Der technologische Fortschritt nimmt rasant zu. Automation und Prozessoptimierungen gehören zum Alltag. Die 4. industrielle Revolution ist längst im Gang. Davon ist auch die Land- und Ernährungswirtschaft betroffen, wie am 4. Ostschweizer Food Forum in Weinfelden deutlich wurde (siehe Textbox). Unter dem Titel "renoviert, innoviert, wachgeküsst" ging es auch darum, wie Unternehmer mit neuen, innovativen Ideen und Angeboten bereits heute Erfolg haben können.
Tradition und Moderne
Zu diesen Unternehmen gehört die Traditionsmarke "Gottlieber Hüppen". Das Unternehmen ist 1928 von Elisabeth Wägeli gegründet worden und fand nach der 4. Generation keinen Nachfolger. 2008 entschloss sich Dieter Bachmann, die Firma zu übernehmen. Ihm sei sofort klar geworden, dass er sich mit dem Qualitätsprodukt zwischen Tradition und Moderne bewege, sagt er. Kundenanalysen und -befragungen hätten ergeben, dass das Produkt auf eine breite Basis zählen könne. Die Idee einer Konzentration nur auf das Premium-Segment habe man deshalb schnell verworfen. "Es macht keinen Sinn, bestehende Konsumenten vor den Kopf zu stossen", betont er. "Wir entschieden uns, auf dem aufzubauen, was wir sind und nicht auf dem, was wir am liebsten sein wollen."
Täglich an Marke arbeiten
So entstand die Markendefinition, die weltweit hohe Qualität zur Geltung bringen will. Premium-Produkt, Tradition und Herkunft würden dabei kombiniert und sollen alle Altersgruppen ansprechen, sagt Bachmann. Die eigene Marke mit langjähriger Tradition, Schweizer Handwerk, höchster Qualität und exklusivem Genusserlebnis zu kräftigen statt Relaunch sei im Vordergrund gestanden. Platz finden auch die Modernisierung der Kommunikation, der Internetverkauf, neue Produkte und Präsentationen usw. bis hin zum Café mit einem Hüppenladen, unter anderem in China. "Der Markenweg ist lang. An ihm arbeiten wir jeden Tag."
«Tröpfel» und Hydrosalate
Mit Innovation und Mut haben Patricia Dähler und Esther Schaefer ihren alkoholfreien "Tröpfel" auf den Markt gebracht. Mit dem Apérogetränk aus Trauben und Äpfeln haben sie von Mammern TG aus eine Nische besetzt, die von 900 auf heute über 40'000 Flaschen anwuchs. "Wir haben mit Überzeugung, Herzblut, Durchhaltewillen und Qualität unsere Chance wahrgenommen", sagte Patricia Dähler an der Podiumsdiskussion.
Das Gleiche gilt für Fritz Meier und seinen Bruder, die in Dällikon ZH auf die Idee kamen, Salate aus Hydrokulturen zu züchten und damit Erfolg haben. "Unser Anliegen ist, dass wir Ressourcen sparen, den Boden schonen und weniger Pflanzenschutzmittel benötigen", betonte er.
Schwarzes Mehl produziert
Weisses Mehl mit Pflanzenkohlenpulver gemischt ergibt ein schwarzes Mehl, das die Meyerhans Mühlen AG in Weinfelden auf den Markt gebracht haben. Es werde von der Kundschaft gut nachgefragt und komme demnächst in Form eines Hamburgerbrötchens auf den Markt, sagte Dominic Meyerhans. Weil das Mehl ein Grundstoff mit vielen Möglichkeiten ist, wurde daraus zudem ein Leim entwickelt. Meyerhans betonte, dass solche kreativen Angebote auch als Imagepflege grosse Bedeutung hätten.
Edgar Sidamgrotzki vom Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Thurgau sagt, dass solche Innovationen wichtig und nötig seien. Sich öffnen und den Wettbewerb suchen sei ein gutes Rezept. An der Politik sei es, die richtigen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. So wurde klar, dass trotz der Industrie 4.0 Kontakt, Beziehung oder Regionalität weiter eine entscheidende Rolle spielen.
Martin Brunner, lid