu bescheiden.
Wenn ich die Porträtierten vergleiche mit der täglichen Realität bei unzähligen Betriebsbesuchen, Flurbegehungen und Versammlungen im Säli, dann ist dies kein Spagat. Hier reden keine TV-Schauspielerinnen, keine Pseudo-Alpöhis, sondern Menschen, die ihrem Metier mit Leidenschaft nachgehen, und das 365 Tage im Jahr.
Die grosse Mehrheit der Landwirte und Bäuerinnen, denen ich im Alltag begegne, ist genau so engagiert, besorgt um ihr Vieh, offen für Neues, unternehmerisch denkend und nachhaltig unterwegs, eben so, wie die Werbefilme es darstellen. Bleibt nur zu hoffen, dass diese auch ausserhalb der Branche so emotional diskutiert werden, wie intern.
akr
Diese Analyse finden Sie in der BauernZeitung vom 1. Juni. Lernen Sie die BauernZeitung jetzt 4 Wochen kostenlos kennen und gewinnen Sie einen Reisegutschein im Wert von 3000 CHF.