Der Wald ob Bauma ist ein einziger Konzertsaal in Grün. In den Tobeln, auf den Höhen des Tösstals treiben die Bäume zartes Laub. In ihrem Geäst flötet, singt, trillert und jubelt der Frühjahrsvogelchor.
Für die Bäuerin Beatrix Giger beginnt nun eine helle Zeit. Rund zwei Monate lang lag ihr Familienbetrieb in anhaltendem Schatten, denn er schmiegt sich an einen Nordhang unterhalb des Dorfs Sternenberg. Trotzdem ist die Bäuerin zu jeder Jahreszeit zufrieden mit ihrem Leben auf dem abgelegenen Hof. Denn sie liebt das Tösstal mit seiner Urwüchsigkeit, durchstreift gern die Natur.
Gemeinsam geht es am besten
Landwirtschaftlich gibt der Boden hier allerdings nicht viel her. Über 34 Hektaren Nutzland verfügen Gigers. Doch neben Holzen ist nur gerade Milchwirtschaft möglich. Für Ackerbau sind die Hänge zu steil, ist das Gebiet zu zerklüftet. Rund zwanzig Kühe melken Gigers tagtäglich, ziehen Nachwuchsrinder sowie Mastkälber selber auf. Während ihr Mann Ruedi Giger Herr der Melkmaschine ist, kümmert sie sich um die Kälber, umsorgt diese mit Begeisterung. Die Rinder betreut der Schwiegervater.
Kommt die Zeit der Schlachtung, obliegt es Beatrix Giger auch, das Fleisch jener Tiere zu verarbeiten, das die Familie selbst verwertet oder an Kunden der Umgebung verkauft.
Neben Beatrix Giger und ihrem Mann wohnen auch ihre Schwiegereltern auf dem Hof. Die Tochter ist dabei, auszuziehen, die Söhne sind noch zu Hause. Sie alle will die Bäuerin möglichst mit Eigenem versorgen.
Gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter bestellt sie einen grossen Gemüsegarten. Sie hält Legehennen, bäckt auch gern für die Familie. «Für mich ist es wichtig, dass ich viele Nahrungsmittel selber produziere», erklärt Beatrix Giger, «und weil wir nicht immer Lust auf Rindfleisch haben, halten wir im Sommer auch drei bis vier Schweine.»
Zeiten der Veränderung stehen an
Einigen Schafen mit Widder, die Steilhänge abgrasen und vor der Vergandung schützen sollen, verdanken Gigers zudem zartes Lammfleisch auf dem Menuplan.
Honig liefern Bienen, die Beatrix Gigers Tochter mit ihrem Götti unter der Anleitung des Schwiegervaters betreut.
Das Zusammenleben der drei Generationen ist geprägt von Wohlwollen und Offenheit. Alle ziehen für den Hof am gleichen Strick. Die Bäuerin erfüllt es mit Befriedigung, dass Jahr für Jahr investiert und verbessert wird. Der Betrieb soll auch der nächsten Generation einen Lebensunterhalt bieten. Und diese zeichnet sich bereits ab. Der eine Sohn wird den Hof bald übernehmen. «Wann genau, steht zwar noch nicht fest», präzisiert Beatrix Giger, «es gibt noch viel zu überlegen und zu planen. Das ist eine spannende Zeit.»
Um die Familie finanziell abzusichern, arbeitet Ehemann Ruedi zusätzlich als selbständiger Sanitär. Die Bäuerin hingegen steht ihre Frau ganz auf dem Hof. Sie würde es zwar ebenfalls locken, auswärts zu arbeiten, aber das liegt zurzeit nicht drin. Doch die Zukunft ist offen, und Beatrix Giger ist es auch.
Soziale Arbeit bringt Erfüllung
So organisiert sie seit Längerem im Frauenverein Anlässe. Zudem koordiniert sie im Auftrag der Kirchgemeinde eine Gruppe Frauen, die Menschen über siebzig zum Geburtstag besuchen.
Sie selber ist mindestens einmal pro Monat unterwegs und freut sich immer darauf: «Die Besuche sind sehr spannend. Die Leute haben so viel zu erzählen von früher, sie haben so viel erlebt. Für diese Gespräche nehme ich mir wirklich Zeit, denn das wird sehr geschätzt.» Bald werden jedoch die Gemeinden Sternenberg und Bauma fusionieren. Ob dann dieser Dienst in einem so persönlichen Rahmen erhalten bleiben wird? Beatrix Giger wünscht sich das sehr.
Als Aktuarin setzt sie sich ausserdem seit vierzehn Jahren
für die Ländliche Familienhilfe
der Zürcher Landfrauen-Vereinigung ein. «Da hört man oft, wie schwierig das Leben andernorts sein kann. Dann bin ich mit meinem eigenen wieder sehr zufrieden», meint sie. Doch das ist die positive, lebensbejahende Frau ohnehin.
Sanna Bührer Winiger
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