Da ist ja ganz schön was gegangen», meint Claudia Märki beim Betreten ihres Hofladens. Vom kaltgepresstes Rapsöl stehen nur noch wenige Flaschen auf dem Holzgestell. Es ist Wülflinger Öl aus dem eigenen Raps, schonend gepresst von einem Kollegen im Aargau. Auch getrocknete Birnen, Äpfel und Zwetschgen müssen aufgefüllt werden, denn grade jetzt kommen ein paar Leute auf das kleine Gebäude zu. Der Hofladen ist in einem Anbau zum Hühnerhaus untergebracht, 600 Hennen leben hier glücklich im Wintergarten und Auslauf. Die Hälfte der Eier wird ab Hof verkauft, den Rest holt ein Händler ab.


Das Wohnhaus steht zweihundert Meter weiter weg, direkt an der Lärmschutzwand der A1, kurz vor der Ausfahrt Wülflingen. «Die Zufahrt zu unserem Be-trieb ist nicht ganz einfach», sagt Claudia Märki lachend. «Unser Betriebszentrum liegt zwischen Eulach, Töss und A1, aber man muss wissen, wo man welches Gewässer und welche Strasse über- oder unterqueren kann.» Märkis bewirtschaften den Betrieb der Kantonal Psychia-

trischen Klinik Schlosstal. Anfang der Neunzigerjahre bekam

Stefan Märki die Stelle als Betriebsleiter, seit 1994 sind Märkis Pächter.


Ein Betrieb mit ungewisser Zukunft

Heute bewirtschaften Märkis 35 Hektaren Acker- und Futterbau. Ein Teil davon gehört der Klinik, also dem Kanton. Weiteres Pachtland haben sie von Privaten und von der Stadt Winterthur. «Wir werden von allen Seiten bedrängt: einerseits soll die Klinik erweitert werden; anderes Pachtland, das in der 
Bauzone liegt, wird überbaut, 
und die Stadt will ihr Land
wirtschaftsland den eigenen Be
trieben geben oder drängt auf ­besonders ökologische  Bewirtschaftung», gibt die Bäuerin zu bedenken.


Ein paar Hektaren sind Eigenland, darauf steht die Obstanlage. «Als wir dieses Land kaufen konnten, haben wir die Sortenauswahl optimiert. Jetzt verkaufen wir praktisch alles Obst frisch oder getrocknet im Hofladen.» Milch aus dem Automaten, Trockenfleisch und Würste, Kartoffeln und Eier – alles aus eigener Produktion, ergänzen das Angebot.  


Vom Aargau in den Kanton Zürich

Claudia Märki ist im Aargau aufgewachsen, auf einem Bauernhof in Mellstorf bei Zurzach. Nach der Schule hat sie die kaufmännische Ausbildung gemacht. Als sie in der Landjugend ihren Stefan kennenlernte, war klar, dass sie Bäuerin werden wollte. Die damalige Bäuerinnenschule in Wülflingen schickte ihr am schnellsten eine Zusage, und so gehörte Claudia zur ersten Klasse, die im Neubau unterrichtet wurde. Stolz ergänzt sie: «Wir pflegen den Kontakt zueinander und treffen uns bis heute regelmässig.»

1989, nach der Heirat mit Stefan, fand sie eine Teilzeitarbeit im Sekretariat der damaligen LBL, heute Agridea, in Lindau. «Wir wohnten gleich nebenan, in einer Betriebswohnung des Strickhofs, wo mein Mann als landwirtschaftlicher Mitarbeiter angestellt war», erinnert sie sich.

Als dann die Stelle des Betriebsleiters in der Klinik Schloss­tal ausgeschrieben war, be-

warben sie sich, bekamen den Zuschlag und konnten den Betrieb ein paar Jahre später pachten. In dieser Zeit sind auch ihre beiden Söhne zur Welt gekommen.

Engagiert bei den Landfrauen

Claudia Märki gefällt es in Wülflingen. Sie ist eine begeisterte Turnerin, hat sich eine Zeitlang im Vorstand des Vereins engagiert. Bei den Landfrauen in Wülflingen ist sie Ortsvertreterin. «Leider sehen wir uns nur selten, hin und wieder zufällig im Dorf. Darum ist es mir ein Herzens-anliegen, die Mitgliederbeiträge persönlich einzuziehen. Es ist aufwendig, alle meine 25 Frauen zu besuchen, aber mit den meist älteren Landfrauen entwickeln sich spannende und interessante Gespräche.»


Vor bald vier Jahren wurde 
sie in den Geschäftsausschuss 
der Zürcher Landfrauen-Vereinigung gewählt. Sie übernahm die Vertretung im Gremium des Dachverbands, dem SBLV. Der Aufwand lässt sich gut planen, da die Termine der vier bis fünf Sitzungen in Bern früh bekannt sind. Manchmal können die zu behandelnden Traktanden an einer Sitzung des GA oder des Vorstands besprochen werden; unterdessen kennt sie aber die Haltung ihrer Kolleginnen gut und kann die Zürcher Meinung in die Diskussionen einbringen.


Margreth Rinderknecht