Christine Bühler, Sie haben die Hornkuh-Initiative praktisch im Alleingang abgeschossen, sind Sie zufrieden mit dem Resultat?
Christine Bühler: Wir Bäuerinnen haben unsere Medienkonferenz Anfang November nicht im Alleingang gemacht, sondern zusammen mit Agora (dem Zusammenschluss der Westschweizer Landwirtschaftskammern, Red.), das muss man betonen. Dort war ich die einzige mit Milchkühen, deshalb stand ich etwas im Mittelpunkt. Unser Verband stand aber voll dahinter und hat ganz klar Stellung bezogen. Wir haben die Argumente klar umrissen. Die Sicherheit war uns dabei extrem wichtig.
Wie waren die Reaktionen auf Ihren klaren Stellungsbezug?
Ich habe teilweise schlimme Mails erhalten von den Befürwortern, das hat mich etwas überrascht, wir haben nie diffamierend gesprochen. Aber umgekehrt gab es auch Dankesmails aus der Landwirtschaft, und das ist ja auch etwas.
Fühlten Sie sich von Ihren männlichen Kollegen im Stich gelassen?
Ich bin selbständig genug, um zu wissen, was ich will. Sie hatten gute Gründe für ihre Position, auch wenn sie die Auseinandersetzung etwas scheuten. Für uns war einfach klar, dass es nicht um nichts geht, wenn im Direktzahlungsbudget zwischen 15 und 30 Mio Fr. umgelagert werden, und zwar erneut weg von der Produktion. In den Vernehmlassungsunterlagen des Bundesrats zu AP 22+ ist wieder seitenweise von Effizienz die Rede, das ist einfach ein Riesen-Widerspruch zu Sachen wie einem Hornkuh-Beitrag.
Armin Capaul hat den SBLV nach der Niederlage kritisiert, es sei himmeltraurig, was die Bäuerinnen für ein Verhältnis zu ihren Tieren hätten, was sagen Sie dazu?
Das hätte er besser nicht gemacht, er erweist sich als schlechter Verlierer, das macht man einfach nicht, das hat auch etwas mit Anstand zu tun und spricht nicht für die Initianten. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, abwertend über jemanden zu reden, das hat mich enttäuscht. So arbeiten wir nicht in der Schweiz. Wir sind jetzt einfach sein Sündenbock.
Was vermuten Sie, wie viele Prozent zusätzliche Nein-Stimmen hat Ihre Stellungnahme im Abstimmungskampf bewirkt?
Das waren wahrscheinlich schon zwischen fünf und zehn Prozent, ich glaube wir haben sehr glaubwürdig gewirkt. Ich habe noch nie so viele Journalisten an einer Medienkonferenz gesehen wie dort, einige sassen noch auf der Fensterbank. Wir hätten einen grösseren Saal haben sollen.
Die Initianten wollen ihr Anliegen nun via AP 22+ einführen, ist das gerechtfertigt angesichts des relativ knappen Resultats?
Jeder ist frei, in der AP einzugeben was er will, das dürfen sie sehr gerne machen, ich würde es dann einfach am richtigen Ort reintun. Allerdings dünkt mich der Anspruch nicht grad zwingend. Verloren ist verloren, und wenn man dann sagt, man hat trotzdem nicht verloren, überzeugt mich das nicht sonderlich.
Interview akr