In den letzten paar Jahren haben sich die Anbauflächen von Schweizer Knoblauch mehr als verzehnfacht. Von einer Boom-Kultur zu sprechen wäre aber trotzdem vermessen. Zwar wagen sich immer mehr Gemüseproduzenten an die Kultur heran, mit offiziell 15 Hektaren Flächen im letzten Jahr gehört Knoblauch aber immer noch zu den Exoten in der Branche.
Weshalb eigentlich? Zum einen liegt es am tiefen Preis für den importierten Knoblauch, mit dem die Schweizer Produktion nicht mithalten kann. Knoblauch ist relativ arbeitsaufwändig und deshalb bei uns teurer. Doch offenbar gibt es eine Kundschaft, die bereit ist, den höheren Preis zu bezahlen, weshalb die beiden Grossverteiler zunehmend einheimischen Knoblauch abnehmen.
Grossverteiler setzen auf Schweizer Knoblauch
Migros verkaufte im letzten Jahr nach eigenen Angaben rund 30 Tonnen Schweizer Knoblauch. Dabei handle es sich vor allem um konventionellen frischen Knoblauch, der unter dem Label „Aus der Region.Für die Region.” angeboten werde, sagt Migros-Sprecherin Monika Weibel. Für diesen sei das Interesse der Kundschaft sehr gross.
Konkurrentin Coop sei vor allem im Biobereich an einem Ausbau der Mengen interessiert, sagt Sprecher Ramon Gander. Man habe die bisherigen Lieferanten deshalb dazu animiert, mehr Knoblauch anzubauen. Bisher verkaufte Coop nur Bioknoblauch. Eine Ausweitung auf konventionellen Knoblauch aus der Region könne man sich aber vorstellen. Bereits in diesem Jahr dürften sich die Knoblauch-Anbauflächen auch deshalb weiter ausgedehnt haben.
Fehlende Erfahrungen im Anbau
Bei der Kultivierung von Knoblauch fehlt es an Know-how, weil es in der Schweiz kaum eine Anbautradition gibt. Zudem braucht es für den grossflächigen Anbau eine spezielle Gerätelinie. Dazu gehört ein „Brecher” für die Zerlegung des Knoblauchs in die einzelnen Zinken, eine spezielle Setzmaschine und auch das Erntegerät muss extra beschafft werden.
Neben diesen Investitionen braucht es ein bestimmtes Mass an Durchhaltewillen, denn praktisch alle Neueinsteiger bezahlen Lehrgeld. Es gibt bereits Produzenten, die entnervt aufgegeben haben. Von einem solchen kaufte der Biogemüsebetrieb von Peter Aschmann im thurgauischen Illhart vor zwei Jahren die ganze Gerätschaft ab. In diesem Jahr stehen dort fünf Hektaren Knoblauch. Und damit gehört er zu den Grossen in der Branche.
Produktionsleiter Daniel Gutzwiller hat sich im letzten Jahr erstmals der Herausforderung gestellt. Obwohl auch er vor allem bei der Trocknung nach der Ernte Anfangsschwierigkeiten hatte, war er eher überrascht, wie gut sich der Knoblauch auf seinen Parzellen entwickelte.
Setzen bis am kürzesten Tag
Das relativ teure Saatgut kauft Gutzwiller in Frankreich ein, einen Teil vermehrt er aber selbst, um Kosten einzusparen. Die Zehen müssen mit dem Brechgerät zuerst aus der Zwiebel gelöst werden, bevor sie im Herbst mit dem Setzgerät sortiert nach verschiedenen Kalibern ausgebracht werden. Als Sorten verwendet er hauptsächlich Messidor sowie teilweise Therador. Bis zum kürzesten Tag müssen die Zehen im Boden sein. „Sonst kommt es im Folgejahr zu massiven Ertragseinbussen”, sagt Gutzwiller.
Als Bioproduzent bekämpft er das Unkraut mit dem Hackgerät. Aus jeder Zehe entwickelt sich eine neue Zwiebel mit 8 bis 13 Zehen. Die Reihenbreite beträgt 45 Zentimeter, pro Laufmeter stehen schlussendlich acht bis zwölf Pflanzen. Gerade hier sieht Gutzwiller aber noch Optimierungspotenzial: „Wir müssen es technisch hinkriegen, exakter zu pflanzen.” Zu geringe Abstände wirken sich negativ auf das Pflanzenwachstum aus und damit auf den Ertrag. „Es gibt eine Theorie, die besagt, dass der Ertrag beim Setzen von Hand um etwa 30 Prozent höher liegt”, sagt Gutzwiller. Er will aber trotzdem an der Setzmaschine festhalten.
Kaum Schädlinge
Als Dünger bringt er Stickstoff in organischer Form aus, aufgeteilt auf je einen Drittel im Herbst, im Februar und im März. Dazu kommen Calcium, Magnesium und Bor als Blattdüngung. Bei den Schädlingen steht die Lauchmotte im Vordergrund, manchmal auch Thrips. Bei den Krankheiten ist Rost das Hauptproblem, gegen den im biologischen Landbau keine Mittel zur Verfügung stehen, im konventionellen Anbau aber schon. „Wir haben eigentlich keine ernsthaften Probleme mit Schädlingen und Krankheiten”, sagt Gutzwiller.
Die Lauchmotte komme zwar vor, führe aber kaum zu Schäden an den Kulturen. Gegen Thrips könnte er Pyrethrum einsetzen, was aber in diesem Jahr bis jetzt nicht nötig gewesen sei. Knoblauch gilt aber auch unter konventionellen Gemüseproduzenten im Anbau als wenig heikel. Gut möglich, dass der intensive Knoblauchgeschmack vorbeugend wirkt, schliesslich wird Knoblauch auch als natürliches Insektizid eingesetzt. Die Anbaupause beträgt vier Jahre.
Die maschinelle Ernte – pro Hektare rund sieben Tonnen Knoblauch – findet im Thurgau im Juli statt, die geernteten Zwiebeln müssen dann aufbereitet und etwa einen Monat lang getrocknet werden. Die Aufbereitung sei besonders arbeitsintensiv und deshalb der teuerste Teil in der Knoblauchproduktion, sagt Gutzwiller. Bereut hat er den Einstieg bis jetzt nicht: „Wenn alles ideal läuft, lässt sich Knoblauch profitabel anbauen.”
David Eppenberger, lid