Nach dem zweimonatigen Aufenthalt bei unserer Familie in der Schweiz, den Dario und ich sehr genossen hatten, waren wir auch wieder glücklich, zu Hause zu sein. Wir trafen ein sehr heisses und ausgetrocknetes Nicaragua an. Die Regenzeit wollte nicht wirklich einsetzen. Es regnete zwar zweimal, aber viel zu kurz. Erstaunlicherweise konnten die Bäume diesen geringen Niederschlag bereits für den Wiederaustrieb der Blätter nutzen.
Wir mussten für die Fütterung der Kühe wie letztes Jahr wieder eine Alternative suchen. Unsere zum ersten Mal hergestellte Silage war zwar ein Erfolg, aber viel zu schnell aufgefressen. Auch das letzte frische Taiwangras wurde bereits geschnitten und gefressen. Als letzte Möglichkeit bot sich der Kauf von Reisstroh an.
Reis wird in den tieferen Lagen von Nicaragua angebaut. Doch die Lastwagen der Futterhändler standen vor der Strohpresse Schlange. Die Chance, eine Wagenladung zu ergattern war praktisch gleich null. Zum Glück konnte Jaime noch eine Ladung Stroh der letzten Ernte auftreiben. Die Kühe schienen sich nicht daran zu stören und frassen es mit Appetit. Zusätzlich entschied sich Jaime, wegen fehlenden Alternativen, doch noch Legehennenmist zu verfüttern. Bei unseren Nachbarn ist das bereits gang und gäbe, und die Milchleistung könne damit stark verbessert werden. Bin gespannt, welche Erfahrungen wir damit machen.
Letzte Woche begann es nun endlich jeden Nachmittag beziehungsweise jede Nacht zu regnen. Vielleicht brachten Dario und ich bei unserer Rückkehr nach Nicaragua Regen mit. Nach ein paar Tagen sah man auf den Weiden bereits einen grünen Flaum. Das Land ist dabei, wieder zum Leben zu erwachen. Auch den Leuten sah man die Erleichterung an, dass endlich Regen einsetzte. Die Angst vor einer „trockenen“ Regenzeit, wie diejenige im letzten Jahr, sitzt tief. Nun sind alle überzeugt, dass genügend Feuchtigkeit im Boden vorhanden ist, um mit der Saat von Mais und Bohnen beginnen zu können. Wie das hier genau abläuft, beschreibe ich im nächsten Blog.
Der Futterengpass ist natürlich noch nicht ganz überwunden. Es dauert noch mindestens einen Monat bis die Tiere wieder auf die Weiden dürfen. Aber zumindest müssen wir uns ums Überleben unserer Tiere keine Sorgen mehr machen. Zudem sehen die Prognosen für diese Regenzeit sehr gut aus.
Mirka Lötscher